Deggendorf
Nur Probleme mit WhatsApp? – Ein Schulsozialarbeiter berichtet

06.02.2019 | Stand 18.09.2023, 3:27 Uhr

Markus Altschäfl findet: Ein Grundschüler braucht kein Handy. Sein 9-jähriger Sohn hat auch tatsächlich noch keines. −Foto: Binder

Sie sollten auf WhatsApp verzichten, hat Heinz-Peter Meidinger, der Leiter des Robert-Koch-Gymnasiums in Deggendorf und Präsident des Deutschen Lehrerverbands, jüngeren Schülern geraten. Wenn Kinder das Chat-Programm nutzen, sollten die Eltern sie dabei intensiv begleiten, so Meidinger. Wie realistisch sind solche Ratschläge, wollte die PNP von einem Praktiker wissen und hat bei Markus Altschäfl nachgefragt, dem Schulsozialarbeiter an der Deggendorfer Mittelschule St. Martin.

Herr Altschäfl, gibt es Schüler jenseits des Grundschulalters, die nicht auf WhatsApp sind?
Altschäfl: Nur sehr wenige. Es gibt sicher einige Familien, die sehr kritisch mit neuen Medien umgehen und die Nutzung bei ihren Kindern sehr einschränken, aber bei der Masse der Kinder ist es üblich, dass sie schon ein Smartphone besitzen, wenn sie in die Mittelschule kommen.

Welche Rolle spielen Probleme rund um WhatsApp oder das Smartphone in Ihrem Alltag als Schulsozialarbeiter?
Altschäfl: Es ist nicht das Hauptthema, aber sicher ein großes. Mehrmals die Woche hat man schon mit irgendwelchen Handy-Geschichten zu tun.

Mehr dazu:
- Meidinger appelliert an jüngere Schüler: "Lasst WhatsApp bleiben"

Haben sich durch die sozialen Medien Probleme, die es immer schon gegeben hat, nur verlagert, oder sind ganz neue entstanden?
Altschäfl: In manchen Bereichen, und da gehört sicher Mobbing dazu, hat sich die Qualität eindeutig verschärft. Für Mobbing ist WhatsApp wie geschaffen. Natürlich hat es früher auch Mobbing gegeben – da hat es nur anders geheißen, es sind halt Leute fertig gemacht worden. Das war aber viel aufwändiger, jemanden schlecht zu reden. Heute braucht es einen Knopfdruck, um über irgendwen Lügen zu verbreiten.

Neben Mobbing – was sind weitere Probleme rund um die digitalen Medien, mit denen Sie zu tun haben?
Altschäfl: Mein Eindruck ist, dass es geschlechterspezifische Unterschiede gibt. Ich möchte behaupten, dass Mädchen mit Mobbing mehr Probleme haben. Bei Jungs geht es mehr um verbotene Inhalte, die geteilt werden, um Gewalt und sexualisierte Inhalte. Das muss alles möglichst krass sein, um zu zeigen, was für ein harter Hund man ist. Und schließlich geht es um das Verschicken von Fotos – Stichwort: Selfies oder auch leicht bekleidete Selfies. Früher hat man einen Zettel geschrieben "Willst du mit mir gehen? Ja, Nein, Vielleicht" und heute schickt man ein Foto von sich, vielleicht auch noch leicht bekleidet. Das kann natürlich fatale Folgen haben.

− stg

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