Ein Feuer hat in der Westernstadt „Pullman City“ im Bayerischen Wald schwere Verwüstungen angerichtet. Doch am Tag danach packt man dort an: Aufräumen, neu bauen - nach vorne schauen.
Noch immer liegen verkohlte Holzteile herum. Bagger sind unterwegs. Fachleute mit Block und Stift stapfen an heruntergebrannten Gebäuden vorbei. Einen Tag nach dem schweren Brand in der Westernstadt „Pullman City“ in Eging am See nordwestlich von Passau hat das Aufräumen begonnen.
Trotz schwerer Schäden will der Erlebnispark schon im Frühjahr wieder sein volles Programm anbieten. „Wir gehen davon aus, dass wir Ende März, Mitte April wieder in den Betrieb einsteigen können“, sagte der Geschäftsführer des Freizeitparks, Claus Six, der Deutschen Presse-Agentur.
Schaden in zweistelliger Millionenhöhe
Alle geplanten Veranstaltungen fänden dann statt, darunter das US Car-Treffen mit historischen Autos, das Karl-May-Wochenende und das Harley Treffen. Aber: „Die ganze Stadt richtig wieder aufzubauen in dieser Größenordnung - das wird Herbst“, sagte Six. Der Schaden gehe in die zweistellige Millionenhöhe.
Laut Polizei war die Ursache des Feuers zunächst unklar. „Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen“, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern. Die Kriminalpolizeiinspektion Passau habe die Ermittlungen übernommen. Es habe eine Brandortbegehung gegeben; ein Gutachter des Landeskriminalamtes sei hinzugezogen worden.
Stundenlang hatten Feuerwehrkräfte am Sonntag gegen die Flammen in der sogenannten Main Street gekämpft. Mehrere Gebäude in Holzbauweise wie ein Steakhouse, ein mexikanisches Restaurant, das Gefängnis und die Music Hall brannten ab. Gegen Mittag war der Brand weitgehend gelöscht. Da das Feuer aber an einigen Stellen immer wieder aufflammte, waren Einsatzkräfte auch in der Nacht zum Montag vor Ort.
Nun würden erst einmal Schutt und Asche weggeräumt, berichtete Six. Man sei unter anderem dabei, Wasser- und Stromversorgung wieder herzustellen. „Wir sind momentan bei den Aufräumarbeiten und schauen nach vorne“, sagte Six. „Ich kann den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir haben Corona überstanden - das überstehen wir auch.“
Er sei im Gespräch mit Firmen für den Wiederaufbau. Ohnehin wurde am Gelände gebaut. „Wir waren gerade am Erweitern.“ Auf einem neuen, sieben Hektar großen Gelände sollen ein Tierpark, ein Kletterpark, Spielplätze, ein Wellnessbereich und rund 40 Mitarbeiterwohnungen entstehen. „Diese Planungen laufen genauso weiter“, betonte Six.
Gäste und Tiere gerettet
Nur seinen Mitarbeitern sei es zu verdanken, dass bei dem Brand niemand zu Schaden gekommen sei. Das Feuer war laut Six am Eingangsbereich der Music Hall ausgebrochen. Mitarbeiter, die gegen 06.00 Uhr eingetroffen seien, um das Frühstück für die Übernachtungsgäste herzurichten, hätten das Feuer entdeckt und sofort richtig reagiert. Sie hätten die rund 180 Übernachtungsgäste geweckt und in Sicherheit gebracht. „Dass wir keinen Personenschaden haben, ist ihnen zu verdanken.“ Laut Polizei wurde ein Mitarbeiter bei den ersten Löschversuchen leicht verletzt, außerdem eine Feuerwehrkraft.
Dutzende Tiere seien vorsorglich nach draußen gebracht worden, darunter Esel, Pferde, Ziegen und Lamas. Sie konnten teils bereits am Sonntagabend wieder in ihre Ställe zurück. Alle hätten geholfen. „Ein absolutes Sonderlob an die Mitarbeiter.“
Der Park für Cowboy-Fans zieht alljährlich Hunderttausende Besucher an. Je nach Wetter gibt es Ponyreiten. Kinder können ein Kleintiergehege besuchen und auf die Eisprinzessin, Schneewittchen und Co. treffen. In dem Park arbeiten laut Six bis zu 500 feste und freie Mitarbeiter. „Pullman City“ wurde 1997 eröffnet. Six ist seit der Insolvenz des Parks 2011 Geschäftsführer. Einen ähnlichen Park mit demselben Namen gebe es im Harz. Man sei freundschaftlich verbunden, aber die Geschäfte seien getrennt, sagte Six.
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