Triftern
"Wer ist Jesus für mich?": Auftakt zur Visitation

10.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:07 Uhr

Visitator Dr. Hans Bauernfeind bei seinem Vortrag zum Auftakt der Visitation. −Foto: red

Wie in den übrigen Pfarreien und Pfarrverbänden des Dekanates Pfarrkirchen auch, steht im Pfarrverband Triftern heuer und im nächsten Jahr die Visitation durch Beauftragte der Diözese Passau auf dem Programm. Nun startete dieser "Besuch", wie es der Visitator, Domdekan Dr. Hans Bauernfeind, formulierte, mit dem Auftaktabend für eine breitere Öffentlichkeit. Vorangegangen war ein Gottesdienst, den der Chor Kassiopeia musikalisch umrahmte.

Über 50 Verantwortliche, Haupt- und Ehrenamtliche sowie in Gruppen und Verbänden engagierte Menschen aus den drei Pfarreien Anzenkirchen, Neukirchen und Triftern trafen sich im Pfarrheim St. Stefan in Triftern zum Austausch. Bauernfeind sprach dabei zunächst über den Sinn und Zweck einer solchen Visitation. Zunächst gehe es um eine Analyse: Wie geht es uns? Wo stehen wir? Schonungslos und ungeschönt stellte er dabei zunächst fest, dass sich Kirche und Welt entfremdet hätten. Der Grund dafür seien zum einen die Veränderungen in der Gesellschaft, in der der Einzelne eine immer größere Rolle spiele. Zum anderen liege dies aber auch an der Kirche, die zahlenmäßig schrumpfe und dabei auch in der Mitgliederzusammensetzung altere sowie nicht zuletzt an den diversen Skandalen, die der Kirche massiv geschadet hätten.

Wichtiger sei nun aber: "Wie und wohin wollen wir weitergehen", sagte Bauerfeind bei der Vorstellung der Visitation. Bedeutend sei, Chancen zu entdecken, zu sehen und Perspektiven für eine Zukunft zu entwickeln. Die Visitation solle auch dazu dienen, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen, einander Mut zu machen. Kirche vor Ort in den Pfarreien solle so durch die Diözese Unterstützung und Professionalisierung erfahren.

Im Mittelpunkt all dieses Austausches müsse aber immer die Frage stehen, "Wer ist Jesus für mich)", so der Domdekan. Denn schließlich sei er es, der wie ein Freund an die Tür klopfe und uns besuchen möchte. Im Anschluss an seinen Vortrag blieb dann Raum für Fragen und zum Teil sehr kritische Anmerkungen durch die Teilnehmer.

So wurde etwa bemängelt, dass das so wichtige Thema "kirchliche Kinder- und Jugendarbeit" im Vortrag keine Erwähnung gefunden hatte. Argwöhnisch beäugt wurde auch der Begriff der "pastoralen Räume", weil durch dieses Arbeitsmodell eine Entfremdung von der eigenen Pfarrei befördert werden könnte. Aber auch andere heiße Eisen wurden angesprochen, etwa die Gleichberechtigung von Mann und Frau auch in der Kirchenhierarchie (Weiheämter sind ja in der katholischen Kirche Männern vorbehalten). Bereiche wie Machtmissbrauch, die kirchliche Sexualmoral, Kirchensteuer, Kirchenaustritte und der Umgang damit wurden ebenso wenig ausgespart.

Beim Klausurtag am 29. November in Burghausen soll dieser Auftaktabend eine Fortsetzung finden.

− red