Handyvideo zeigt Tat
13-Jähriger soll Obdachlosen bei Streit in Dortmund getötet haben

05.04.2024 | Stand 05.04.2024, 16:30 Uhr

Im Dortmunder Hafen sichert die Kriminalpolizei in einem Tatort-Schutzzelt Spuren. Bei einer Auseinandersetzung ist am Donnerstag ein Mensch nach einer Gewaltanwendung gestorben. − Foto: Wickern/news4/dpa

Ein 13-jähriger Junge soll einen Obdachlosen am Dortmunder Hafen getötet haben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Ein Handyvideo zeige, wie das Kind am Donnerstagabend mit einem Messer auf den Mann eingestochen haben soll.



Die Obduktion habe ergeben, dass das 31-jährige Opfer durch mehrere Messerstiche getötet worden sei. Es stehe fest, „dass ihm die tödlichen Stiche von einem der strafunmündigen Kinder beigebracht wurden“.

Streit vorausgegangen



Im Vorfeld habe es eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Opfer und dem Kind gegeben. Es gebe zudem auch entsprechende Aussagen von den ebenfalls vorübergehend festgenommenen drei weiteren Minderjährigen. Die Polizei hatte am Donnerstagabend vier minderjährige Tatverdächtige vorläufig festgenommen. Es handelte sich um den 13-Jährigen, ein weiteres gleichaltriges Kind und um zwei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren.

Die beiden strafunmündigen 13-Jährigen waren bereits nach ihrer Anhörung aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Das Opfer war einige Stunden nach der Tat als ein 31 Jahre alter Mann identifiziert worden, der zuletzt keinen bekannten Wohnsitz hatte.

Handyvideo zeigt Tat



Zeugen hatten eine Auseinandersetzung beobachtet und die Polizei gerufen. Die vier Minderjährigen waren geflohen, aber Minuten später vorläufig festgenommen worden. Nach bisherigem Ermittlungsstand sei nun davon auszugehen, dass die Vier „zufällig am Hafen auf das Opfer trafen“, hieß es am Freitag. Es soll zu Beleidigungen zwischen dem 13-Jährigen und dem Obdachlosen gekommen sein soll. Es folgte demnach eine Rangelei, der 13-Jährige soll dann zugestochen haben. Das Handyvideo, das seine Tat zeige, stamme vom Video des 14-Jährigen, sagte der Staatsanwalt auf dpa-Anfrage. Der mutmaßliche Täter sei Bulgare.

Das mögliche Tatmesser sei von einem Polizeihund in Tatortnähe aufgespürt worden. Die zwei Jugendlichen hatte sich den Angaben zufolge anwaltlich vertreten lassen und kamen am Freitag ebenfalls auf freien Fuß. „Eine Beteiligung an der Straftat des Kindes ist aktuell nicht anzunehmen.“

Schlimme Erinnerungen



Erst im vergangenen Herbst war in Horn-Bad Meinberg in Nordrhein-Westfalen ein Obdachloser mutmaßlich von drei Jugendlichen durch Messerstiche getötet worden. Der brutale Vorfall im Kreis Lippe Ende Oktober hatte für Entsetzten gesorgt. Die mutmaßliche Tatwaffe war auch damals ein Messer. Drei Jugendliche sollen den Mann unweit von Bielefeld getötet und die Tat gefilmt haben. Ein 14-Jähriger und zwei 15-Jährige waren in Untersuchungshaft genommen worden.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte erst vor wenigen Tagen die Kriminalstatistik für 2023 vorgestellt. Demnach nahm Kinder- und Jugendkriminalität in dem Bundesland um 10,8 Prozent auf 95.300 Fälle zu. „Das muss uns Sorgen machen“, hatte Reul betont. 15 Prozent mehr Kinder wurden als Verdächtige für Gewalttaten erfasst.

Fassungslos hat bis heute auch der Fall der Schülerin Luise zurückgelassen. Sie war im März 2023 in Freudenberg im Siegerland mit Messerstichen ermordet worden. Zwei Mädchen im Alter von damals 12 und 13 Jahren gestanden die Bluttat. Auch in diesem Fall konnten die beiden Kinder strafrechtlich nicht belangt werden. Die Ermittlungen waren im Herbst 2023 eingestellt worden.

− dpa