100 Jahre Friseur im Wandel der Mode

Salon Reger feiert Jubiläum – Josef Reger führt das Geschäft in dritter Generation

03.03.2020 | Stand 03.03.2020, 4:00 Uhr

Das aktuelle Team: Firmeninhaber Bepp Reger mit seinen Angestellten Edeltraud Reichl (v.l.I, Carina Berger, Sabrina Janetzky und Ramona Progl.

Osterhofen. Frisuren ändern sich mit der Mode und die ändert sich rasch. In diesem Wandel besteht seit 100 Jahren der Friseursalon Reger – und hat doch eine Beständigkeit: Der Chef heißt stets Josef Reger. Fast: Der Großvater war "Josef", den Sohn nannte man "Sepp" und wer heute den Friseursalon Reger betritt, der geht zum Enkel "Bepp".

Am 1. März 1920 haben Maria und Josef Reger in der Vorstadt 9 ihren Friseursalon eröffnet. Der Gründer, ein gebürtiger Pfarrkirchner, kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Osterhofen und eröffnete mit seiner Frau Marie aus Osterhofen, eine gebürtige Aschenbrenner, das Geschäft. Auch ihre Schwester arbeitete mit und so kam zum Herren- auch noch ein Damensalon.

"Bubikopfschneiden, Ondulieren, Kopfwaschen – Bedienung auf Wunsch auch außer Haus! Hochachtend!" so warb Josef Reger 1930 für sein Friseurgeschäft. Das Geschäft ist wohl gut gelaufen: Im Hause Reger findet sich noch der Umsatzsteuerbescheid für 1920: 45 Mark waren fällig für einen Umsatz von 3000 Mark.

Josef Reger war als "approbierter Bader" zur Ausübung seines Berufs staatlich zugelassen. Und als Bader durfte er auch kleine medizinische Dienste wie Aderlassen ausüben. Zudem durfte er die Leichenschau vornehmen und den Leichenschein ausstellen – daran erinnert sich Enkel Bepp noch aus Erzählungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Sepp Reger, Sohn des Firmengründers, ins Geschäft mit ein. Er hatte bereits vor dem Krieg das Friseurhandwerk erlernt und übernahm Ende der 1960er Jahre den Salon. Drei Angestellte arbeiteten mit im Salon, zudem Ehefrau Anna und Tochter Angelika Peter, die erst 2015 auf den Tage genau nach 50 Jahren aufgehört hat.

Mit 16 Jahren erlernte 1974 auch Enkel Bepp Reger das Friseurhandwerk – im elterlichen Laden. "Das hat den Vorteil, dass man schneller lernt und früher mehr machen darf", schildert er. Nach der Gesellenprüfung schlug er den zweiten Bildungsweg ein, absolvierte Berufsaufbauschule, Fachoberschule und seine Zeit bei der Bundeswehr. Mit 24 Jahren arbeitete er voll im Geschäft mit und übernahm den Salon offiziell nach dem Tod des Vaters 1994. Ein Jahr später zog er mit dem Salon auf die gegenüberliegende Straßenseite in die Vorstadt 12.Das ist aber längst nicht die einzige Neuerung im Friseurbetrieb – der lebt schließlich von der sich ständig wandelnden Mode. So gab es bereits in den 1950er Jahren "sauere" Dauerwellen, die in den 1980er Jahren erneut modern wurden. Noch früher waren neben Kaltwellen auch Heißwellen begehrt: Dazu wurden die Haare auf Holzwickler aufgewickelt und heiße Tonklammern darauf gesetzt, um die Wellen haltbar zu machen. Anlässlich des Firmenjubiläums zeigt Josef Reger einige alte Aufnahmen aus dem Familienbetrieb im Schaufenster, darunter ein Bild von diesen ersten Dauerwellen.

Aber auch der Herrensalon unterliegt dem Wandel: In seiner Lehre musste Bepp Reger in der Zwischenprüfung einen technischen Herrenschnitt zeigen – der war damals völlig außer Mode, da trug die Männerwelt sogar in der Bundeswehr längere Haare, erinnert sich der heutige Saloninhaber. Heute ist der Undercut wieder beliebt – ein Haarschnitt, wie er bereits bei seinem Großvater gefragt war.

Vieles wiederholt sich, die Kontinuität ist der Wandel. Neben dem Kontakt mit den Leuten schätzt Josef Reger an seinem Beruf besonders, dass man immer am Puls der Zeit sein muss: "Wennst des ned bist, hast verloren", ist er überzeugt.

Bepp Reger freut sich, dass in seinen Salon alle kommen, von Dreijährigen bis zu 90-Jährigen. "Jeder wird als eigenständige Person betrachtet", erläutert der Friseur seine Philosophie. Auch kleine Buben dürfen selbst sagen, wie kurz sie ihre Haare haben wollen.

Im Damensalon setzt Josef Reger auf vier Angestellte, Edeltraud Reichl, Ramona Progl, Sabrina Janetzky und Carina Berger sorgen seit vielen Jahren für flotte Frisuren. Derzeit sind lange Haare in Mode, mit Strähnchen, getönt oder gefärbt. Er selbst kümmert sich fast nur noch ums Herrengeschäft. Das läuft noch immer ohne Termine, dann heißt es einfach "Jetzt geh’ ich zum Bepp."

− gs