Blick in die Geschichte des Volksfests
Geschichte des Pichelsteinerfests: Als Autos noch Attraktionen waren

20.04.2024 | Stand 20.04.2024, 11:00 Uhr

Volksfestumzug mit Autos – vermutlich aus den 1920er Jahren stammt das Foto, das Pichelsteiner-Ehrenpräsident Karlheinz Stern in seinen Unterlagen gefunden hat.

Von Hans Vogl

Bilder von Volksfestumzügen aus den 1920er Jahren zeigen geschmückte Automobile, die um den Regener Stadtplatz kreisen. Und als das Pichelsteinerfest zwischen 1911 und 1930 Pause machte, gab es einen Vergnügungspark auf den sogenannten Osterwiesen an der Deggendorfer Straße. Auch das gehört zur Geschichte des größten Heimatfests im Bayerischen Wald.

Bei der Bildersuche für die Festschrift zum 150-jährigen-Jubiläum des Pichelsteinerfestes gab es etliche interessante Funde. Einer gelang Karlheinz Stern, dem ehemaligen Pichelsteiner-Präsidenten. Er entdeckte in einer Ablage alte Fotos eines Ereignisses, bei dem es sich unverkennbar um ein Volksfest handelte. Es gab zwar keine Datierung, aber das ganze Gepräge zeigte, dass die Fotos aus den 1920er oder 1930er Jahren stammten, einer für das Pichelsteinerfest wichtigen Zeit. Wegen der Zuordnung muss man etwas weiter ausholen.

Die Volksfeste kamen wieder in Mode



Wenn man die lange Geschichte des Heimatfestes betrachtet, gab es einige Unterbrechungen. Die wohl längste trat nach dem Jahr 1911 ein. Bis dahin wurde das Pichelsteinerfest im Rahmen der traditionellen Nachkirchweih gefeiert. Es wäre vermutlich bei der Einstellung geblieben, doch in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre kamen Volksfeste „in Mode“, die allenthalben viel Zuspruch fanden, auch in Regen. Besonders erfolgreich war das Volksfest 1928. Volksfestgelände war die damalige Osterwiese hinter der 1927 erbauten Turnhalle. Es gab ein Bierzelt, Ausstellungen, einen Vergnügungspark und sogar einen Festzug sowie einen Autokorso.

Der Erfolg dieses Festes ließ bei einigen Regener Bürgern den Plan entstehen, solche Volksfeste künftig regelmäßig durchzuführen und dabei an die frühere Pichelsteiner-Tradition anzuknüpfen. Es war ein mutiger Entschluss, der sich schon beim ersten Pichelsteinerfest neuer Art im Jahr 1930 als erfolgreich erwies.

Statt eines Zelts gab es einen Feststadel



Festplatz war nun das Gelände hinter der Brauerei Falter, die J. B. Falter 1928 vom Vorgänger Schwaiger übernommen hatte. Statt eines Festzelts erstellte er eine Festhalle in Holzbauweise. Das erwies sich ebenso als Volltreffer wie das von ihm gebraute Festbier. Am Festmontag, dem Tag der Nachkirchweih, wurde das Pichelsteiner gekocht und mit Genuss verzehrt. Dazu kam ein Rahmenprogramm mit Gondelfahrt, Fackelzug, Festzug und Autokorso. Die Reihe der Feste endete, als 1939 mit dem Zweiten Weltkrieg unvorstellbares Leid über die Menschen kam. Erst 1949 lebte die Festtradition wieder auf und es wurde ein neuer und sehr erfolgreicher Abschnitt der Festgeschichte eingeleitet.

Nach diesem Ausflug in die Geschichte nun zurück zu den Fotos und zu der Frage nach den 1920er oder 1930er Jahren. Zwei Indizien geben den Ausschlag dafür, die Fotos dem Volksfest 1928 zuzurechnen. Da ist zum einen unverkennbar der Festplatz auf der Osterwiese. Zum anderen gibt es – wenn auch nur in Details zu erkennen – die typische Damenmode der 1920er Jahre mit den Glockenhüten und dem damaligen schmalen Kleiderschnitt. Die Geschichte des Pichelsteinerfestes eröffnet also immer wieder interessante Einblicke. Das wird auch Inhalt der Festschrift sein, deren Fertigstellung gute Fortschritte macht, und die zum Jubiläumsfest erscheinen wird.