Mit Video vom Aufstellen
Der vielleicht erste Maibaum: Warum der Baum in Niederperlesreut schon steht

30.04.2024 | Stand 30.04.2024, 6:38 Uhr

Nach dem Umlegen wurde der alte Maibaum geschliffen, geschmückt – und natürlich aufgerichtet. Stück für Stück ging es nach oben. − Fotos: A. Denk

Maibaumaufstellen im April? In Niederperlesreut (Landkreis Freyung-Grafenau) war das heuer der Fall. Das Vorziehen der Tradition war nötig – am 1. Mai hätten sonst zahlreiche Helfer aus einem speziellen Grund gefehlt.



Nachdem etliche Niederperlesreuter auch aktiv im Fischereiverein tätig und am „Tag der Arbeit“ – 1. Mai – beim großen Fischerflohmarkt in Perlesreut im Einsatz sind, wurde kurzerhand das Aufstellen des Maibaums bereits auf das Wochenende vorverlegt. Man brauchte schließlich jede helfende Hand und keiner wollte sich die Maifeier entgehen lassen, die jedes Jahr einfach „griabig“ ist.

Bereits um 8 Uhr am Samstagfrüh rückten die Männer und Burschen des Dorfes mit Muskelkraft und diversen Werkzeugen an. Einer durfte auf ca. neun Meter hinaufkraxeln, um den alten Maibaum mit einem Stahlseil anzuleinen, um mithilfe eines Bulldogs diese langsam zentimeterweise umlegen zu können. „Dies ist der gefährlichste Teil der Aktion, mit einem Bulldog ist es einfach sicherer, auch wenn es von der Tradition abweicht“, meinte Organisator Helmut Prager.

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Im Anschluss waren etliche Männer mit Flexen im Einsatz, um die verwitterte Schicht des ca. 23 Meter langen Baumes abzuschleifen; geschmückt wurde er mit einer langen, immergrünen Girlande und drei Kränzen. Ein besonderer Hingucker sind die neu genähten Bayern- und Deutschland-Fähnchen. Jetzt fehlte nur noch das „Kratzl“, ein kleines Bäumchen mit bunten Bändern an der Spitze.

Einer hatte das Kommando



Nach einem kurzen Durchschnaufen mit kühlen Getränken und Rosswürstl zur Stärkung machten sich die Dorfbewohner mit Manneskraft und Zuhilfenahme sogenannter „Schwaiberl“ (Anschieb-/Unterstützhilfen) bereit, um den Maibaum Stück für Stück wieder in die Senkrechte zu bringen.

Es erforderte Konzentration, Fingerspitzengefühl, einiges an Schweiß, Kraft und natürlich Helmut Prager, als Ansager, der die „auf – auf – auf“ Kommandos gab, damit alle zeitgleich hochschoben. Nachjustieren, „a Schnauferer“ und weiter geht es mit … „auf – auf – auf“. Stück für Stück arbeitete man sich mit den Ruten weiter hinauf.

In sicherer Entfernung schauten die Kinder und Dorfleute gebannt dem Aufstellen des Maibaums zu. Als dieser sicher im Boden verankert war, wurde freudig gejubelt und geklatscht.

Das Wichtigste: Die sichere Verankerung



Mit seinen flatternden Fähnchen und bunten Bändern ist der hohe Stamm schon von weitem sichtbar und ein schöner Gruß für alle Vorbeikommenden. Helmut Prager als Hauptorganisator meint: „Das Wichtigste ist, dass der Maibaum sicher verankert ist und in den kommenden Monaten jedem Wind und Wetter trotzt.“

Nach dem Schweiß folgt der Preis, eine ordentliche Maifeier gehört einfach dazu. Ein knuspriger „Schweinsbraten“ mit selber geriebenen Reiberknödel sowie händisch gehobeltes Kraut waren der Renner. Großer Dank gebührte Gerd Pessinger, der sich um die Verköstigung angenommen hatte: „Weißt, des is halt ein Ausgleich zu meiner Arbeit am Schreibtisch und es macht mir a Freid“, war seine Aussage.

Zum Nachmittags-Kaffee hatten die Frauen eine riesige Torten- und Kuchentheke aufgebaut und jeder durfte sich bedienen. Obwohl seit Jahren jeder weiß, dass das Geschirr selbst mitzubringen ist, vergisst es der ein oder andere; aber zur Not schmeckt der Kaffee auch aus dem Bierkrug und das Essen vom geborgten Teller.

Jedermann genoss das bunt gemischte, unterhaltsame Zusammensein, die Kinder den Spielplatz auf der angrenzenden Wiese und vor allem des „zamheut’n“ im Dorf.

− ade