Urkunde überreicht
Festakt: Eggenfelden ist jetzt eine Fair-Trade-Stadt

Initiative ging von Sophia Lüttwitz und Stadträtin Andrea Gräfin von Lösch aus

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:54 Uhr

Freude über die Urkunde, die Eggenfelden zur Fair-Trade-Stadt macht: Bürgermeister Martin Biber (Mitte) mit (von links) Fair-Trade Botschafter Manfred Holz, Initiatorin Sophia Lüttwitz, Stadträtin Andrea Gräfin von Lösch und MdL Martin Wagle. −Fotos: hl

Eggenfelden darf sich jetzt Fair-Trade-Stadt bezeichnen. Die entsprechende Urkunde dafür wurde bei einem Festakt überreicht.





„Fair-Trade-Städte fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark machen. Das Engagement zeigt dann immer wieder, dass eine Veränderung möglich ist, und dass jede und jeder etwas bewirken kann“, mit diesen Sätzen brachte Manfred Holz, Ehrenbotschafter der internationalen Organisation Trans-Fair und bekannter Pionier der Fair-Trade-Bewegung den Wert einer besonderen Auszeichnung auf den Punkt, die er der Stadt im Rahmen eines Festaktes überreichte: Eggenfelden darf sich jetzt Fair-Trade-Stadt bezeichnen.

Zu verdanken hat die Stadt diese Auszeichnung, die im Übrigen gar nicht so leicht zu erreichen ist, vor allem der Initiative der ehemaligen Stadträtin Sophia Lüttwitz und Stadträtin Andrea Gräfin von Lösch. Sie hatten sich dafür stark gemacht, dass Eggenfelden sich um die Auszeichnung bewirbt und sich um die Erfüllung und Einhaltung der entsprechenden Vorgaben bemüht.

Stadtrat hatte einstimmig Ja gesagt

Und das ist gelungen, wie Bürgermeister Martin Biber bei seiner Rede festhielt: Fair Trade, das sei mehr als nur der Genuss von fair gehandeltem Kaffee und fair gehandelter Schokolade. Er sei, so Biber, durchaus stolz auf die Auszeichnung der Stadt, auf die auch am Ortseingang mit Schildern aufmerksam gemacht werde. „Fair trade“, sei aber nicht nur eine Bezeichnung, sondern auch eine Auszeichnung und eine Aufgabe, betonte Martin Biber. „Es geht darum, dass wir faire Preise zahlen, damit die fair bezahlt werden, die das herstellen, was wir kaufen“, erklärte Martin Biber und fügte hinzu: „Waren haben nicht nur einen Preis, sondern auch einen Wert.“

Diese Überzeugung teilte er offensichtlich mit den Mitgliedern des Stadtrates: Die Gremiumsmitglieder hatten sich einstimmig dafür entschieden, den Weg in Richtung „Fair-Trade-Stadt“ zu gehen. Biber dankte ausdrücklich Sophia Lüttwitz und Andrea Gräfin von Lösch, die eine Initiative gestartet hätten, die jetzt von Erfolg gekrönt wurde.

Mit viel Humor durch den Abend



Kabarettist Stefan Wählt, der mit viel Humor durch den Abend führte, holte Landtagsabgeordneten Martin Wagle ans Rednerpult, der betonte: „Von dieser Veranstaltung heute geht sehr viel Kraft aus.“ Diese gelte es zu nutzen, denn angesichts der Tatsache, dass laut offizieller Rechnung vor wenigen Tagen der achtmilliardste Mensch geboren wurde, müsse man sich die Frage stellen, ob die Erde diese Zahl auf Dauer verkrafte. „Die einzige Lösung ist: Wir müssen unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern, und zwar wirklich wir alle“, so Wagle.

Der Abgeordnete plädierte dafür, beim Einkauf auf regionale Herkunft zu achten. „Beim Kauf von Importwaren müssen wir aber darauf achten, wo, von wem und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden“, hielt Martin Wagle fest. Man könne durchaus einen wichtigen Beitrag leisten, wenn man darauf achte, dass Produkte tatsächlich zu fairen Preisen unter fairen und menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden.

Bernhard Dorner, Vorsitzender des Vereins „Bündnis mit Indianern Südamerikas“, der die indigene Bevölkerung in Brasilien unterstützt, schilderte die dramatischen Auswirkungen des „unfairen Handelns“ auf die indigenen Völker, die ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit und sogar auf ihr Leben vertrieben und ausgebeutet werden, damit Unternehmen weltweit Produkte um ein paar Cent billiger anbieten können. Dorner plädierte dafür, die nicht-fair gehandelten Produkte zu kennzeichnen. „Wenn alle Menschen sich fair verhalten würden, dann bräuchte es unseren Verein nicht“, machte er deutlich.

Ehrentafel und Urkunde an Bürgermeister Martin Biber



Fair-Trade-Pionier Manfred Holz aus Neuss überreichte nach einer kurzen Ansprache, die das ernste Thema durchaus auch mit Humor „würzte“, Ehrentafel und Urkunde an Bürgermeister Martin Biber. Eggenfelden habe alle Kriterien erfüllt, was Voraussetzung sei für die Erteilung des Fair-Trade-Titels – was Eggenfelden jetzt in eine Linie mit Städten wie München, Amsterdam, Brüssel und anderen Weltstädten bringe. Stefan Wählt kam als Kommentator allerdings umhin, zu ergänzen: „Pfarrkirchen hat das schon seit 2016, aber wir machen eben nicht alles einfach nach, nur weil es die Pfarrkirchner machen“.

Vor der Übergabe hatte Wählt noch eine Fragerunde moderiert, die zu interessanten Statements führte: Matthias Schmöller, Leiter der Grundschule Eggenfelden, sieht die Aufgabe der Schulen in der Fair-Trade-Diskussion vor allem darin, dass man versuche, Kindern den Wert von fairem Handel aufzuzeigen. An der Grundschule werde dies mit einer Reihe von Projekten umgesetzt, beispielsweise habe man schon gemeinsam mit Kindern im einem Eine-Welt-Laden eingekauft und dann aus den erworbenen Zutaten ein „Fair-Trade-Essen“ zubereitet.

Beispiele für Fair Trade in Eggenfelden

Wolfgang Leuzinger, Inhaber des Eggenfeldener Rewe-Marktes, überrasche mit der Nachricht, dass es bei Rewe über 120 verschiedene Fair-Trade-Produkte gibt. Man wolle jetzt versuchen, diese Produkte schneller erkennbar zu machen, damit Kunden nicht zu lange danach suchen müssten.

Clemens Petz, Inhaber des Bekleidungsgeschäftes „Lauser“ am Stadtplatz, machte klar, dass er seit Jahren bereits mit zertifizierten Labels zusammenarbeite, die nach hohen ökologischen und sozialen Standards produzieren. „Natürlich gibt es bei uns kein Shirt für fünf Euro, aber die Waren unserer Lieferanten sind wertiger, halten länger und man hat doch ein besseres Gewissen beim Tragen.“

Diakon Xaver Gfirtner machte deutlich, dass die Kirche schon lange die großen Hilfsorganisationen unterstütze, die sich weltweit für bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung einsetzen. Dies geschehe auch über den Verkauf von Fair-Trade-Waren nach dem Gottesdienst.

− hl