Wenn der Herr Kaplan mit dem Herrn Bürgermeister ...

16.04.2014 | Stand 16.04.2014, 11:24 Uhr

Gemeinsam stehen Florian Gams (links) und Sebastian Wild (rechts) für den DJK-SC Sandbach auf dem Feld. Die 0:7-Klatsche gegen Jägerwirth konnten sie aber nicht verhindern. − Foto: Mike Sigl

Don Camillo und Peppone? Nein, Giovannino Guareschis Helden aus seinen Erzählungen vom ländlichen Italien kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sind zwar ein Dorfpfarrer und ein roter Bürgermeister, diese beiden Figuren aber stehen für den Zwiespalt zwischen tradierten Werten, gesellschaftlicher Aufbruchstimmung und politischer Rivalität während des Kalten Krieges, der auch vor der Po-Ebene nicht Halt machte.

Das alles trifft auf Sebastian Wild (30), den Kaplan von Vilshofen und ab 15. September Pfarrer von Aldersbach und Florian Gams (30), ab Mai 1. Bürgermeister der Stadt Vilshofen, im heutigen Niederbayern nun wirklich nicht zu. Diese beiden bekriegen sich nicht. Im Gegenteil. Sie stehen fest zusammen, der Geistliche und der SPD-Mann, auch und gerade politisch, wie im Wahlkampf festzustellen war – und erst recht auf dem Fußballplatz.

Sie kicken leidenschaftlich für den A-Klassisten DJK-SC Sandbach. Sie kämpfen, sie siegen – und manchmal verlieren sie auch gemeinsam, wie am Palmsonntag gegen Jägerwirth: 0:7 stand’s nach 90 Minuten! Da halfen kein Stoßgebet, kein Fußball-Gott und auch keine Kabinen-Predigt zur Halbzeit. Denn da lag der Erzrivale schon 4:0 in Front.

Während der Kaplan als Innenverteidiger dieses Kreuz 90 Minuten auf sich nahm und einen der sieben Gegentreffer, wie er zugibt, selbst verschuldet hat , spielte der künftige Bürgermeister – er sollte die Defensive stärken – erst ab Minute 46 mit. Drei weitere Gegentore konnte aber auch er nicht verhindern gegen den Tabellenführer. Für den Fußballer Gams, der seit seiner Kindheit in Sandbach kickt, ist diese Niederlage sicherlich nicht angenehm gewesen, "aber sie ist zu verkraften", sagte er auf Nachfrage von heimatsport.de. So ähnlich denkt auch sein Kamerad, der Kaplan, der gar einen "Klassenunterschied" ausmachte. Nicht die Niederlage an sich ärgerte ihn – "sie war verdient" – , wohl aber das Ergebnis: "Es fiel doch ein bisserl zu hoch aus."

Ehe Florian Gams in Vilshofen die Amtsgeschäfte der Stadt übernimmt, hat er noch ein paar Arbeitstage im Bauamt der Marktgemeinde Fürstenzell abzuleisten. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt bis dahin übrigens auch noch Jägerwirth. Schon am 1. Mai will Gams in den Markt Fürstenzell zurückkehren, genauer gesagt auf den Fußballplatz in Engertsham. Dort möchte der 30-Jährige erstmals als 1. Bürgermeister der 16000-Einwohner-Stadt Vilshofen auflaufen. Spätestens an diesem "Tag der Arbeit" wollen der Sozialdemokrat und der Priester wieder gemeinsam punkten, obwohl Sebastian Wild noch nicht weiß, ob er wegen der Maifeiern in der Kirchengemeinde an diesem Spieltag überhaupt Zeit hat für seinen geliebten Sport.

Bis zum Karsamstag beim Mitspitzenreiter ASV Ortenburg II jedenfalls dürfte punktemäßig noch Fastenzeit angesagt sein, auch wenn sich Sebastian Wild damit heute noch nicht anfreunden will. Klar, jedes Spiel muss erst gespielt werden. Schau’n mer mal!