Renterinnen tot
Zweimal getötet: Mutmaßlicher Serienmörder (31) in Schwäbisch Hall gefasst

01.02.2023 | Stand 01.02.2023, 16:29 Uhr

Ein Mitarbeiter des Landeskriminalamts geht in ein Gebäude, das in Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod mehrerer Seniorinnen in der Region steht. −Foto: Marijan Murat/dpa

Die Tatorte sind nicht weit voneinander entfernt, die alten Frauen sterben im Abstand weniger Wochen eines gewaltsamen Todes. Mutmaßlich verantwortlich: Ein 31-jähriger Serbe. Auch ein Raubüberfall soll auf sein Konto gehen - und noch mehr?



Erleichterung in der Region Schwäbisch Hall - nach dem gewaltsamen Tod von zwei Seniorinnen innerhalb weniger Wochen ist ein 31 Jahre alter Verdächtiger gefasst worden. Der aus Serbien stammende Mann sitze in Untersuchungshaft und soll auch für einen Raubüberfall in der Region verantwortlich sein, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch weiter mit.

Der Mann stehe in dringendem Verdacht, vergangene Woche eine 89-Jährige in Michelbach an der Bilz im Nordosten Baden-Württembergs sowie im vergangenen Dezember eine 77-Jährige im nur wenige Kilometer entfernten Schwäbisch Hall getötet zu haben. Mitte Januar dieses Jahres soll er außerdem im nahegelegenen Ilshofen einen 83 Jahre alten Mann an seiner Wohnung überfallen, mit einer Waffe bedroht und Geld gefordert haben.

Verdächtiger schweigt zu Vorwürfen



Die Leichen der beiden Frauen waren in ihren jeweiligen Wohnungen entdeckt worden. Mehrere Beweismittel und eine mögliche Tatwaffe seien im weiträumigen Umfeld des Tatorts von Michelbach sichergestellt worden. Sie konnte den Erkenntnissen zufolge dem Verdächtigen zugeordnet werden. Um welches Tatwerkzeug es sich handelte, sagten die Ermittler zunächst nicht. Auch wurde nicht bekannt, wie genau die Frauen zu Tode kamen. Der Mann schweigt bisher zu den Vorwürfen. Er war bereits am Dienstag festgenommen worden. Am Mittwoch wurde Haftbefehl erlassen und der 31-Jährige in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

Noch ist unklar, ob der Serbe auch für weitere Taten verantwortlich ist: So ist bisher der Tod einer 94 Jahre alten Seniorin, deren Leiche im Oktober 2020 in Schwäbisch Hall und ganz in der Nähe der Wohnung der toten 77-Jährigen gefunden worden war, noch nicht aufgeklärt. Die Polizei prüft weiterhin einen Zusammenhang, hat nach Worten von Oberstaatsanwalt Harald Lustig aber abgesehen von der räumlichen Nähe der Tatorte bisher keine konkreten Hinweise darauf.

Im Fall der toten 77-Jährigen von Schwäbisch Hall geht die Staatsanwaltschaft den Angaben zufolge von Mord aus Habgier aus. Hier soll der Verdächtige einen Geldbetrag in niedriger bis mittlerer dreistelliger Höhe erbeutet haben. Die Seniorin war am Tag vor Heiligabend tot in ihrer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus entdeckt worden. Im Fall der Getöteten aus Michelbach sprachen die Ermittler zunächst von Totschlag.

350 Spuren ausgewertet



Intensive und akribische Ermittlungen rund um die Uhr seien der Festnahme des 31-Jährigen vorausgegangen, wie es weiter hieß. „Zahlreiche Puzzleteilchen habe zur Identifizierung des Täters geführt“, sagte Aalens Polizeipräsident Reiner Möller. Nachbarn seien befragt und rund 350 Spuren, darunter auch DNA-Spuren, ausgewertet worden, fügte Kriminaloberrat Jörg Meinhardt hinzu. Auch ein Phantombild des mutmaßlichen Täters habe zum Fahndungserfolg beigetragen. Das Bild war nach dem versuchten Raubüberfall in Ilshofen angefertigt worden. Der 83-Jährige war bei der Tat niedergeschlagen und leicht verletzt worden.

Der 31-Jährige habe zu den Vorwürfen bislang keine Angaben gemacht, sagte Oberstaatsanwalt Lustig. Der Beschuldigte sei nach eigenen Worten mit seiner Frau sowie zwei Kindern Anfang Dezember 2022 nach Deutschland eingereist. Eine Meldeadresse in Deutschland habe er nicht. Auch war nicht klar, wie lange er sich schon in Schwäbisch Hall aufhielt. In Zusammenarbeit mit den serbischen Behörden werde zudem geklärt, ob der Beschuldigte in seinem Heimatland möglicherweise schon auffällig geworden war.

Soko ermittelt weiter



Der Tod der Seniorinnen hatte die Menschen in der Region Schwäbisch Hall in Aufregung und Sorge versetzt. Schon nach dem Tod der 77-Jährigen im Dezember hatte die Polizei die Soko „Höhe“ gebildet. Als rund einen Monat später die Leiche der 89-Jährigen in Michelbach gefunden wurde, wurde die Soko von rund 50 auf mehr als 75 Beamte aufgestockt - unterstützt von Spezialisten der Rechtsmedizin, des Kriminaltechnischen Instituts des Landeskriminalamtes sowie Kräften des Polizeipräsidiums Einsatz. Die Soko bestehe auch nach der Festnahme des 31-Jährigen vorerst in gleicher Stärke fort, sagte Lustig.

− dpa