Bayerischer Vierkampf
3. Liga: Großer Umbruch bei Jahn Regensburg, FC Ingolstadt, 1860 München und Haching – Heiße Derbys erwartet

07.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:46 Uhr

Historische Szenen in der Allianz-Arena: Während Uwe Hesse und Markus Palionis den Aufstieg ihres SSV Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga feiern, stürzt Relegationsgegner 1860 München nach der klaren 0:2-Niederlage im Rückspiel am Ende der Saison 2016/2017 fast ins Bodenlose. Nun treffen beide Klubs erstmals wieder aufeinander – in der 3. Liga. −Foto: Imago Images

Die 3. Liga startet am 4./5. August in ihre 16. Saison. Aus bayerischer Sicht war sie noch nie hochkarätiger besetzt als dieses Mal.

Jahn Regensburg kommt nach sechs Jahren 2. Bundesliga als Absteiger, die SpVgg Unterhaching als Aufsteiger aus der Regionalliga mit einem ganz speziellen Ansatz hinzu, und der FC Ingolstadt, der 2024 sein 20-jähriges Bestehen feiert und Traditionsklub 1860 München unternehmen erneut einen Anlauf, im Aufstiegskampf wenigstens ein Wörtchen mitzureden.

FCI gegen Löwen am fünften Spieltag

Vor allem die FCI-Fans sind dabei heiß auf das erste Donauderby seit April 2022, das damals noch in der 2. Bundesliga mit 1:1 endete. Der letzte FCI-Sieg (vier gab es bei acht Niederlagen in insgesamt 14 Spielen) liegt bereits zehn Jahre zurück. Nun kommt es am 10. Spieltag (6./7./8. Oktober) im Audi-Sportpark zur nächsten Auflage. Auf 1860 München treffen die Schanzer daheim bereits am 6. Spieltag (15./16./17. September).

Nicht minder brisant ist das Duell zwischen den Oberpfälzern und den Löwen, die letztmals in der Zweitliga-Relegation 2017 aufeinandertrafen – mit dem besseren Ende für den Jahn. Daraufhin flogen bei hässlichen Szenen in der Allianz-Arena die Sitzschalen von frustrierten Sechzgern aufs Feld. Zunächst treten die Löwen am 14. Spieltag (3./4./5. November) zu Hause im Grünwalder Stadion an.

Viele neue Gesichter bei bayerischen Drittligisten

Alle drei Klubs eint indes eines: Sie müssen einen einschneidenden Umbruch verkraften. Die Regensburger quasi naturgemäß nach dem Abstieg und 23 Abgängen, die jedoch keine Transfererlöse brachten. Trainer Joe Enochs muss aus den bisher 16 externen Zugängen, darunter Rückkehrer Andreas Geipl, ein neues Team formen.

Bei den Ingolstädtern resultiert der Umbruch aus einer völlig verkorksten Saison und dem entschlossenen Handeln der neuen sportlichen Führung. Trainer Michael Köllner und Sportdirektor Ivica Grlic trennten sich bereits von zwölf Profis, wobei sie über zwei Millionen Euro Einnahmen erzielten. Weitere Abgänge sollen folgen. Dem stehen elf Neuzugänge gegenüber, darunter mit Lukas Fröde und Ryan Malone (beide Hansa Rostock) sowie Simon Lorenz (Holstein Kiel) drei Defensivakteure, die in der vergangenen Saison Stammkräfte bei Zweitligisten waren.

Bei 1860 München, das bereits sein Trainingslager im österreichischen Windischgarsten hinter sich hat, befindet sich Trainer Maurizio Jacobacci nach erst sieben externen Zugängen noch vehement auf Spielersuche. 16 Abgänge rissen ein großes Loch in die Kaderstruktur, immerhin spülte der Wechsel von Verteidiger-Talent Leandro Morgalla (RB Salzburg) knapp zwei Millionen Euro in die Kasse. Doch noch fehlt ein neuer Geschäftsführer, der den zu Austria Klagenfurt wechselnden Günther Gorenzel ersetzt.

Drittliga-Rückkehrer SpVgg Unterhaching – der am 1. Spieltag beim Jahn mit etwas Derbycharakter startet – geht mit seinem eigenwilligen Klubboss Manfred Schwabl einen speziellen Weg und installiert zwei aktive Spieler, Präsidenten-Sohn Markus Schwabl und Kapitän Josef Welzmüller, als Sportliche Leiter. Beide sollen Verstärkungen für das Team finden, das nach der erfolgreichen Relegation gegen Energie Cottbus (2:1 und 2:0) den mutmaßlich wichtigsten Akteur verloren hat: Aufstiegstrainer Sandro Wagner. Aber nicht nur in Bayern geht es bei den Vereinen rund, die meisten Klubs in der Liga wirbeln ihr Personal gehörig durcheinander. Allen voran die beiden anderen Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld und SV Sandhausen. Beide Klubs verlieren jeweils 26 Spieler. Der neue Arminia-Trainer Michel Kniat (zuvor SC Verl) soll nach dem Relegationsdebakel um Vereinsikone Fabian Klos eine neue Mannschaft aufbauen und versucht dies mit überwiegend jungen Kräften. Die Fans honorieren dies offenbar – trotz des Absturzes aus der Bundesliga orderten bereits mehr als 6000 Anhänger Dauerkarten.

Beim SV Sandhausen setzt Präsident Jürgen Machmeier mit Fortunas Ex-Torjäger Rouwen Hennings (35 Jahre), Mittelfeldspieler Alexander Mühling (Kiel/30) oder Innenverteidiger Tim Knipping (30), der von Dynamo Dresden an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrt, eher auf erfahrene Profis, will jedoch nach elf Jahren 2. Bundesliga mit dem Dorfverein sofort wieder zurück in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Mit dem 37-jährigen Danny Galm soll dies ein bisheriger Nachwuchstrainer (FC Bayern, TSG Hoffenheim) an seiner ersten Chefstelle erreichen.

Die in der vergangenen Saison knapp gescheiterten 1. FC Saarbrücken und Dynamo Dresden starten mit den verbliebenen Trainern Rüdiger Ziehl, der die beiden Ingolstädter Patrick Schmidt und Tim Civeja holte, und Markus Anfang einen neuen Versuch. Auch Ex-Zweitligist Erzgebirge Aue mit Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev und Waldhof Mannheim mit dem Ex-Ingolstädter Rüdiger Rehm stehen vor größeren Umstrukturierungen.

Die neben Unterhaching aufgestiegenen Preußen Münster, SSV Ulm und VfB Lübeck machen sich derweil mit gezielten Transfers für die höhere Liga fit.

− DK