"Believe in yourself" (Glaub’ an dich) steht, in geschwungener, blauer Schrift eintätowiert, auf Roman Gorsts linker Brust. Kaum ein Spruch könnte in diesen Tagen besser passen für den Box-Champ aus Pocking. Am Samstagabend wird er den bislang größten Kampf seines Lebens kämpfen. In Magdeburg verteidigt der 31 Jahre alte Pockinger seinen deutschen Profi-Titel im Schwergewicht gegen Super-Talent Peter Kadiru (24).
Es ist alles eine Nummer größer als alles, was Gorst bislang als Boxer erlebt hat, seinen erfolgreichen Hamburger Titelfight vor einem Jahr eingeschlossen. Der Kampf in Magdeburg wird von der ARD übertragen (Livestream ab 21 Uhr, ARD ab 23.15 Uhr), selbst unter Corona-Bedingungen werden 2000 Zuschauer den Fight in der GETEC-Arena verfolgen, sein Gegner wird vom Klitschko-Manager betreut, es gab Pressekonferenzen, am Mittwoch noch ein Pressetraining.
Es ist ja das, was er immer wollte. Er hat ja nicht 170 Amateurkämpfe bestritten, in Simbacher und Pfarrkirchner Bierzelten gekämpft, um dann vor der großen Bühne zurückzuschrecken. "Es ist jetzt so, wie ich mir das immer vorgestellt habe", sagt Gorst. In seinem siebten Profikampf darf er nun schon einen Titel verteidigen. Er versucht, das alles auch zu genießen. "Ich nehm’ das locker, versuch’, meinen Spaß zu haben. Ich will einfach sein, wie ich bin", hält er fest. Er weiß ohnehin, dass genau darin seine Stärke liegt. "Ich bin immer noch der Junge aus einer kleinen Stadt, habe alles mit meinen Mitteln daheim erreicht, ich war nie auf einer Sportschule, habe immer noch meinen Trainer", sagt Gorst. Wer den Boxer kennt, der weiß, dass diese Heimatverbundenheit kein Lippenbekenntnis ist. Denn als "Pockinger Buam" nehmen sie ihren Roman auch zu Hause wahr. Aus Pocking wird ein Bus zum Kampf nach Magdeburg starten, besetzt mit Mitgliedern des SV Pocking, mit Gorsts vier älteren Brüdern – und mit Bad Griesbachs Bürgermeister Jürgen Fundke an Bord. Die Arbeitskollegen des Bad Füssinger "Mühlbach", wo Gorst als Koch arbeitet, verbreiteten auf Facebook ein Motivations-Video, das innerhalb kürzester Zeit vielfach geliked und geteilt wurde. "Stark", findet Gorst das.
Sportlich fühlt sich der Champion ohnehin bereit für die große Herausforderung. "Es wird in dem Kampf nichts passieren, was mich aus dem Konzept bringt", verspricht Gorst. Mit einem großgewachsenen Sparringspartner hat er sich auf den Fight gegen den 1,94 m großen Kadiru vorbereitet. Einen Größennachteil fürchtet der 1,86 m große Kämpfer aber ohnehin nicht. "Ich mag größere Gegner", sagt Gorst. "Ich schlage lieber nach oben als nach unten."
Der Jugend des Gegners zum Trotz sieht er auch einen Schnelligkeitsvorteil bei sich. Und die 108 Kilo Kampfgewicht des Gegners beeindrucken ihn wenig: "Ich habe schon gegen schwerere geboxt." Und dann ist es ja auch so, dass Kadiru, der Jugend-Olympiasieger, nicht auf Gedeih und Verderb loslegen kann. Weil der Kampf auf zehn Runden angesetzt ist, heißt es, sich die Kräfte gut einzuteilen. Wenn Roman Gorst am Samstagabend, in seinen Kapuzenmantel gehüllt, in den Ring tritt, wird er jedenfalls bereit sein. Seine Einmarschmusik kommt von Kool Savas und trägt den Titel "AMG – An Mich Glauben".
Der Kampfabend wird ab 21 Uhr hier im Livestream ausgestrahlt.
