Gerade auf dem Land bedeutet das eigene Auto im Alter ein Stück Freiheit. Aber sind 80- oder 90-Jährige überhaupt noch sicher am Lenkrad? In Niedersachsen wurde eine Schulung entwickelt, um dies zu überprüfen.
Derzeit wird über striktere Vorschriften für Senioren am Steuer diskutiert, um die Straßen in Europa sicherer zu machen - in Niedersachsen üben manche Menschen ab 65 Jahren freiwillig am Steuer.
Die fünfstündigen Schulungen «Fit im Auto» werden in vielen niedersächsischen Regionen angeboten. Auf dem Programm stehen eine Einführung durch die Polizei, ein Sicherheitstraining mit dem eigenen Auto auf einem Übungsplatz sowie eine Fahrt mit Fahrlehrer oder -lehrerin im Fahrschulwagen. Mehr als 10 500 Menschen landesweit haben die Kurse bisher absolviert.
Die Landesverkehrswacht wertet ihr 2015 eingeführtes freiwilliges Programm als Erfolg. Andere Bundesländer wie Bayern hätten das Konzept übernommen. Es zeige sich, dass durch gezielte Übungen altersbedingte Defizite beim Autofahren ausgeglichen werden könnten, sagt Roswitha Bothe von der Landesverkehrswacht. Es gebe nur sehr wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, denen im Anschluss an das Seminar nahegelegt werden müsse, den Führerschein freiwillig abzugeben.
Am Seminartag in Burgdorf gibt es viele Aha-Erlebnisse. Für die sogenannte Gefahrenbremsung muss auch der Fahrersitz richtig eingestellt und der Beckengurt stramm sein. «Die Senioren treten oft nicht heftig genug das Bremspedal und kommen dann nicht in den Regelbereich von ABS rein», sagt Kursleiter Claus Kunath. Nach den ersten zögerlichen Bremsmanövern motiviert der Sicherheitstrainer: «Es geht ums Überleben! Stellen Sie sich vor, es läuft plötzlich ein Kind auf die Straße.»
Auch wenn über strengere Vorschriften für Senioren diskutiert wird: Die Einführung verpflichtender Fahrtauglichkeits-Tests für alte Verkehrsteilnehmer in Deutschland gilt als unwahrscheinlich.
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