Viechtach
10 Monate Haft für "notorischen Bewährungsversager"

17.06.2020 | Stand 19.09.2023, 6:35 Uhr

Mit Handschellen gefesselt wurde der 31-jährige Mann von zwei Polizisten in den Gerichtssaal gebracht. Ursprünglich kommt er aus dem Landkreis Deggendorf, seit Februar dieses Jahres sitzt er allerdings in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Landshut. Am Mittwochvormittag musste er sich am Amtsgericht Viechtach wegen Betrugs, Diebstahls und Schwarzfahrens verantworten. Dabei wurde sein Gefängnisaufenthalt von Richterin Ingrid Götte um zehn Monate verlängert.

Im Februar 2019 hatte sich der Angeklagte unter Angabe einer falschen Adresse in einem Hotel in Viechtach eingemietet. Für sieben Übernachtungen reservierte er dort ein Zimmer. Noch während der Tage, für die er das Hotel gebucht hatte, bezog er eine Pension in Viechtach. Dort hatte er zuvor in seiner Reservierung per E-Mail angegeben, Monteur einer Montagefirma zu sein. Die Rechnung für beide Zimmer über insgesamt 509 Euro bezahlte er nicht.

Weiterhin wurde der 31-Jährige im Februar und Juli 2019 sechsmal beim Schwarzfahren erwischt. Die Tickets hätten insgesamt 52,80 Euro gekostet. Im Oktober 2019 entwendete er aus einem Supermarkt in Regen eine Flasche Wodka. Alle Taten gab der Angeklagte zu.

Er habe sich ins Hotel eingemietet, weil er damals keine Unterkunft hatte. Warum er parallel auch noch ein Zimmer in einer Pension gebucht hatte, konnte der 31-Jährige nicht erklären. Er habe unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden. Bereits seit fünf Jahren würde er Amphetamine konsumieren – seit März 2019 jedoch nicht mehr. Durch seine Verlobte, mit der er auch ein gemeinsames Kind hat, sei er von den Drogen losgekommen.

Im Pensionszimmer wurde neben einer Handyschachtel samt Handyvertrag auch eine Bong gefunden. Am selben Tag, an dem er sich unter falschen Namen in der Pension einmietete, wurde der Angeklagte im Drogenrausch von einem Krankenwagen ins Bezirksklinikum nach Mainkofen gebracht. Ein Passant hatte ihn auf einer Parkbank liegend entdeckt und den Rettungsdienst verständigt.

Die Gerichtsverhandlung am Mittwoch war bereits der dritte Anlauf. Zu vorhergehenden Terminen war der 31-Jährige nicht erschienen. Nun wurde er aus der Haft vorgeführt. Der Angeklagte hat bereits neun Vorstrafen, unter anderem wegen Diebstahls, Betrugs und Drogenbesitzes. Weil er eine ihm als Bewährungsauflage verordnete Therapie zu lange hinausgezögert hatte, muss er noch bis Dezember eine Freiheitsstrafe absitzen. Doch dabei wird es nun nicht bleiben. Denn Richterin Götte verurteilte den 31-Jährigen zu zehn weiteren Monaten Haft.

Dabei blieb die Richterin weit unter den von der Staatsanwältin geforderten eineinhalb Jahren Gefängnis. Verteidiger Matthias Kopp plädierte auf ein Jahr Freiheitsstrafe, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt werden könne. Dadurch, dass sein Mandant vor kurzem Vater geworden ist, habe er eine positive Sozialprognose.

Eine Bewährungsstrafe konnte Ingrid Götte allerdings nicht rechtfertigen. Der Angeklagte sei ein "notorischer Bewährungsversager". Auch zeuge sein Vorgehen von einer "nicht geringen kriminellen Energie". Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.