Nahe einer Synagoge
Mann schießt in Jerusalem auf Gottesdienstbesucher: Mehrere Tote

27.01.2023 | Stand 28.01.2023, 6:36 Uhr

Mehrere Menschen sollen am Freitagabend bei einem Anschlag in Jerusalem ums Leben gekommen sein. −Foto: dpa

Bei einem Schusswaffenangriff an einer Synagoge in Ost-Jerusalem sind am Freitagabend mindestens sieben Menschen getötet worden. Wie der israelische Rettungsdienst mitteilte, wurden mindestens drei weitere Menschen verletzt. Nach Polizeiangaben wurde der Angreifer nach der Attacke während des Schabbat-Gebets noch vor Ort „neutralisiert“.



Der Angriff ereignete sich im von Siedlern bewohnten Stadtviertel Newe Jaakow im von Israel annektierten Ostteil Jerusalems. Der Angreifer habe sich der Synagoge gegen 20.30 Uhr Ortszeit (19.30 Uhr MEZ) genähert und dann das Feuer eröffnet, erklärte die Polizei. Polizisten seien sehr schnell am Tatort gewesen, hätten auf den „Terroristen“ geschossen und ihn „neutralisiert“. Später wurde bekannt, dass der Attentäter nach Polizeiangaben tot ist. Ersten Erkenntnissen nach handele es sich um einen 21-jährigen Bewohner von Ost-Jerusalem, teilte die Polizei am Freitagabend mit.

Polizei spricht von sieben Toten

Ein Sanitäter sprach von einem „sehr schweren Terroranschlag“. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom erlitten insgesamt zehn Menschen Schussverletzungen, darunter ein 70-jähriger Mann und ein 14-jähriger Junge. Ein Polizeisprecher sagte, sieben der Opfer seien getötet worden. „Ich habe viele Schüsse gehört“, berichtete der 18-jährige Student Matanel Almalem, der in der Nähe der Synagoge lebt. Nach dem Angriff untersuchte die Polizei am Tatort ein weißes Fahrzeug, das vermutlich dem Angreifer gehörte. Auch Israels rechtsextremer Sicherheitsministers Itamar Ben Gvir besuchte den Tatort.

Angriff einen Tag nach Razzia in Flüchtlingslager



Der Angriff ereignete sich einen Tag nach einer Razzia der israelischen Armee im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin im Norden des Westjordanlands, bei der neun Palästinenser getötet worden waren. Eine so hohe Opferzahl bei einem einzigen israelischen Einsatz im Westjordanland hatte die UNO seit dem Ende der Zweiten Intifada, dem Palästinenser-Aufstand von 2000 bis 2005, bisher nie verzeichnet.

Als Vergeltung wurden am Freitag aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel abgefeuert. Die meisten Raketen fing die israelische Armee jedoch mit ihrem Luftabwehrsystem ab. Verletzte wurden nicht gemeldet. Die radikale Palästinensergruppe Islamischer Dschihad erklärte, die Raketen seien „Teil einer Botschaft“ gewesen, um zu zeigen, dass „palästinensisches Blut nicht billig ist“.

Raketenangriffe auf Hamas-Stellungen



Als Reaktion auf die Raketenangriffe flog Israel in der Nacht mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen. Ziele seien eine „unterirdische Raketenproduktionsstätte“ der radikalislamischen Palästinenserorganisation sowie eine Hamas-Basis im Norden des Gebiets gewesen, erklärte die Armee. Nach den Luftangriffen war eine weitere Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern befürchtet worden. US-Außenminister Anthony Blinken will sich bei einem Nahost-Besuch am Montag und Dienstag um Deeskalation bemühen. Wie sein Sprecher sagte, hält Blinken, der am Sonntag bereits Ägypten besucht, auch nach dem Anschlag in Jerusalem an seinen Reiseplänen fest.