Abhöraffäre der Bundeswehr
Neuburger Ex-Kommodore wohl verantwortlich für Taurus-Leak

05.03.2024 | Stand 05.03.2024, 23:16 Uhr

2015 übergab der ehemalige Neuburger Kommodore Frank Gräfe (im Vordergrund links) an seinen Nachfolger Holger Neumann. Foto: DK-Archiv

Die Taurus-Affäre beschäftigt die Politik weiterhin. Unter anderem mit der Untersuchung der Frage, wie es dazu kommen konnte, dass das Gespräch geleakt wurde. Neue Erkenntnisse aus Berlin sehen nun einen individuellen Anwendungsfehler als Grund – zurückzuführen ist er wohl auf Frank Gräfe, den früheren Neuburger Kommodore.



Seit Tagen befasst man sich damit, wie es zu der Abhöraktion eines internen Gesprächs hochrangiger Offiziere der Luftwaffe kommen konnte. In der Telefonkonferenz ging es unter anderem um den möglichen Einsatz deutscher Taurus-Marschflugkörper in der Ukraine gegen die russischen Angreifer – das russische Staatsfernsehen hatte den Mitschnitt des abgehörten Gesprächs veröffentlicht.

Individueller Anwendungsfehler

Laut ersten Untersuchungsergebnissen, die nun in Berlin bekanntgegeben wurden, liegt ein individueller Anwendungsfehler eines Teilnehmers des online geführten Schaltgesprächs vor. Das erklärte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Dienstag. Demnach soll, so Pistorius, einer der Teilnehmer, der sich von Singapur aus in das Gespräch eingewählt hatte, einen offenen und nicht autorisierten Kanal genutzt haben, um an der über den Cloud-Dienst Webex geführten Schaltung teilzunehmen. Dadurch sei es dann laut Verteidigungsminister zum „Datenabfluss gekommen“.

Aus Hotelzimmer in Singapur zugeschaltet

Wie berichtet, handelt es sich bei jenem Gesprächsteilnehmer, der aus Südostasien zugeschaltet war, um den Brigadegeneral Frank Gräfe, der dem Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg von 2013 bis 2015 als Kommodore vorstand. Bekanntlich hielt sich Gräfe am 19. Februar, als das interne Gespräch über die Taurus-Marschflugkörper aufgezeichnet wurde, aus dienstlichen Gründen in Singapur auf und nahm von seinem Hotelzimmer aus an der Schalte teil, was auch im Mitschnitt des Gesprächs von ihm erwähnt wird.

Dort fand zu diesem Zeitpunkt die Singapore Airshow statt, eine Branchenmesse für die Luftfahrt. An der Veranstaltung hätten laut Pistorius auch „hochrangige Militärs europäischer Partnerstaaten“ teilgenommen, weshalb die Messe für russische Geheimdienste „ein gefundenes Fressen“ gewesen sei. Er erklärte, dass im Umfeld der Singapore Airshow gezielte flächendeckende Abhöraktionen stattfänden.

Dass den Geheimdiensten dabei der Zugriff auf die Webex-Konferenz der deutschen Luftwaffenoffiziere geglückt sei, lasse sich wohl als „Zufallstreffer im Rahmen einer breit gestreuten Vorgehensweise “ bewerten, so Pistorius. Gegen die Beteiligten des geleakten Gesprächs wurden disziplinarische Vorermittlungen eingeleitet, laut Verteidigungsminister ein normaler Vorgang.

DK