Beim Ingolstädter Sieg
„Er will gefühlt Pietta vernichten“: Wolfs Prügel-Ausraster überschattet Halbfinal-Duell – Drei Spiele Sperre

03.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:04 Uhr

Am Ende flogen die Fäuste: Der Mannheimer Eishockey-Profi David Wolf – für ähnliche Aktionen berüchtigt − drosch auf den Ingolstädter Daniel Pietta ein. Der wehrte sich nicht und trug eine kleine Platzwunde an der linken Wange davon. −Foto: Anspach, dpa

Als das Spiel so gut wie gelaufen war, brannten bei David Wolf die Sicherungen durch. Wieder und wieder schlug der Stürmer von Adler Mannheim auf Daniel Pietta ein, dabei wollte der Ingolstädter gar nicht kämpfen. „Eishockey ist ein emotionaler Sport“, sagte Bill Stewart lapidar zur Schlägerei, nachdem der Trainer im Play-off-Halbfinale der DEL mit seinen Adlern durch ein 3:6 (0:1, 2:1, 1:4) gegen den ERC Ingolstadt das 1:1 kassiert hatte.

Hässliche Szenen überschatteten ein interessantes Duell. Nur 113 Sekunden waren noch auf der Uhr, da ruhte minutenlang der Sport in der SAP Arena. Denn nachdem Matthias Plachta eine Strafe erhalten hatte, ging sein Teamkollege Wolf plötzlich wie wild auf Pietta los. Der 33-Jährige verpasste dem Gegenspieler mit einem Schlag einen Cut an der linken Wange, auch als Pietta auf dem Eis lag und seine Hände schützend über den Hinterkopf hielt, prügelte Wolf weiter.

Die DEL zog am Montag die Konsequenzen und sperrte Wolf für drei Spiele. Er kann damit frühestens in einem möglichen sechsten Duell der Serie wieder eingreifen und muss zudem eine Geldstrafe zahlen, deren Höhe nicht veröffentlicht wurde.

„Wolf will gefühlt Pietta vernichten. Er hat nur eins im Sinn“, kritisierte Patrick Ehelechner, ehemaliger Torhüter in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und heutiger Kommentator beim übertragenden Sender MagentaSport, das Verhalten des Angreifers. „Er will den Fight gegen Pietta. Pietta mag nicht“, so Ehelechner. Es sei nur darum gegangen, „eine Message“ zu senden.

Marian Rohatsch sah es genauso. „Der schlägt nicht, der will nicht“, sagte der Schiedsrichter, als er die Strafen durchgab. Pietta bekam zwei, Wolf fünf und Plachta zehn Minuten aufgebrummt. Für insgesamt sieben Profis war das Spiel wegen der Auseinandersetzungen vorbei, zum Unmut des Publikums mussten fünf Adler raus.

Und so flogen Geldmünzen auf das Eis, auch Bierbecher, in der ohnehin aufgeheizten Atmosphäre wedelte Stewart auch noch provozierend mit einem weißen Handtuch. Für Entspannungspolitik ist der Kanadier bekanntermaßen nicht zu gebrauchen. Kurz zuvor hatte der Hallensprecher auf Wunsch des Referees zur Vernunft aufgerufen.

Zu den Gründen für den Zwist schwieg Stewart. „Ich habe kein Geld. Ich kann nicht die Wahrheit sagen“, sagte der 65-Jährige in der Pressekonferenz. „Die Wahrheit ist die Wahrheit“, sagte er ausnahmsweise auf Deutsch. „Ich weiß, Sie wollen Zeitungen verkaufen. Aber ich sage nichts.“

Eishockey wurde auch gespielt. Vor 13.600 Zuschauern, die Halle war ausverkauft, brachten Justin Feser (18.) und Colton Jobke (26.) Ingolstadt auf 2:0 nach vorn, Markus Eisenschmid (27.) und Plachta (30.) glichen aus, doch der ERC sorgte in nur 107 Sekunden durch Ty Ronning (43.), Pietta (44.) und Frederik Storm (44.) für die Entscheidung. Thomas Larkin (53.) verkürzte, Leon Hüttl (59.) erhöhte nach den wilden Prügelszenen in Überzahl auf 6:3.

„Es war 40 Minuten ein wundervolles Spiel“, sagte Bill Stewart. Aber spätestens jetzt ist mächtig Feuer in der Best-of-seven-Serie, am Dienstag (19.00 Uhr) geht es in Ingolstadt weiter. Gut möglich, dass dann wieder Fäuste fliegen.

− sid