Ich könnte ein Buch schreiben", sagt Günther Zöller. Und zwar ein dickes – der 63-Jährige hatte in seinem Berufsleben mit vielen tausend Deggendorfern zu tun. "Ich hoffe, sie haben mich alle in guter Erinnerung behalten."
Seit 1988 war Zöller Leiter des Standesamts. Auch wenn man da sofort ans Heiraten denkt – das Standesamt beurkundet sehr viel mehr: Geburten, Sterbefälle, Vaterschaftsanerkennungen, Namenserklärungen, Kirchenaustritte und und und. Von den Mitarbeitern macht jeder alles. Aber jeder hat einen Schwerpunkt – und Günther Zöllers Schwerpunkt waren die Trauungen.
3109 Paare waren deswegen bei ihm. Bis zu fünf, sechs in der Woche, darunter im Jahr zwei bis drei gleichgeschlechtliche. Geheiratet wird im Neuen Rathaus, im Alten Rathaus, zwei- bis dreimal im Jahr in der Strandbar. Während der Gartenschau wurden zehn Paare im Raum der Stille getraut, danach keine mehr. Die Möglichkeit der Hochzeit auf dem Donauschiff ist wohl zu aufwändig und teuer und wird nicht genutzt. Die meisten Trauungstermine sind am Wochenende – das kam Günther Zöller immer gelegen, denn ohne Publikumsverkehr hatte er Zeit und Ruhe für die Aufgabe. Dennoch wird sich auch unter der Woche getraut. Manche kommen zu zweit, andere mit großen Gesellschaften. Die einen legen einen exakten Ablaufplan inklusive Musik, Sekt und Häppchen vor, die anderen nehmen es, wie’s kommt. Beliebt war in den letzten Jahren die Möglichkeit, ein paar persönliche Dinge per E-mail zu schicken, die dann in der Trauung Erwähnung finden. Auch da ist von zwei Zeilen bis vier DinA4-Seiten alles dabei.
3109 Trauungen, und nicht ein einziges "Nein" hat Günther Zöller gehört. Ein Paar ist vor Jahren nicht erschienen, weil es sich’s anders überlegt hatte. "Ansonsten haben alle schön ,Ja’ gesagt", erzählt Zöller schmunzelnd. Die kürzeste Ehe hat er an einem Freitag geschlossen – am Montag drauf waren die beiden bei ihm, ob sie es wohl rückgängig machen können.
Mehr dazu lesen Sie in der Samstagausgabe der Deggendorfer Zeitung
