Landesliga Südost: Diesmal will Erlbach keine Zittersaison – Ex-Profi Kern impft dem Team Siegermentalität ein

09.07.2018 | Stand 19.09.2023, 0:31 Uhr
Oliver Wagenknecht

Fünf der sechs Erlbacher Neuzugänge, eingerahmt von Trainer Jens Kern (rechts), Vorstand Peter Lengdobler und Co-Trainer Johann Grabmeier (links): Bernd Eimannsberger (stehend, von links), Tobias Sandner, Philipp Bräuhauser, Matthias Galler (kniend, links) und Nico Reitberger. Auf dem Bild fehlt Johannes Maier, der nach einem Jahr beim Regionalligisten TSV Buchbach wieder zu seinem Stammverein zurückgekehrt ist. − Foto: Rudi Maier

Nach dem letzten Probelauf blicken Fußballer und Verantwortliche des SV Erlbach dem bevorstehenden Start in der Landesliga Südost gelassen entgegen. Bei der Generalprobe gegen Bezirksligist VfL Waldkraiburg schoss sich das Holzland-Team mit einem beeindruckenden 7:0 fürs Auftaktspiel am Donnerstag (19 Uhr) gegen den ASCK Simbach warm. Und von Trainer Jens Kern gab’s hinterher bei der offiziellen Mannschaftsvorstellung eine recht mutige Saisonprognose.

Drei Doppelpacks beim 7:0 im Test gegen WaldkraiburgNeuzugang Matthias Galler (15./32.) und Torjäger Marc Bruche (34./44.) sorgten bei der überzeugenden Vorstellung am Samstag mit ihren Treffern für den 4:0-Pausenstand. Nach dem Seitenwechsel machten Thomas Deißenböck (52.) und Sebastian Hager (66./90.) den Erlbacher Kantersieg perfekt. Kern relativierte das klare Ergebnis jedoch sofort mit Verweis auf das dürftige 4:3 zwei Tage zuvor bei einem anderen Team aus der Bezirksliga Ost: "Wenn man uns gegen Dorfen zugeschaut hat, könnte man meinen, wir gehen als Absteiger Nummer 1 in die Saison." Gegen Waldkraiburg sei es zwar "deutlich besser" gelaufen, aber: "Wir sind weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen."

Zu frisch sind noch die Erinnerungen an die vorige Saison, die lange im Zeichen des Abstiegskampfes stand. Man habe nach der Winterpause von 14 Spielen lediglich drei verloren, aber trotzdem "nur knapp den Klassenerhalt geschafft", warnt Kern. Am Ende stand ein passabler 10. Platz mit 43 Punkten und fünf Zählern Vorsprung vor der Relegationszone. Doch heuer wird die Landesliga aus Sicht der SVE-Macher noch ausgeglichener.

Dass Erlbach überhaupt weiter in der sechsthöchsten Fußballklasse mitkicken kann, ist zum großen Teil Verdienst von Kern. Der frühere Profi-Torhüter (u. a. bei Wacker Burghausen in der 2.Bundesliga) hat es verstanden, der Mannschaft wieder Siegermentalität einzuimpfen. Die war in der Bayernliga-Saison 2015/16 und dem folgenden letzten Landesliga-Jahr unter Robert Berg abhanden gekommen. Dabei ging es auch unter Kern, der im August 2017 nach dem 7.Spieltag und der Trennung vom glücklosen Manuel Kagerer vom Torwarttrainer zum Chefcoach befördert worden war, bis zur Winterpause eher schleppend voran.

Rückholaktion von Maier gilt als Königstransfer Dann aber gelang es dem gebürtigen Mainzer, der Mannschaft die nötige Sicherheit zu vermitteln. Die stabile Abwehr mit nur 38 Gegentoren, den zweitwenigsten hinter Vizemeister SE Freising, war die Basis für den Verbleib in der Landesliga. 46 selbst erzielte Tore entsprachen dagegen eher der Ausbeute eines potenziellen Absteigers. So war klar, wo der Hebel angesetzt werden musste. Dass drei der sechs Sommer-Verpflichtungen Angreifer sind, ist daher kein Zufall.

Als Königstransfer gilt die Rückholaktion von Johannes Maier: Der torgefährliche Blondschopf, Sohn von Co-Abteilungsleiter Rudi Maier, ist nach einem Jahr beim TSV Buchbach nach Erlbach heimgekehrt. Trotz beachtlicher 27 Einsätze in der Regionalliga, wo er vielfach in der Defensive ran musste, entschied sich der Stürmer frühzeitig, wegen des geringeren Trainingsaufwands zurück zu seinem Stammverein zu wechseln. Weil er mit seinem Master-Studium gerade in der Endphase ist, wird "Hannes" Maier jedoch erst ab Oktober fixer Bestandteil des Kaders sein.

Goalgetter Matthias Galler, vom Kreisklassisten TV Altötting geholt und mit seinen 27 Jahren im besten Fußballer-Alter, war schon länger im Visier von SVE-Teammanager Ralf Peiß. Der junge Nico Reitberger (18), auch er Angreifer, machte letzte Saison beim SV Huldsessen in der Kreisklasse Eggenfelden mit zwölf Toren in 26 Spielen auf sich aufmerksam.

Zu den Top-Neuverpflichtungen zählt auch Bernd Eimannsberger. Der 27-jährige Mittelfeldmann, bei Bayernligist SV Kirchanschöring über Jahre eine feste Größe, soll als Sechser eine Schlüsselfigur im Erlbacher Team werden. Er wird sogar als spielender Co-Trainer geführt. Zweiter Assistent von Kern bleibt Johann Grabmeier, während der letztjährige "Co" Michael Schreiner nicht mehr im Trainerteam ist. Als Perspektivspieler für die Abwehr wurden mit Tobias Sandner (20/ Kirchanschöring) und dem aus Erlbach stammenden Philipp Bräuhauser (19/Wacker-Jugend) zwei Innenverteidiger geholt. Sie nehmen die frei gewordenen Defensiv-Planstellen der Abgänge Philipp Karpfhammer (ASCK Simbach) und Jannick Brath (SG Tüßling/Teising) ein.

War die vergangene Saison noch als "Jahr des Umbruchs" tituliert worden, will man heuer nach den Worten von Ralf Peiß wieder "in ruhiges Fahrwasser" kommen und sich möglichst "nach hinten keine Gedanken machen müssen". Jens Kern postuliert: "Landesliga ist das, was Erlbach spielen muss." Konkret sei das "gesicherte Mittelfeld unser Anspruch". Dass man den SVE andernorts – zum Beispiel bei Lokalrivale FC Töging – schon wieder im erweiterten Kreis der Topteams erwartet, weist der Ex-Profi zurück. Da gebe es Vereine in der Liga, "die ganz andere Mittel haben als wir", begründet er und nennt im ersten Atemzug VfB Hallbergmoos, FC Deisenhofen und SE Freising.

Wird der SVE eines der Überraschungsteams? Dass man das eigene Licht nicht unter den Scheffel zu stellen braucht, ist Kern aber sehr wohl bewusst. Der 35 Jahre alte Familienvater mit dem eingebauten Sieger-Gen bringt seine Philosophie auf einen ganz einfachen Nenner: "Ich will jedes Spiel gewinnen!"

Und dann lehnte er sich am Samstagabend vor den SVE-Fans doch noch etwas aus dem Fenster: Wer weiß, so Jens Kern, vielleicht gehöre Erlbach ja diesmal "zu den Überraschungsmannschaften" ...