Judo-Weltmeisterin Gabi Moog aus Hirten: Ihre Kinder haben sie wieder stark gemacht

15.11.2012 | Stand 15.11.2012, 8:00 Uhr

 Eigentlich hatte Gabi Moog die diesjährige Senioren-WM im Judo gar nicht auf dem Zettel. Dann aber ist sie doch zu den Titelkämpfen nach Miami im US-Bundesstaat Florida gereist − und als frischgebackene Weltmeisterin wieder zurückgekehrt. Ein Riesenerfolg! Und die Ausnahmesportlerin vom SV Hirten widmete ihn ihren Kindern.

 Der Schlüssel zum Titel lag im zweiten der vier Kämpfe, die Moog in der Klasse bis 57 kg bei den 45- bis 54-Jährigen bestreiten musste. Es ging gegen Diane Manganaro, eine Amerikanerin, und es war so etwas wie das vorgezogene Finale. Moog befand sich im Hintertreffen, ein gelungener Schulterwurf hatte ihrer Gegnerin eine kleine Wertung eingebracht. Da wurde es am Mattenrand noch lauter: Sandro (15) und Jessica (12) schrien sich die Seele aus dem Leib, feuerten ihre Mama unermüdlich an.

 "Meine Kids haben immer so viel Zuversicht − das hat mir wahnsinnig viel gegeben", erzählt Gabi Moog, die inzwischen wieder in Deutschland ist. Die Rufe ihrer Sprösslinge hätten ihr neue Energie eingeflößt, erinnert sie sich an die entscheidende Phase im Duell mit der Lokalmatadorin. Tatsächlich schaffte Moog eine halbe Minute vor Ende des Kampfes einen so genannten Festhalter. Die Ippon-Wertung, die sie dafür erhielt, bedeutete den Sieg.

 Die übrigen drei Aufgaben waren zwar keine Selbstläufer, aber doch zu lösen − und das tat Moog sehr souverän. Zum Auftakt bezwang sie ihre Landsfrau Ute Degelmann, ebenfalls per Festhalter. "Gegen die hatte ich vor langer Zeit schon mal gekämpft, war aber ziemlich unsicher", erzählt die Hirtenerin. Was sicher auch daran lag, dass sie überhaupt mit einer großen Portion Selbstzweifel in die WM-Kämpfe gegangen war.

 Innerlich hatte sich Moog bereits im Frühjahr von einem möglichen Start in den USA verabschiedet. Zwar war sie bei der Senioren-Europameisterschaft in Oppeln (Polen) Dritte geworden, konnte sich über die Bronzemedaille aber nicht recht freuen. "Da habe ich schlechte Leistungen gebracht und war mit meinen Kämpfen unzufrieden", bekennt Moog. Es war ein Rückschlag, zumindest ein emotionaler, an dem Hirtens Judo-Abteilungsleiterin mehr zu knabbern hatte, als ihr lieb war.

 Im Sommer schaffte sie mit der Damenmannschaft des Vereins den Aufstieg von der Landes- in die Bayernliga − doch selbst dieses Highlight konnte die Krise der mitkämpfenden Trainerin nicht wegwischen. "Ich hatte einen echten Durchhänger und wollte gar nicht mehr weitermachen", gibt sie zu.

 Doch dann traten ihre Kinder auf den Plan: Du musst unbedingt zur WM − und wir unterstützen dich dort, so trichterten Jessica und Sandro ihrer Mutter ein. "Sie haben so lange gequengelt, bis ich im September einen Antrag auf Schulbefreiung gestellt habe", schildert Gabi Moog. Sie dachte, "der kommt eh nicht durch", doch von wegen: Die Burghauser Maria-Ward-Realschule, wo ihre Kinder die sechste und neunte Klasse besuchen, gab grünes Licht für die Woche nach den Herbstferien. Und das hat sich im Nachhinein als Glücksfall für die Mama herausgestellt. Denn trotz einer "sehr knappen Vorbereitung" brachte sich die Hobbyfußballerin (bei den Damen des SV Unterneukirchen spielt sie im offensiven Mittelfeld) noch rechtzeitig zur WM in Form. In Miami gewann sie schließlich auch die Kämpfe 3 und 4, gegen Brigitte Le Brun aus Frankreich durch ihren Spezialwurf Soto Maki Komi und gegen die Britin Kim Tilley mittels einer kleinen Yuko-Wertung.

 Für Gabi Moog war es der dritte Einzeltitel bei einer Weltmeisterschaft (nach Sao Paolo 2007 und Brüssel 2008). "Der war brutal wichtig", sagt die erfolgsgewohnte Kämpferin, der eine Zentnerlast von den Schultern fiel. Wirklich ernsthaft hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihre aktive Karriere zu beenden. "Zum Glück", so die 46-Jährige, "hab ich’s mir dank meiner Kinder ja noch anders überlegt." Mit Sandro und Jessica, die sie so stark gemacht haben, und ihrem Lebensgefährten Holger Hanbauer wurde noch in den USA ordentlich gefeiert.

 Auch Letzterer war bei der WM am Start, wenngleich nicht ganz so erfolgreich. In der Klasse bis 90 kg belegte der Österreicher bei den 35- bis 39-Jährigen den 5. Platz. Über die Trostrunde hatte er sich für den Kampf um Bronze qualifiziert, unterlag da aber recht knapp dem Russen Pavel Kasatov.

 Ob Gabi Moog bei der nächsten Weltmeisterschaft dabei sein wird, weiß sie noch nicht. Das hat allerdings mehr damit zu tun, dass diese in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten über die Bühne geht. Zur EM 2013 in Paris will sie aber auf jeden Fall.