Spektakulärer Fall in Tirol
Vater von ertrunkenem Leon (6) wegen Mordes angeklagt

25.04.2024 | Stand 25.04.2024, 13:38 Uhr

St. Johann in Tirol Ende August 2022 am Tatort, wo der sechsjährige Leon ertrank. Nun gibt es eine Mordanklage gegen den Vater. − Foto: Georg Köchler/Zoom Tirol/APA/dpa

Der Fall um den in der Kitzbüheler Ache ertrunkenen sechsjährigen Buben Leon hatte vor knapp zwei Jahren viel Aufmerksamkeit erregt – und noch mehr, als sein Vater ins Visier der Ermittler geriet. Nun gibt es eine Mordanklage gegen den Mann.



Der 39-jährige Deutsche müsse sich zudem wegen des Verdachts der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung verantworten, teilte die österreichische Anklagebehörde am Donnerstag mit. Der Mann saß zuletzt wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft. Er kann binnen zwei Wochen Einspruch gegen die Anklage erheben. Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest.

Vater angeblich von Unbekanntem niedergeschlagen



Das Kind war im August 2022 tot in dem Fluss Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol gefunden worden. Nach der Aussage des Vaters war er beim Spaziergang mit dem Sohn von einem Unbekannten niedergeschlagen worden und hatte das Bewusstsein verloren. Der gesundheitlich beeinträchtigte Sechsjährige sei dann aus dem Kinderwagen gestiegen und in den Fluss gefallen. Im Februar 2023 wurde der Vater aufgrund neuer Erkenntnisse der Ermittler wegen Mordverdachts verhaftet.

Die Ermittler hatten lange intensiv nach dem Unbekannten gesucht. Die Eltern hatten sogar eine Belohnung in Höhe von 30.000 Euro ausgesetzt für Hinweise auf den angeblichen Räuber. Doch diesen soll es offenbar gar nicht gegeben haben. Schließlich geriet der 39-Jährige ins Visier und wurde festgenommen. Konkrete Ermittlungsergebnisse sollen ihn schwer belasten.

Leon litt an seltenem Gendefekt



Laut Staatsanwaltschaft litt der sechsjährige Leon am sogenannten Syngap-Syndrom, einem seltenen Gendefekt, der die motorische und geistige Entwicklung von Kindern deutlich verlangsamt. Nach der Festnahme des Vaters im Jahr 2023 hatte dessen Verteidiger gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ gesagt: „Die Polizei wirft ihm scheinbar vor, er habe seinen Sohn von seiner Krankheit erlösen wollen.“ In ihrer Pressemitteilung am Donnerstag äußerte sich die Staatsanwaltschaft nicht zum mutmaßlichen Motiv des Angeklagten.

Bis heute bestreitet der 39-Jährige die Mordvorwürfe: Er beharre weiter darauf, dass er niedergeschlagen wurde und erst wieder zu sich kam , als Leute neben ihm gestanden und ihn angesprochen hätte, so die Staatsanwaltschaft.

− dpa/cav