Bronze im Team
Das 40-Zentimeter-Glück: Eisenbichler begleicht mit zwei "Bomben" seine Olympia-Rechnung

14.02.2022 | Stand 14.02.2022, 15:18 Uhr

Die deutschen Skispringer jubeln über Bronze. −Foto: dpa

Arm in Arm zitterten die deutschen Skispringer und schauten gebannt auf die Anzeigetafel im bitterkalten Stadion von Zhangjiakou. Als der Gewinn der Bronzemedaille im olympischen Teamwettkampf mit dem winzigen Vorsprung von rund 40 Zentimetern vor den viertplatzierten Norwegern feststand, brach alles aus ihnen heraus.

"Jaaa", brüllten Karl Geiger, Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe und Constantin Schmid unisono laut und durchdringend. "Ich wollte unbedingt diese Scheiß-Medaille", sagte Markus Eisenbichler in der ARD kurz darauf völlig euphorisch. "Ich weiß gar nicht, wohin mit meinen Emotionen."

Bundestrainer Stefan Horngacher war ebenfalls begeistert. "Ich bin extrem froh. Das war echt auf Messersschneide heute", sagte er. "Wir werden uns jetzt schon was einfallen lassen, wo wir feiern." Das deutsche Quartett musste sich am Montag bei Temperaturen von unter minus 20 Grad in China nur den siegreichen Österreichern und Silbergewinner Slowenien geschlagen geben. "Ist das geil", jubelte der frühere Weltklasse-Springer Sven Hannawald im ARD-Olympia-Studio in Mainz.

Zum Abschluss der Skisprung-Wettkämpfe auf der riesigen Schanzenanlage in den Bergen war es die zweite Medaille für das deutsche Männer-Team. Geiger hatte am Samstag im Einzel von der Großschanze Bronze gewonnen.

Für Eisenbichler und Schmid war die Bronzemedaille das erste Edelmetall bei Winterspielen der Karriere. Vor allem für den 30 Jahre alten Eisenbichler hatte der Erfolg eine zusätzliche spezielle Komponente: 2018 in Pyeongchang war der Siegsdorfer zwar dabei gewesen, wurde für die Mannschaft, die Silber gewann, aber nicht nominiert.

"Das vor vier Jahren hat an mir genagt", sagte Eisenbichler. "Ich bin einfach brutal dankbar." Mit Bomben-Sprüngen auf 136 und 139,5 Meter trug er selbst viel dazu bei, seine persönliche Olympia-Rechnung zu begleichen.

Schon nach seinem ersten Versuch jubelte Eisenbichler ausgelassen. Zur Halbzeit lag das Team auf dem vierten Platz, im zweiten Durchgang steigerte es sich nochmal. "Ich habe nach dem ersten Durchgang gesagt: "Wir dürfen nicht aufgeben, wir holen uns die Medaille"", sagte Eisenbichler.

Als er fast die 140 Meter geknackt hatte, schrie er mehrfach ausgelassen. "Yes" schallte es durch das fast leere Stadion. Geiger vollendete die Vorarbeit seines Kumpels als Schlussspringer mit einem Satz auf 128 Meter und zog damit noch an den zuvor drittplatzierten Norwegern vorbei.

Für die deutschen Springer nehmen die Winterspiele so doch noch ein zwischenzeitlich nicht für möglich gehaltenes positives Ende. Zum Auftakt hatten der im Gesamtweltcup führende Geiger und Eisenbichler noch enttäuscht. Platz 15 für Geiger und Rang 31 für Eisenbichler auf der Normalschanze lagen weit unter den Ansprüchen der beiden Bayern.

Bei der olympischen Premiere des Mixed-Wettkampfes war die Niederlage emotional sogar noch härter. Deutschland befand sich auf Medaillenkurs, doch Einzel-Silbermedaillen-Gewinnerin Katharina Althaus wurde wegen eines nicht regelkonformen Sprunganzugs wie vier andere Athletinnen disqualifiziert. Das deutsche Team schied nach dem ersten Durchgang aus.

Nach misslungenen Trainingssprüngen auch auf der Großschanze schien Geiger aus dem Tief nicht mehr herauszukommen, Eisenbichler übte sich in Bezug auf das Ergebnis in einer Art Jetzt-ist-alles-egal-Haltung. Rang drei für Geiger und Platz fünf für Eisenbichler leiteten dann die Wende ein. Mit der Bronzemedaille zum Abschluss kam das deutsche Männer-Team zwar nicht an die Ausbeute der Winterspiele von Pyeongchang 2018 mit einmal Gold und zweimal Silber heran. Angesichts des verkorksten Starts können Geiger, Eisenbichler, Leyhe und Schmid dennoch zufrieden die Heimreise antreten.

− dpa