Tuchel vs. Nagelsmann: Zwei bayerische Schwaben kämpfen ums Königsklassen-Finalticket

14.08.2020 | Stand 14.08.2020, 20:58 Uhr


Nach dem Coup von RB Leipzig im Viertelfinale gegen Atletico Madrid (2:1) und dem Last-Minute Sieg von Paris St. Germain gegen Atalanta Bergamo (2:1) kommt es im Halbfinale der Champions League zu einem Duell zweier bayerischer Trainer: Julian Nagelsmann versus Thomas Tuchel. Die beiden Schwaben sind nur gut 50 Kilometer voneinander entfernt geboren – und haben sogar eine gemeinsame Vergangenheit beim FC Augsburg.

Als die Leipziger um kurz vor Mitternacht als Champions-League-Helden ins noble Palacio Estoril zurückkehrten, war von Partystimmung keine Spur. Mit schweren Beinen schleppten sich die müden Spieler vom Bus zum Hoteleingang, Julian Nagelsmanns zupfte seinen Mund-Nasen-Schutz zurecht und erinnerte die Profis an ihre Pflichten. Sie sollten "den Flüssigkeitshaushalt auffüllen" und "gut trinken - aber keinen Alkohol", betonte der Trainer von RB Leipzig.

Die große Party zum Aufstieg von der 5. Liga in die Top-Vier Europas in elf Jahren hat der Emporkömmling verschoben, denn seine "Missao Final" ist in Lissabon noch nicht beendet. Nach dem grandiosen 2:1 (0:0) gegen die Defensivkünstler von Atletico Madrid will der Außenseiter am kommenden Dienstag (21.00 Uhr/Sky und DAZN) auch das Starensemble von Paris St. Germain aus der Königsklasse kegeln.

Man habe "wieder einen Riesenbrocken vor der Brust", sagte Nagelsmann, der nach dem kräfteraubenden Abnutzungskampf gegen Atletico auf den psychologische Effekt setzt. Ein Duell gegen Weltstars wie Neymar und Kylian Mbappe sei "wie ein Schnellladegerät" für die Akkus. Genau wie die Lobeshymnen nach dem größten Erfolg der noch jungen Klubgeschichte – und das ohne Torjäger Timo Werner, aber mit viel Herz und einer taktischen Meisterleistung.

"Leipzig war ein Bienenschwarm", schrieb das spanische Sportblatt Marca und nannte den Auftritt "eine deutsche Sinfonie". Die Zeitung Sport meinte: "Jetzt sind die roten Bullen zu allem fähig." Das trichtert Nagelsmann seinen Spielern auch jeden Tag ein. Öffentlich wolle er zwar "keine Titelansage" machen, aber natürlich wolle man "jetzt ins Finale kommen".

Das wird Thomas Tuchel verhindern wollen. Der PSG-Coach hatte Nagelsmann in der Saison 2007/08 beim FC Augsburg II trainiert und ihn währenddessen auch mit ein paar Scouting-Aufgaben versehen. "Spiele gegen ihn sind immer interessant, weil er eine gute Idee vom Fußball hat", sagte Nagelsmann. Der mit 33 Jahren jüngste Halbfinal-Trainer der Champions-League-Geschichte betonte aber auch, "noch nie ein extrem inniges Verhältnis" zu Tuchel gehabt zu haben – und das obwohl sie beide sogar aus derselben Gegend stammen: Tuchel wurde in Krumbach geboren, Nagelsmann gut 50 Kilometer weiter in Landsberg am Lech.

Dennoch: Ein Duell "Nagelsmann vs. Tuchel" sei das Halbfinale nicht, betonte Leipzig-Coach Nagelsmann: "Ich muss schon festhalten, dass die Mannschaft und wir als kollektiv Tottenham ausgeschaltet haben und heute Atlético. Da geht es nicht um Trainerduelle gegen Mourinho, Simeone oder jetzt gegen Tuchel. Es ist ein Mannschaftssport und die Mannschaft hat es herausragend gemacht."

− sid/dpa/aug