Hollerbach am Telefon gefeuert! Jetzt schlägt die Stunde für Ex-Passau-Coach Christian Titz beim HSV

12.03.2018 | Stand 19.09.2023, 0:21 Uhr

Christian Titz wird neuer HSV-Trainer. − Foto: HSV

Was sich am Sonntag schon angedeutet hat, ist nun offenbar beschlossene Sache: Nach der 0:6-Demütigung in München feuert der Hamburger SV Trainer Bernd Hollerbach – am Telefon! Der Ex-Würzburg-Coach war gerade einmal sieben Spiel und 49 Tage im Amt. Jetzt soll den taumelnden Liga-Dino ein Mann namens Christian Titz (46) retten. Das gab der Verein am Montag bekannt. Bei Trainer Titz klingelt es bei vielen Fußball-Fans in der Region, denn: Dieser coachte einst den 1.FC Passau.

Es war im November 2005, als der damalige Bayernligist den jungen Fußballlehrer als Coach aus dem Hut zauberte. Titz übernahm – mit 34 Jahren von seiner ersten Trainerstation Alemannia Aachen (U19) kommend – von Rudi Damberger. Doch der Inhaber der Fußballlehrer-Lizenz konnte den – u.a. erheblichen Personalproblemen und -querelen geschuldeten – Abstieg des Traditionsvereins in die Landesliga nicht verhindern. Nach fünf Partien in der Saison 2006/07 war für den gebürtigen Mannheimer dann Schluss in der Dreiflüssestadt.

Nun also taucht er auf der ganz großen Bühne Bundesliga wieder auf. "Wird dieser Nobody heute der neue Hollerbach?", fragte die Bild-Zeitung am Montagmorgen und stellte damit indirekt die Frage: Wer ist eigentlich dieser Christian Titz?

Der heute 46-Jährige arbeitet seit drei Jahren beim HSV-Nachwuchs. Er gilt u.a. als Entdecker und Förderer von HSV-Juwel Jann-Fiete Arp (18). Nach zwei Spielzeiten bei der U17 ist er seit Sommer Chef der U21 – mit großem Erfolg. Mit seiner Mannschaft steht Titz derzeit an der Tabellenspitze der Regionalliga Nord. Er gilt als akribischer Arbeiter und extrem detailversessener Taktikfuchs – Trainings-Einheiten sollen bei ihm bisweilen auch mal 150 Minuten dauern. Titz betreibt außerdem das Portal "Coaching Zone", das sich mit Trainingslehre beschäftigt. Vor seiner Zeit beim HSV-Nachwuchs arbeitete Titz auch als Individualtrainer, betreute dabei u.a. Lewis Holtby.

Titz soll in Hamburg bis zum Saisonende übernehmen. Am Dienstag wird er das erste Mal mit der Profi-Mannschaft auf dem Platz stehen und seine erste Einheit leiten. "Wir haben die sportliche Gesamtlage nach der 0:6-Niederlage in München intensiv analysiert und diskutiert. Am Ende sind wir zur Überzeugung gelangt, dass wir im Hinblick auf unsere Chancen im Kampf um den Klassenerhalt handeln mussten", sagte Finanzvorstand Frank Wettstein zur Begründung des Trainerwechsels. Hollerbach wurde sein Rauswurf am Telefon mitgeteilt. Der Trainer muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass seine Verpflichtung als Nachfolger von Markus Gisdol wirkungslos verpufft ist. "Er hat nie gejammert und sich tadellos verhalten. Unter dem Strich war aber keine wesentliche Verbesserung erkennbar, zudem haben ihm positive Ergebnisse gefehlt", sagte Wettstein.

Zudem wurde am Montag bekannt: Thomas von Heesen wird seinen ehemaligen in den nächsten Wochen als Kurzzeit-Manager unterstützen. Bei dem früheren Mittelfeldspieler sollen "die tagesoperativen Managementfäden für die Bundesliga zusammenlaufen", sagte der amtierende HSV-Vorstandschef Wettstein und ergänzte: "Thomas wird dem Trainerteam als Sparringspartner dienen, er wird die Mannschaft tagtäglich begleiten, Gespräche mit Beratern haben, das Teammanagement führen und als Bindeglied zu Direktor Sport Bernhard Peters und auch zu mir im Vorstand fungieren."

− la

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Das ist Christian Titz

geboren am: 1. April 1971 in Mannheim

Position: Bundesliga-Trainer des Hamburger SV bis zum Saisonende; Vertrag als U21-Trainer beim HSV bis 2019

Vereine als Spieler: SV Sandhausen (Junioren), SG Egelsbach, SC Idar-Oberstein, SV Waldhof Mannheim

Vereine als Trainer: Alemannia Aachen U 19, U-15-Auswahl der USA, 1. FC Passau, Viktoria Köln, FC 08 Homburg, Hamburger SV

Sportlicher Werdegang: Als Spieler war er eher unauffällig, immerhin stehen aber sechs Regionalliga-Partien für Titz zu Buche. Als Coach begann er im Nachwuchsbereich von Alemannia Aachen. 2002 gründete er in den USA mit dem früheren Bundesliga-Profi und US-Auswahlkicker Thomas Dooley die Dooley Soccer University. Danach trainierte der heute 46-Jährige den 1. FC Passau (2005/06), Viktoria Köln (2009) und den FC Homburg (2011-2014). Dann wechselte Titz als U17-Chefcoach nach Hamburg. 2017 übernahm er den HSV II und führte das Team in dieser Saison an die Spitze der Regionalliga Nord.