"Deutlich über Viertliga-Niveau": Schweinfurt und Willsch spielen sich trotz Pokal-Aus in den Fokus

25.10.2017 | Stand 19.09.2023, 0:11 Uhr

Der Passauer Marius Willsch, hier gegen Frankfurter Jetro Willems, hatte die dicke Chance zum 1:1. − Foto: dpa

Niko Kovac erwies sich als höflicher Gast. "Gratulation für das, was ihr hier abgeliefert habt", lobte der Trainer der Frankfurter Eintracht die wackeren Fußball-Amateure des Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 nach dem 4:0 (1:0) des Favoriten im DFB-Pokal. "Die Schweinfurter haben es uns wirklich schwer gemacht. Sie haben sich aufgeopfert und sind am Schluss auf der Felge gelaufen. Da war der Tank dann leer", resümierte Kovac.

Der Sieger plauderte am Dienstagabend nach der Pressekonferenz noch angeregt mit seinem Trainer-Kollegen Gerd Klaus, der einer verpassten Sensation schon ein wenig nachtrauerte. "In so einem Spiel brauchst du auch ein bisschen Spielglück", haderte Klaus. Er dachte wehmütig an die Schweinfurter Schlüsselszene, als der Passauer Marius Willsch kurz nach dem Seitenwechsel alleine auf das Frankfurter Tor zulief und mit seinem Schuss an Eintracht-Schlussmann Lukas Hradecky scheiterte.

"Wir waren nah dran. Wenn wir das 1:1 machen, wird das hier ein Hexenkessel. Dann hätten wir wirklich eine Chance gehabt", meinte Klaus. Effektivität im Abschluss bewies vor 15 060 Zuschauern im ausverkauften Willy-Sachs-Stadion dagegen der sieben Millionen Euro teure Eintracht-Neuzugang Sébastien Haller. Der Franzose erzielte die ersten beiden Tore. Marius Wolf und Danny Blum legten nach.

Das nackte Ergebnis fiel auch Schweinfurts Präsident und Hauptsponsor Markus Wolf "etwas zu hoch" aus. Trotzdem wird dieser Pokalabend auch für ihn unvergesslich bleiben. "Man hat gesehen, was in Schweinfurt möglich ist." Volles Stadion, gute Stimmung − und eine Schweinfurter Mannschaft, die deutlich über Viertliga-Niveau agierte. "Wir waren gut im Spiel", sagte Trainer Klaus mit Blick auf die erste Stunde.

Das Spiel des Jahres hat bei den Unterfranken Lust auf mehr gemacht. "Unser Ziel ist es, dass wir nächstes Jahr wieder im großen Pokaltopf dabei sind", verkündete Präsident Wolf. Fast 450 000 Euro an Prämien aus der Pokalvermarktung des DFB flossen in die Vereinskasse, dazu die mit dem Gegner geteilten Zuschauereinnahmen aus zwei Heimspielen.

Das größte Schweinfurter Problem in dieser Saison sprach aber auch Kovac an. "Für die Jungs hier geht es in der Liga um etwas", sagte der Eintracht-Coach angesichts der Aufstiegsambitionen der Gastgeber. "Aber das wird schwer mit 1860", fügte Kovac mitfühlend hinzu. In der Tat: Kaum aufzuholende zehn Punkte beträgt der Rückstand des Tabellenvierten auf Regionalliga-Spitzenreiter TSV 1860 München.