Plattling
"Shoot me": Ausnahmesituation für die Plattlinger Polizei

14.11.2019 | Stand 12.10.2023, 10:28 Uhr

−Symbolfoto: dpa

"Gewohnt ist man sowas nie", sagt Polizeihauptkommissar Rudi Lerndorfer. "Obwohl wir auch in Stephansposching schon zwei größere Einsätze hatten." Er war Einsatzleiter, als am Dienstag ein 23-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan ausrastete, nachdem er einen negativen Bescheid des Ausländeramtes bekommen hatte.

Mit einer Eisenstange habe der Afghane in der Preysingstraße in Plattling (Landkreis Deggendorf) auf die Windschutzscheibe des Dienstwagens eingeschlagen. "Das hätte auch meine Kollegin auf dem Beifahrersitz treffen können." Angst habe man in so einer Situation als Polizist aber eigentlich nicht. "In dem Moment handelt man einfach."

Lesen Sie dazu auch:
- Asylbewerber rastet aus: Drei Polizisten verletzt, fünf Autos beschädigt

Am Dienstagnachmittag war der Asylbewerber in seiner Arbeit auf einer Baustelle in Mainkofen. Dort bekam er einen negativen Asylbescheid übermittelt. Der Mann rastete aus, wurde laut und sagte seiner Sozialpädagogin, er würde sich umbringen und das Ausländeramt "platt" machen. Dann machte er sich zu Fuß in Richtung Plattling auf. In der Asylunterkunft in der Plattlinger Innenstadt konnte der Afghane durch mehrere Polizeistreifen gestellt werden. Er floh weiter in Richtung Innenstadt, wobei er mehrere Autos und Dienstwagen der Polizei demolierte. In der Preysingstraße konnten die Polizeibeamten den 23-Jährigen schließlich stellen. "Shoot me, shoot me", habe der Asylbewerber den Polizeibeamten zugerufen, also "erschießt mich, erschießt mich". Durch körperliche Gewalt und mit Einsatz von Pfefferspray konnten die Polizeibeamten den Afghanen schließlich zu Boden bringen und fesseln.

Mit Asylbewerbern komme es immer wieder mal zu Problemen, erklärt Rudi Lerndorfer. "Das ist klar, die sollen zurückgebracht werden in ein Land, zu dem sie keine Verbindung mehr haben, wo oft keine Familie mehr ist. Das ist eine Ausnahmesituation. Kriminelle Taten rechtfertigt das aber natürlich nicht." Alle Behörden und Institutionen seien über den Vorfall informiert, erklärt Lerndorfer. Nun müsse man abwarten, wie es mit dem Mann weitergehe. Er muss sich wegen mehrerer Straftaten verantworten. Nach seiner Festnahme wurde der Afghane vorgestern zwangsweise im Bezirksklinikum Mainkofen untergebracht.

Mehr dazu lesen Sie in der Donnerstagsausgabe der Passauer Neuen Presse