Nur von Fotografie bekannt:
In Wien aufgetaucht: Verschollen geglaubtes Klimt-Bild soll 50 Millionen bringen

26.01.2024 | Stand 26.01.2024, 8:13 Uhr |

Das „Bildnis Fräulein Lieser“ stammt aus dem Jahr 1917 und war lange in Privatbesitz. Der Schätzwert liegt bei 30 Millionen bis 50 Millionen Euro. - Foto: AFP

Das Wiener Auktionshaus im Kinsky versteigert ein verschollen geglaubtes Gemälde von Gustav Klimt (1862-1918). Das „Bildnis Fräulein Lieser“ datiere von 1917 und stamme aus dem Spätwerk des weltbekannten Jugendstil-Künstlers, teilte das Auktionshaus am Donnerstag mit.

Kinsky-Geschäftsführer Michael Kovacek bezifferte den Schätzwert auf 30 Millionen bis 50 Millionen Euro. Bei der für 24. April geplanten Auktion seien noch höhere Summen denkbar. Das farbenprächtige Dreiviertelporträt sei jahrzehntelang im Verborgenen in österreichischem Privatbesitz gewesen und der Fachwelt nur aus einer Schwarz-Weiß-Fotografie bekannt, hieß es.

„Beispielhaft für Klimts Spätwerk“


Das 140 mal 80 Zentimeter große Bild zeigt eine junge Frau in strenger frontaler Haltung vor rotem Hintergrund. Um ihre Schultern liegt ein reich mit Blumen dekorierter Umhang. „Die koloristische Palette ist beispielhaft für Klimts Spätwerk“, sagte Claudia Mörth-Gasser, die im Kinsky die Sparte Klassische Moderne leitet.

Das Gemälde stellt ein Mitglied der Industriellenfamilie Lieser dar, die in der NS-Zeit wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt wurde. Das genaue Schicksal des Bildes sei zwischen 1925 und den 1960er Jahren ungeklärt, hieß es. Trotz intensiver Recherche lägen keine Hinweise auf eine „rechtswidrige Enteignung“ vor. Im Auktionskatalog heißt es: „Es existieren mithin keine Beweise dafür, dass das Werk vor oder während des Zweiten Weltkriegs geraubt, gestohlen oder sonst wie rechtswidrig entzogen worden ist.“

Klimt-Bild von Verwandter geerbt


Die jetzigen Eigentümer hätten es vor etwa zwei Jahren von entfernten Verwandten geerbt. Etwa seit Mitte der 1960er Jahre habe es sich im Salon einer Villa in der Nähe Wiens befunden.

Dass das Porträt nicht in eine Versteigerung nach London oder New York gewandert sei, sondern vom ungleich kleineren Wiener Auktionshaus im Kinsky angeboten werde, sei auf dessen langjährige Erfahrung mit Werken Klimts und auf dessen Kompetenz im Umgang mit sogenannten Raubkunst-Fällen, also mit Kunstwerken, die während der NS-Zeit beschlagnahmt und entzogen wurden, zurückzuführen, so das Auktionshaus.

dpa

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