Durchsuchungen
Tonnenweise illegaler Shisha-Tabak in Bayern, NRW und Frankreich entdeckt

03.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:05 Uhr

−Symbolbild: dpa

Das illegale Geschäft mit Wasserpfeifentabak boomt. Der Zoll hält es in Teilen sogar für lukrativer als den Drogenhandel. Ein neues Gesetz könnte zumindest mitverantwortlich für das Aufblühen des Schwarzmarktes sein.





Zollfahnder haben in Bayern, Nordrhein-Westfalen und in Frankreich riesige Mengen unverzollten Wasserpfeifentabak sichergestellt. In vier illegalen Herstellungsbetrieben in Deutschland und Frankreich seien mehr als drei Tonnen Tabak sowie große Mengen an Zubehör gefunden worden, teilte der Zoll am Montag mit. Zuvor seien von Kräften der Zollfahndungsämter München und Essen 18 Objekte in Bayern und Nordrhein-Westfalen durchsucht worden. Genannt wurden die Städte Nürnberg, Erlangen, Remscheid, Wuppertal, Essen und Dortmund.

Es ist der nächste größere Fund von illegalem Wasserpfeifentabak in einer ganzen Reihe von Aufgriffen der letzten Monate. Nach Darstellung des Bundesverbandes Wasserpfeifentabak ist der Boom des Schwarzhandels kein Wunder. Geschäftsführer Folke Rega führt den Anstieg des illegalen Marktes direkt auf ein neues Gesetz zurück, das Mitte vergangenen Jahres in Kraft getreten ist. Der Tabak darf seitdem nur noch in kleinen Mengen von maximal 25 Gramm verkauft werden - gerade genug für einen Pfeifenkopf. Der Preis des legalen Tabaks hat sich fast verdoppelt, illegaler Handel wird attraktiver - unter der Ladentheke, in Kellern, Garagen oder aus Kofferräumen.

Gewinnspanne sei „häufig höher ist als beim Drogenhandel“



„Wir sind nicht überrascht, weil wir das vorhergesagt haben“, sagte Rega am Montag zu den jüngsten Aufgriffen. „Wir stellen eine massive Zunahme des Handels mit illegalem Tabak fest.“ Den Gesetzgeber sieht er als Hauptschuldigen an. „Die Verringerung der vorgeschriebenen Verpackungsgröße ist ein staatlich gefördertes Programm für den Schwarzmarkt.“ Und der scheint lukrativ zu sein. Die Gewinnspanne sei „häufig höher ist als beim Drogenhandel“, sagte ein Sprecher des Hauptzollamts Köln anlässlich eines früheren Funds. Zudem ist die Strafandrohung im Falle eines Auffliegens geringer als beim Handel mit illegalen Drogen.

Nach Angaben des Zolls in Nürnberg sind es vor allem organisiert agierende Gruppen aus dem arabischen Raum, die sich mit dem illegalen Handel mit Tabak und den dazugehörigen Stoffen beschäftigen. In Nürnberg war vor Monaten ein spektakulärer Mordfall bekanntgeworden, der auf die Shisha-Szene zurückgeht: Im Streit zwischen drei Türken, die nach Angaben der Polizei einen Tabak-Vertrieb aufbauen wollten, wurde einer der Kontrahenten erschossen, ein weiterer schwer verletzt. Der mutmaßliche Todesschütze wurde später im italienischen Rimini festgenommen.

Steuerschaden von mindestens 100.000 Euro in Deutschland



Im aktuellen Fall sind in Deutschland nach Angaben des Zolls 900 Kilogramm Wasserpfeifentabak, 400 Liter Grundstoffe und 75 Kilogramm Rauchtabak sichergestellt worden. Außerdem seien in drei Herstellungsbetrieben in Remscheid und Wuppertal Apparaturen und Geräte gefunden worden, sowie mutmaßlich gefälschtes Verpackungsmaterial mit den Markennamen namhafter Hersteller. Die Hygienebedingungen, unter denen in den Betrieben gearbeitet wurde, bezeichnete der Zoll als „fragwürdige“. In Paris wurde zeitgleich ein weiterer Herstellungsbetrieb entdeckt, bei dem 2,5 Tonnen unversteuerter Wasserpfeifentabak gefunden wurde.

Die Ermittlungen in Deutschland richten sich gegen sieben Syrer und einen Libanesen im Alter zwischen 21 und 40 Jahren. Sie sollen den illegalen Tabak in gefälschte Verpackungen gepackt und diese mit gefälschten Steuerbanderolen versehen haben. Der Zoll schätzt den in Deutschland entstandenen Steuerschaden auf mindestens 100.000 Euro.

− dpa