Lukratives Jobangebot
„Zwei-Tage-Woche“ bei vollem Gehalt: 600 Bewerbungen für Stelle in Österreich

25.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:42 Uhr

Die Simbacherin Monika Drzewiecka ist eine von bis zu 600 neuen Mitarbeitern, die bei B&R nur am Wochenende arbeiten werden. „So kann ich früher aus der Elternzeit zurück“, sagt die 37-Jährige. −Foto: B&R

Eine riesen Nachfrage von Bewerbern hat der Elektrokonzern B&R aus Eggelsberg im österreichischen Innviertel mit seinem Angebot einer „Zwei-Tage-Woche“ ausgelöst.



Wie berichtet, sucht die Firma für ein Jahr befristet Produktionsmitarbeiter, die nur am Wochenende arbeiten wollen, und dafür in 20 Stunden das gleiche verdienen wie Vollzeit-Kräfte. Nun zog „B&R“ einer erste Bilanz: Mehr als 600 Bewerber gingen seit Bekanntwerden des Angebots im Dezember ein.

Wie das Unternehmen in einer Presseaussendung mitteilt, bietet B&R aufgrund der hohen Nachfrage anstelle von klassischen Bewerbungsgesprächen eigene „Job-Days“ an. Diese Gelegenheit haben diese und vergangene Woche bereits erste Job-Anwärter genutzt. Die bereits angelaufenen Job-Days bieten die Möglichkeit, dass sich Job-Anwärter und Arbeitgeber gegenseitig kennenlernen. Pro Termin lädt das Unternehmen rund 70 Bewerber ein, die zunächst in Einzelgesprächen ihre Fragen stellen.

Fünf von sechs Bewerbern sollen aufgenommen werden



Ihre Zusage in der Tasche hat bereits Monika Drzewiecka aus Simbach am Inn. Die 37-Jährige hat bereits bei B&R in der Produktion gearbeitet – bis sie vor rund zwei Jahren Mutter wurde. Einen Betreuungsplatz hat sie allerdings erst ab September. „Durch die Wochenend-Schicht kann ich nun schon früher wieder ins Arbeitsleben zurück“, sagt Drzewiecka, die sich weiterhin unter der Woche ums Kind kümmern wird. Am Wochenende wird das künftig ihr Mann erledigen.

Mehr beziehungsweise besser aufgeteilte Zeit mit der Familie: Das ist eine Motivation, die viele der neuen „Wochenend-Mitarbeiter“ haben, wie aus Gesprächen mit bereits ausgewählten Bewerber hervorgeht. Übrigens haben viele derer, die sich beworben haben, schon einmal in den Bereichen gearbeitet, einige sind aber auch Quereinsteiger. Die Riege der Bewerber reicht von Lehrabsolvent bis zu Bachelor und Master. Einzelne bringen sogar mehrere Studienabschlüsse mit.

Bewerber nehmen bis zu vier Stunden Anfahrt in Kauf



Etwa 70 Prozent der Bewerber sind Männer, 30 Prozent Frauen. Die Altersspanne reicht von 18 bis fast 65. Darunter sind Schüler und Studierende ebenso wie Arbeitssuchende, Selbstständige auf der Suche nach einem Nebenjob, Familien, in denen bisher nur ein Elternteil berufstätig war, Menschen, die sich beruflich neu orientieren oder Betreuungspflichten unter der Woche besser nachkommen wollen, bis hin zu älteren Menschen, die kurz vor dem Renteneintritt stehen.

Etwa die Hälfte der Bewerber stammt aus der Region, dem Innkreis, Flachgau, aus Nieder- und Oberbayern. Der Rest kommt aus zum Teil deutlich weiterer Entfernung, viele davon aus Linz und Wien. Vereinzelt nehmen die Job-Anwärter sogar bis zu vier Stunden Anreise für die neuen Jobs bei B&R in Kauf. Selbst aus Graz und Nürnberg haben sich mehrere Kandidaten beworben. Insgesamt sind rund zwei Drittel der Bewerbungen aus Österreich und ein Drittel aus Deutschland eingelangt.

Neue Schicht ist eine Folge der Corona-Pandemie



Die zusätzliche Wochenend-Schicht ist eine Folge der COVID-Krise und weltweiter Lieferengpässe. Die Nachfrage nach Lösungen zur Automatisierung von Maschinen und Fabriken ist dadurch enorm gestiegen. Die neue Schicht soll die hohe Nachfrage so rasch wie möglich zu befriedigen.

Gemeinsam mit Betriebsrat und Gewerkschaften hat B&R deshalb ein auf ein Jahr befristetes Sondermodell entwickelt. Für insgesamt 20 Wochenstunden ausschließlich an Samstagen und Sonntagen bietet das Unternehmen inklusive der gesetzlichen Zulagen ein vergleichbares Gehalt zu einer konventionellen 38,5-Stunden-Woche von Montag bis Freitag.

− hw