Münchner Krise
Kommentar: Trainer Thomas Tuchel brüskiert den FC Bayern – das kann so nicht gutgehen

03.03.2024 | Stand 03.03.2024, 19:12 Uhr

Der neuerliche Dämpfer in Freiburg lässt Trainer Thomas Tuchel ratlos zurück. Kann dem FC Bayern am Dienstag gegen Lazio so die Wende gelingen? Foto: Imago Images

Viel haben der FC Bayern und sein Trainer Thomas Tuchel mal abgesehen von einer geschenkten Meisterschaft im Mai 2023 zusammen nicht vollbracht.

Nicht einmal, dass nach dem 2:2 der Münchner in Freiburg angemessen über die vier wunderschönen Tore gesprochen wird. Hatte der Trainer zuletzt wiederholt betont, dass FCB- und Tuchel-Chefkritiker Didi Hamann „aus dem Ruder läuft“, tut der 50-Jährige inzwischen selbst genau das und wird durch sein öffentliches Auftreten für seinen Noch-Arbeitgeber zur tickenden Zeitbombe.

Trainer Tuchel brüskiert den FC Bayern

Tuchel hatte nach der beschlossenen Trennung zum Saisonende angekündigt, „ab sofort rücksichtsloser agieren zu können und wollen“. Der Trainer hält Wort, wenngleich gewiss nicht so, wie es sich die Klub-Bosse vorgestellt hatten. Statt Tore zu bejubeln und sein Team anzufeuern, sitzt Tuchel lieber schmollend auf der Trainerbank oder dem Medizinkoffer. Er kritisiert die Mannschaft hart und nicht unberechtigt („Harakiri“), lässt dabei aber jegliche Selbstreflexion vermissen. Was auf dem Platz bei Bayern schief läuft – das dilettantische Abwehrverhalten und noch vieles mehr – ist die Schuld der Mannschaft, aber eben nicht ausschließlich.
Der „Trennungseffekt“ ist verpufft. Auch der „Antrittseffekt“ durch Max Eberl zeigte keinerlei Wirkung. Ganz tief blicken lässt indes Tuchels Statement, er habe die Vorstellung des neuen Sportvorstands „nicht verfolgt“; einen besseren Beweis für das Desinteresse des Trainers an seinem Arbeitsumfeld gibt es kaum. Tuchels Wille, das für alle erkennbar völlig zerrüttete Verhältnis zwischen ihm und seiner Mannschaft zu stabilisieren, dürfte sich arg in Grenzen halten.

Muss der FC Bayern Trainer Tuchel entlassen?

Falls Tuchel wirklich ein Diener des Klubs sein möchte – so versprach er es laut eigener Aussage FCB-Patriarch Uli Hoeneß in den Verhandlungen vor Amtsantritt – gibt es zwei Optionen für den Trainer, das nun knapp einjährige Missverständnis noch halbwegs vernünftig zu Ende zu bringen: das Ablegen der provokant zur Schau gestellten „Mir-alles-egal-Attitüde“ – oder den Rücktritt. Ändert Tuchel nichts und führt den FC Bayern weiter vor, müssen Eberl und Co. ihn entlassen, spätestens bei einem Aus am Dienstag in der Champions League gegen Lazio Rom. Denn es mag ja stimmen, dass Tuchel beim Rekordmeister nicht mehr viel zu verlieren hat – doch das haben die Bayern in dieser verkorksten Saison längst auch nicht mehr.