„Verfasser wird sich erklären“
Aiwanger und das antisemitische Flugblatt: „Habe Hetzschrift nicht verfasst“ – aber verteilt?

26.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:49 Uhr

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger weist Antisemitismus-Vorwürfe von sich. −Foto: dpa

„Ich habe diese Hetzschrift nicht verfasst“: Hubert Aiwanger weist die Vorwürfe zurück, als Schüler ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben. Ob er Exemplare davon verteilt hat, daran kann er sich eigenen Angaben nach nicht mehr erinnern.



„Ich habe das fragliche Papier nicht verfasst und erachte den Inhalt als ekelhaft und menschenverachtend“, teilte der Freie-Wähler-Chef am Samstag in einer schriftlichen Erklärung mit. „Der Verfasser des Papiers ist mir bekannt, er wird sich selbst erklären“, ließ sich Aiwanger in der Stellungnahme zitieren. Es sei nicht seine Art, andere Menschen zu verpfeifen – weder damals noch heute.

Warum wurde die antisemitische Schrift mit Aiwanger in Verbindung gebracht? „Ein oder wenige Exemplare“ des Flugblattes seien in seiner Schultasche gefunden worden, erklärte Aiwanger. „Daraufhin wurde ich zum Direktor einbestellt. Mir wurde mit der Polizei gedroht, wenn ich den Sachverhalt nicht aufkläre“, so der Söder-Vize weiter.

Antisemitisches Flugblatt: Referat als „Ausweg“ für Aiwanger



„Als Ausweg“ sei ihm angeboten worden, ein Referat zu halten. „Dies ging ich unter Druck ein. Damit war die Sache für die Schule erledigt.“ Er könne sich aber nicht erinnern, ob er damals „eine Erklärung abgegeben oder einzelne Exemplare weitergegeben“ habe, fügte Aiwanger hinzu. Er distanziere sich jedoch „vollends von dem Papier“.

Zuvor hatte Ministerpräsident Markus Söder eine öffentliche Erklärung von Aiwanger gefordert. Am Rande eines Volksfest-Termins in Augsburg bezeichnete er das Flugblatt als „menschenverachtend, geradezu eklig“. „Diese Vorwürfe müssen jetzt einfach geklärt werden. Sie müssen ausgeräumt werden und zwar vollständig“, sagte Söder.

Wirbel um Aiwanger und Flugblatt: Freie Wähler sehen „schmutzige Kampagne“



Der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Fabian Mehring, erklärte bei „X“ (ehemals Twitter), Aiwanger habe am Samstag den Vorständen seiner Regierungsfraktion und Kabinettsmitgliedern der Freien Wähler glaubhaft versichert, nicht der Autor des Schriftstücks zu sein. Mehring sprach von einer „schmutzigen Kampagne“ kurz vor der Landtagswahl.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in ihrer Samstagausgabe über den Fall berichtet. Die Zeitung sprach nach eigenen Angaben mit einer Reihe von Augenzeugen, die von dem Vorfall aus dem Schuljahr 1987/88 am Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg (Landkreis Straubing-Bogen) berichteten, und zitierte auch aus dem Schriftstück mit dem rechtsextremistischen Inhalt.

− jra/afp