56 Prozent Zustimmung in Schwangau
Ein „Ja“ für die Welterbe-Bewerbung von Schloss Neuschwanstein

19.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:02 Uhr

Schloss Neuschwanstein soll Welterbe werden: Nach der Abstimmung in Schwangau kann Deutschland wie geplant Anfang 2024 bei der Unesco einen entsprechenden Antrag einreichen. −Foto: Postl, Imago

Für einen Welterbe-Antrag für Schloss Neuschwanstein haben die Einwohner von Schwangau im Allgäu am Sonntag bei einem Bürgerentscheid grünes Licht gegeben. Damit kann die Bundesrepublik wie geplant die Bewerbung Anfang 2024 bei der Unesco in Paris einreichen.

Wie Bürgermeister Stefan Rinke (CSU) nach dem Urnengang mitteilte, unterstützten rund 56 Prozent der Bürger das Projekt. „Wir sind froh über das Referendum“, betonte der Rathauschef. „Damit haben wir den eindeutigen Auftrag der Bevölkerung, die staatliche Initiative aktiv zu unterstützen.“ Die bayerische Staatsregierung könne nun das Welterbekomitee der Unesco überzeugen, dass die Königsschlösser von Bayerns Märchenkönig Ludwig II. (1845-1886) Denkmäler von Weltrang seien.

Bayerns Kunstminister Markus Blume reagierte erleichtert auf das Ergebnis. Er sei dankbar für die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger Schwangaus, meinte der CSU-Politiker. „Es ist eine wichtige Entscheidung für die Region und eine gute für Bayern.“

Etwa 44 Prozent der Bürger Schwangaus hatten sich gegen eine Unterstützung des Welterbe-Antrags ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag bei 56 Prozent.

Das Projekt „Gebaute Träume“ ist bereits seit etlichen Jahren als deutscher Welterbe-Vorschlag vorgesehen. Neben Neuschwanstein sollen die beiden anderen weltberühmten Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof sowie das weniger bekannte Königshaus am Schachen vorgeschlagen werden. Nach den bisherigen Plänen soll die Unesco Mitte 2025 über den deutschen Antrag entscheiden. Der Bürgerentscheid war nötig, weil für Welterbe-Bewerbungen die Unterstützung der Bevölkerung vor Ort erwartet wird. Ein „Nein“ aus Schwangau hätte daher das Prestigeprojekt der Landesregierung in München ins Wanken gebracht.

In Schwangau gibt es aber Vorbehalte, weil viele Bürger nicht noch mehr Touristen wollen. Neuschwanstein zieht jedes Jahr bis zu eineinhalb Millionen Besucher an. Andere Kritiker befürchten weitere Beschränkungen aus Denkmalschutzgründen, wenn künftig Neubauten errichtet werden sollten. Wegen dieser Stimmung wollte der Schwangauer Gemeinderat nicht allein über die Zustimmung entscheiden. Der Bürgermeister bezeichnete den Bürgerentscheid als „gelebte direkte Demokratie“.

Überschattet wurde die Abstimmung von einem Verbrechen, dass sich vor wenigen Tagen in der Nähe von Neuschwanstein ereignet hatte. Am Mittwoch soll ein US-Amerikaner zwei junge Frauen attackiert und einen Abhang hinuntergeworfen haben, eine 21-Jährige starb.Ulf Vogler