Der Gentleman, die Tormaschine und ein Pechvogel: Seidl trifft wie eh und je

09.09.2014 | Stand 09.09.2014, 9:46 Uhr

Nicht zu stoppen war erneut Künzings Torjäger Christian Seidl, der beim 6:1-Sieg über Oberpöring gleich dreimal einnetzte. − Foto: Ritzinger

Die Bundesliga machte Pause, die DFB-Elf vertraute einmal mehr auf Thomas Müller und der Amateurfußball spielte wie immer verrückt: Zeit also, die wöchentlichen Heimatsport-Highlights einzuläuten!

Vollgasfußball: Es gibt Spiele, die sollte niemand abpfeifen. Ein Duell wie beispielsweise den Schlagabtausch zwischen Otterskirchen und Windorf in der Kreisklasse Passau, bei dem es von der ersten bis zur (fast) letzten Minute mit harten Bandagen zur Sache geht.

Marco Schneider bringt den FCO am Sonntag schon in Minute 1 in Front, das Derby ist eröffnet. Dann kommt Martin Bednar: Doppelpack, Windorf jetzt 2:1 in Führung. Julian Idziok hat was dagegen, trifft innerhalb von sieben Minuten auch doppelt: drei zu zwei. Ab der 61. Minute geht’s dann richtig los: Ausgleich, Führung, Ausgleich, und das alles innerhalb der Verzehrdauer für eine einzige Wurstsemmel! Zuerst strapaziert Martin Bednar mit seiner dritten Bude für Windorf langsam aber sicher die Otterskirchener Nerven (61.), keine 120 Sekunden später zappelt das Leder zum siebten Mal im Netz: 4:3, Daniel Weinberger schießt Otterskirchen wieder in Nähe der drei Punkte (63.). Denkste, denn wiederum eine Minute später gleicht Michael Wallner für Windorf aus – verrückt (64.)! Treffer Nummer Neun lässt dann lange auf sich warten, nämlich bis zur 88. Spielminute, als Julian Idziok mit dem 5:4 für Otterskirchen alles klar macht. Erstmal durchpusten!

Künzinger Tormaschine: Nein, er hat es nicht verlernt. Sieben Spiele sind rum in der Kreisliga Straubing, und einer thront mal wieder wie selbstverständlich ganz oben auf der Torjägerliste: Christian Seidl, 19 Jahre alte personifizierte Tormaschine des FC Künzing. Sein Kreuzbandriss warf Seidl nicht aus der Bahn. Nach vollständiger Genesung in Rekordzeit (die PNP berichtete) gibt Seidl immer wieder alles und macht Tore wie am Fließband. 14 in 7 heißt es derzeit, sieben Spiele, vierzehn Buden. Am Wochenende schenkt Seidl dem FC Oberpöring beim 6:1 drei ein, legt dazu einen Treffer auf. Dass der Top-Torjäger noch einen Elfmeter verballert: geschenkt. Künzing bleibt als Aufsteiger nach sieben Spielen ungeschlagen und bleibt auf Tuchfühlung mit Tabellenführer ASV Degernbach.

Pechvogel des Spieltags: "Es hätte schlimmer kommen können", sagen Trainer gerne nach neunzig verkorksten Minuten. Doch für Nico Pfaff, den Torhüter des Mitte-Landesligisten TSV Waldkirchen bei der 1:5-Niederlage in Bad Abbach, gilt das leider nicht: Zweimal packt Pfaff die Sense raus, holt je einen Bad Abbacher in Minute 27 und 79 von den Beinen. Zwei Pfiffe, zwei Karten, zwei Treffer. Der junge Goalie (20) muss mit Gelb-Rot vom Feld, beide Elfmeter sitzen. Anders als auf der Gegenseite: In Minute 50 bekommt der TSV die Gelegenheit aus elf Metern, auf 2:1 ranzukommen doch Martin Krieg setzt den Ball am Tor vorbei.

Des Gentlemans Geste: Wer mit 3:0 vom Platz geht und die drei Punkte einsackt, hat das im Normalfall auch verdient. Stefan Binder, 35, der Spielertrainer des Bezirksligisten FC Tittling, sieht das anders. Beim Tabellenletzten aus Grainet zeigt Binders Elf am Samstag beeindruckende Effizienz vor der Kiste, macht aus ihren Chancen drei Tore und geht – nur das Ergebnis betrachtet – als unangefochtener Sieger vom Feld, zum siebten Mal in Serie.

Nach den 90 Minuten, von denen Stefan Binder die ersten 45 überhaupt nicht gefallen, ist dem Trainer unwohl. So sehr, dass Binder sich bei seinem Trainerkollegen Christian Weber entschuldigt. "Ich freue mich über den Sieg, aber Grainet ist ein Verein, der mir sympathisch ist und deshalb tut es mir wahnsinnig leid, dass diese Mannschaft nicht für ihren Aufwand belohnt wird", sagte der Tittlinger Spielertrainer, der die vielen Chancen des SVG freilich registrierte. Und wen macht diese Aussage wiederum sympathisch? Richtig, Stefan Binder.

Hoffnungsträger: Dass er was kann, ist weitgehend bekannt. Er, Patrick Drofa, 23 Jahre alt und Stürmer des FC Alkofen (Bezirksliga Ost). Samstagnachmittag ist beim Angreifer nun endgültig der Knoten geplatzt: Beim 5:0-Heimsieg gegen die DJK Neßlbach ist Drofa an jedem Treffer beteiligt und sorgt dafür, dass der Aufsteiger ein paar Plätze nach oben auf Rang 10 klettert. Viermal trifft Drofa selbst, Tor Nummer zwei bereitet er vor: Wer der Mann des Spiels war, sollte damit klar sein.

Last-Minute-Top-Transfer: Hoffnungsträger in Personalunion, das ist Vito Nguyen beim FC Vilshofen. Und der Last-Minute-Neuzugang aus der 1. Tschechischen Liga zeigte in der Kreisliga Passau, warum Teammanager Stefan Kurz ihn sich gekrallt hat. Zur zweiten Halbzeit eingewechselt, trifft der 26 Jahre alte Tscheche gleich doppelt: Eine Marcel Cernota-Ecke verwandelt Nguyen per Kopf (72.), eine Cernota-Flanke nagelt er aus fünf Metern ins Netz (74.). Eine Eingewöhnungsphase scheint der junge Torjäger offenbar nicht zu brauchen…