Triathlon
Julia Viellehner wird Deutsche Meisterin im Halb-Ironman – "Die Zeichen für Roth stehen gut"

17.06.2015 | Stand 18.09.2023, 20:09 Uhr

Auf dem Rad startet Julia Viellehner stets ihre Aufholjagden. − F.: Stecher

In dreieinhalb Wochen, bei der Challenge Roth, will sie zum zweiten Mal in ihrem Leben einen Langdistanz-Triathlon durchstehen. Und die Aussichten, dass das klappt, scheinen für Julia Viellehner bestens zu sein. Ihre letzten Formtests verliefen jedenfalls äußerst vielversprechend, unter anderem mit einem deutschen Meistertitel im Halb-Ironman.

"Super Einstieg in die Triathlonsaison 2015" – so kommentierte die Winhöringerin ihr Abschneiden beim "Ironman 70.3 Kraichgau" in Baden-Württemberg. Bei hochsommerlicher Hitze bewältigte sie die Distanz von 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 4:34:03 Stunden. Damit hatte die 29-Jährige nicht nur den Titel in ihrer Altersklasse W30 gewonnen, sondern war überhaupt beste "Agegrouper"-Frau außerhalb des Elitefeldes der Profis.

Alles keine Selbstverständlichkeiten, erst recht nicht angesichts von Viellehners Verletzungsvorgeschichte. Wegen einer schmerzhaften Sehnenentzündung im Fuß hatte sie Ende April ihren Start beim wichtigsten Vorbereitungswettkampf im Frühjahr, dem Hamburg-Marathon, kurzfristig absagen müssen. Um die Form zu halten, beschränkte sich die Finisherin vom Hawaii-Ironman 2013 im Training weitgehend auf Rad- und Schwimmeinheiten. Ans Laufen unter Belastung tastete sie sich erst nach einigen Wochen Pause wieder langsam heran.

Der Halb-Ironman im Kraichgau war die erste Nagelprobe. Und bei aller Freude über den Meistertitel zeigte sich Viellehner hinterher vor allem darüber erleichtert, dass die Sehne im linken Sprunggelenk "quasi schmerzfrei" blieb.

Schon das Schwimmen verlief zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Die 30:19 Minuten im 23 Grad warmen Hardtsee, das die Agegrouper im Neoprenanzug absolvieren durften, seien "für mich sehr gut" gewesen, bilanzierte die Ausdauersportlerin. Als 40.Frau und Fünfte der W 30 aus dem Wasser gestiegen, startete sie auf dem Rad ihre Aufholjagd. Nach flachen 20 km "Einrollen" arbeitete sich Viellehner im bergigen Teil Position um Position nach vorne. Etwa bei der Hälfte der 90 km übernahm sie die Führung unter den Nicht-Profi-Frauen.

Dann der abschließende Halbmarathon. "Die ersten Laufschritte... und die Sehne meckerte nicht", wie Viellehner registrierte. Sie versuchte bewusst, nicht auf dem Vorfuß aufzusetzen, büßte dadurch aber nicht wirklich an Tempo ein und kam sogar dem Elitefeld näher. Nach 1:19:52 für die 21,1 km "bei gefühlten 40 Grad Hitze" hatte sie bis auf fünf Profi-Athletinnen alle weiblichen Teilnehmer hinter sich gelassen. Gesamtsiegerin Camilla Pedersen aus Dänemark war in 4:24:56 Stunden auch nur neun Minuten schneller, Vorjahressiegerin Julia Gajer als beste Deutsche brauchte 4:27:15. "Die Zeichen für Roth stehen gut", so Viellehners Resümee.

Eine Ansicht, die sich vor wenigen Tagen weiter verfestigt hat: Beim Schlierseer Alpentriathlon holte sich die für den TSV Altenmarkt startende Athletin den Sieg bei den Frauen. Nach 1,5 km im Wasser, 34 km im Radsattel und 11,4km in Laufschuhen erreichte sie das Ziel in 2:22:12 Stunden und verwies Titelverteidigerin Renate Forstner (TSV 1860 Rosenheim/ 2:26:33) auf Rang 2. Viellehner war Dritte nach dem Schwimmen, anschließend legte sie die schnellste Frauen-Radzeit hin (1:10:28). "Meine Beine sind müde", teilte sie ihrem Trainer und Freund Thomas Stecher auf dem Spitzingsattel mit. Dessen Replik: "Drei Minuten zur Führenden!" Schon nach 5 km hatte Viellehner diese herausgelaufen, der Rest bis ins Ziel war fast Genuss pur. Und das Schönste: Die Sehne ist gar kein Thema mehr.