Fragen & Antworten
Atomkraftwerk Isar 2 geht vom Netz: So läuft der letzte Tag - und das passiert danach

10.04.2023 | Stand 11.04.2023, 11:14 Uhr

Laut Atomgesetz soll die endgültige Abschaltung des Kraftwerkes Isar 2 in Essenbach am 15. April erfolgen.

Vor 62 Jahren nahm das erste Atomkraftwerk in Deutschland seinen kommerziellen Betrieb auf. Mitte April soll nun endgültig Schluss sein mit der nuklearen Stromerzeugung. Doch wie läuft eine Abschaltung ab und was passiert mit den Anlagen?



Das Atomkraftwerk Isar 2 prägt im Landkreis Landshut seit Jahrzehnten das Landschaftsbild. Schon von Weitem ist der aus dem Kühlturm aufsteigende Dampf zu sehen. Nachts ist der Meiler mit roten Lämpchen gekennzeichnet. Die zwei Gemeinden Essenbach und Niederaichbach profitierten von der Anlage, Hunderte Menschen fanden dort Arbeit. Am 15. April ist Schluss, das AKW Isar 2 soll endgültig vom Netz gehen. Was passiert am letzten Tag in der Anlage und wie geht es danach weiter? Eine Übersicht.

Wie wird das Abschalten eingeleitet?


Laut Werksleiter Carsten Müller läuft das Abschalten wie bisher bei den regelmäßigen Revisionen. Bereits im Vorfeld wurde die Leistung des Meilers stetig gesenkt - konkret seit 25. Dezember 2022 zunächst um durchschnittlich 0,3 Prozent pro Tag, seit 2. April um etwa 1 Prozent pro Tag. Am 15. April soll ab 22.00 Uhr die Leistung pro Minute um 10 Megawatt gesenkt werden. „Um 23.30 Uhr werden wir keinen Strom mehr ins Netz einspeisen“, sagte Müller. Nach der Netztrennung werde der Reaktor heruntergefahren. „Das dauert etwa eine Viertelstunde. Dann wird er mit der Reaktorschnellabschaltung abgeschaltet. Das ist der berühmte rote Knopf.“

Wird am letzten Tag die gesamte Isar 2-Mannschaft anwesend sein?


Die reguläre Schichtmannschaft besteht aus 15 Personen. Für die Abschaltung wird sie von zusätzlich etwa 20 Kollegen verstärkt. Zudem werde die Führungsebene von PreussenElektra anwesend sein, teilte das Unternehmen mit.

Was passiert direkt nach dem Abschalten?


Dann wird der Reaktor „kaltgefahren“, wie Carsten Müller erläuterte. Die durchschnittliche Betriebstemperatur im Primärkreis beträgt den Angaben nach aktuell 280 Grad Celsius. Beim „Kaltfahren“ wird die Temperatur in der Anlage innerhalb von etwa zwölf Stunden auf Umgebungstemperatur gesenkt. Etwa neun Stunden nach der Abschaltung wird über dem Kühlturm fast kein Dampf mehr zu sehen sein.

Wie geht es danach weiter?


Bis die Rückbau-Genehmigung vorliegt, werden nach Angaben von PreussenElektra routinemäßige Wartungsarbeiten und wiederkehrende Prüfungen durchgeführt. Der Reaktordruckbehälter wird entladen (also die Brennelemente in das Abklingbecken gestellt) sowie eine chemische Reinigung des Primärkreises durchgeführt.

Könnte die Anlage nach Abschalten doch wieder gestartet werden?


PreussenElektra-Geschäftsführer Guido Knott sagte: „Wenn die Politik das will, werden wir prüfen, was geht.“ Klar sei: Sobald der Rückbau konkret begonnen habe, werde kein Zurück mehr möglich sein.

Wann beginnt der Rückbau?


PreussenElektra rechnet damit, dass in den kommenden Monaten die Rückbau-Genehmigung erteilt werden wird. Anfang 2024 könnte dann der Rückbau von Isar 2 beginnen. Der Meiler Isar 1 befindet sich seit 2017 im Rückbau. Bis 2040 soll von den AKW nichts mehr zu sehen sein.

Was kostet der Rückbau?


PreussenElektra rechnet mit 2,2 Milliarden Euro für den Rückbau von Isar 1 und 2.

Was bedeutet der Ausstieg für die AKW-Mitarbeiter?


Für die etwa 450 Mitarbeiter am Standort Essenbach geht es auch nach dem 15. April weiter. Sie werden den Rückbau begleiten und haben von PreussenElektra einen festen Arbeitsvertrag bis 2029 erhalten. Danach soll die Mitarbeiterzahl reduziert werden.

Welche Stromleistung hat Isar 2 erbracht?


Isar 2 wird den Angaben nach bis zu seiner Abschaltung etwa 404 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt haben. Die jährliche Leistung von Isar 2 lag bei zwölf Milliarden Kilowattstunden, was etwa zwölf Prozent des in Bayern jährlich verbrauchten Stroms entspricht. Insgesamt wurden mit den Meilern Isar 1 und 2 in den vergangenen 44 Jahren 600 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt.

− dpa