Katrin Wieslhuber nach dem DM-Titel: "Jetzt will ich bei der WM in die Top-Ten"

09.09.2014 | Stand 09.09.2014, 8:43 Uhr

Nach dem sensationellen DM-Titel ist Katrin Wieslhuber voll auf die Weltmeisterschaft in Granada/Spanien fokussiert. − Foto: Imago

Sensation in Suhl: Völlig überraschend hat sich die Junioren-Sportschützin Katrin Wieslhuber aus Hebertsfelden bei den Deutschen Meisterschaften im Skeet den Titel bei den Damen gesichert und ließ dabei die viermalige Weltmeisterin Christine Wenzel hinter sich. Die 19-Jährige hat 2014 bereits einige Highlights hinter sich, aber auch noch einiges vor – am kommenden Montag legt die Oberhofer Sport-Gymnasiastin bei der Weltmeisterschaft in der olympischen Flinten-Disziplin Skeet in Granada (Spanien) an.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum ersten DM-Titel bei den Damen – und das als Juniorin.Katrin Wieslhuber: Vielen Dank. Das war schon auch für mich eine Überraschung. Aber es lief einfach an diesem Tag – vor allem im Finale – perfekt. Dass ich Deutsche Meisterin werde, hätte ich selbst nicht gedacht, schließlich bin ich noch Juniorin. Es gab zwar eine Juniorinnen-Klasse bei der DM, jedoch war diese nur für die Juniorinnen B und dafür bin ich zu alt. Deshalb musste ich bei den Damen starten.

Und da hast Du die Abo-Meisterin Christine Wenzel entthront...Katrin Wieslhuber: Gefühlt ist sie die Deutsche Meisterin, seit ich denken kann und, ehrlich gesagt, mein großes Vorbild. Dass ich ihr nachfolge und den Titel abspenstig gemacht habe, macht mich stolz. Sie hat sich aber für mich gefreut.

Erzähl, wie war das in Suhl?Katrin Wieslhuber: Zunächst einmal mussten wir Skeet-Schützen wegen der großen Gesamt-Teilnehmerzahl bei der DM in München-Hochbrück ins Schieß-Sportzentrum Suhl umsiedeln.

Auf dem heimischen Friedberg zu schießen, war dann sicherlich kein Nachteil, oder?Katrin Wieslhuber: Nein, das nicht. Schließlich habe ich hier während meiner Gym-Zeit schon sehr viel trainiert.

Wie ist der neue Modus?Katrin Wieslhuber: Mit Einführung der Semifinals und der Medal-Matches haben wir eine völlig andere Situation, denn nun heißt es, sich im Vorkampf für die nächste Runde zu qualifizieren. Also bestreiten wir quasi zwei Wettkämpfe. Es werden 75 Scheiben im Vorkampf geschossen, dann kommen die besten sechs Teilnehmerinnen in das Semifinale. Alle Ergebnisse werden auf "Null" gesetzt und nur 16 Scheiben entscheiden letztendlich über den Einzug in die Medal Matches. Und dann geben wiederum nur 16 Scheiben über die Medaillen-Vergabe den Ausschlag.

Die Qualifikation war gut, aber da deutete noch nichts auf den Titelgewinn hin.Katrin Wieslhuber: Ja. Ich bin mit 66 Treffern hinter meiner Trainings-Kollegin Nadine Messerschmidt (69), die ja eine ehemalige Biathletin und auch noch Lokalmatadorin war, auf dem 4. Platz gelandet. Vanessa Hauff und Christine Wenzel (beide 72) waren deutlich besser. Aber die Sicht war auch sehr schwierig. Da habe ich mir keine Hoffnungen gemacht. Ich habe dann einfach weiter geschossen, als wäre ich im Training.

Dann das Halbfinale – und bei Dir lief es optimal und endete mit einem Paukenschlag.Katrin Wieslhuber. Das stimmt. Mit 14 Treffern zog ich als Beste ins Finale ein. Vanessa Hauff musste gegen Christine Wenzel ins Stechen und gewann knapp 5:4.

Dein großer Auftritt, das Medal Match – Gold oder Silber – folgte. Da hattest Du wohl Nerven wie Drahtseile, oder? Katrin Wieslhuber: Es war sehr eng. Aber durch die vielen Wettkämpfe habe ich gelernt, die Nervosität, die ja da war, beiseite zu schieben. Es hat geklappt. Wir beide haben alles gegeben und am Ende habe ich mit 13:12 gewonnen.

Das sind aber noch lange nicht alle Anlässe, um Dir im Jahr 2014 zu gratulieren. Wie lief das Abi – ein Einser-Schnitt, oder?Katrin Wieslhuber: Da bin ich sehr zufrieden, aber auch froh, dass es vorbei ist. Mit 1,6 hat das gepasst, denke ich. Ab da hatte ich den Kopf fürs Schießen frei.

Premiere hast Du in München an Pfingsten beim Weltcup gefeiert. Wie war das?Katrin Wieslhuber: Das war super. Ich war natürlich angespannt bei meinem ersten Weltcup, das 62er-Resultat ist in Ordnung gewesen. Der Wettkampf diente auch der Vorbereitung auf die EM.

Die EM in Ungarn – das nächste Highlight 2014.Katrin Wieslhuber: Bei der EM war ich mit dabei und habe Platz zehn gemacht. Etwas ärgerlich war, dass ich um zwei Scheiben am Final-Einzug vorbei gerauscht bin. Von den letzten sechs Scheiben konnte ich nur drei treffen. Und dann war es auch schon vorbei.

Im letzten Bericht lautete die Überschrift: "Erst Abi, dann WM". Teil eins erfüllt, jetzt befindest Du Dich in der heißen Vorbereitungsphase auf die Weltmeisterschaft in Granada in Spanien. Wie läuft´s?Katrin Wieslhuber: Ich bin eben aus einem mehrtägigen Trainingslager in Granada bei 38 Grad nach Suhl heim gekommen. Die letzten paar Tage vor dem Abflug stehen intensives Training an. Donnerstag geht es nach Hebertsfelden und am Freitag mache ich mich auch schon wieder auf nach Spanien.

Was hast Du Dir für die WM vorgenommen?Katrin Wieslhuber: In die Top-Ten zu kommen, wäre schon super. Vielleicht reicht es für das Finale.

Wann ist Dein Wettkampf?Katrin Wieslhuber: Am Montag, 15. September, bin ich dran.

Gerade erst hat sich auch Deine berufliche Zukunft geregelt.Katrin Wieslhuber: Ich habe mich für die Bundeswehr beworben und wurde angenommen. Ab November geht es los. Dabei gibt es eine spezielle Sport-Fördergruppe in Suhl. Ich mache sechs Wochen Grundausbildung in Hannover und bin dann frei gestellt – und habe viel Zeit für den Sport.

Auch das ist wie ein Sechser im Lotto, oder?Katrin Wieslhuber: Ja. Für alle Schützinnen und Schützen der olympischen Disziplinen gibt es nur 26 Plätze in der Sportfördergruppe der Bundeswehr – und ich habe einen bekommen.

Gespräch: Christian Jaeger