Salzach
Naturschützer gegen Wasserkraftwerk: Offener Brief an Söder

12.01.2024 | Stand 15.01.2024, 5:41 Uhr

In einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lehnt die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) den Bau eines Wasserkraftwerkes an dem Fluss ab. Das aus Naturschutz-, Fischerei- und Sportverbänden sowie der Stadt Burghausen bestehende Bündnis fordert stattdessen die Renaturierung der Salzach im Tittmoninger Becken. Bereits im Sommer hatte die Gruppe gegen ein Wasserkraftwerk an der Salzach demonstriert. Dieses würde die Flussauen schädigen und keinen wesentlichen Beitrag zur Energiewende liefern, teilte die ALS mit.

Als Grenzfluss zwischen Bayern und Österreich könne die Salzach auf mehr als 60 Kilometern ohne Stauanlagen fließen, womit sie im Freistaat einzigartig sei, so die ALS. „Die Salzach und ihre Auen bilden ein Ökosystem von europaweiter Bedeutung, welches den Alpenraum mit dem Donauraum verbindet“, sagte ALS-Sprecher Erich Prechtl. Diese Biotopverbundachse genieße „zu Recht“ den höchsten Schutzstatus auf europäischer Ebene. Gerade mit Blick auf den Klimawandel bilde sie einen essenziellen Wanderkorridor sowie einen wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für seltene und bedrohte Arten.

Hannes Augustin vom Österreichischen Naturschutzbund zufolge würde ein Kraftwerksbau die schon laufenden Renaturierungen auf österreichischer und auf bayerischer Seite bedrohen. In Österreich seien in den vergangenen Jahren mehr als 700 Hektar der Salzachaue renaturiert worden. Aktuell entstehe ein großer Auenpark, in dem sich Fluss und Aue künftig weitgehend natürlich entwickeln können. Auch auf bayerischer Seite soll eine eigendynamische Entwicklung des Flusses ermöglicht werden.

Ein Kraftwerk würde laut ALS der Salzach die Energie für derlei Prozesse nehmen, zudem würden die Turbinen unter anderem Fisch töten. Im Gegenzug würde die jährlich durch das Kraftwerk bereitgestellte Energie von maximal 35 Gigawatt je Stunde etwa jener von zwei bis drei Windrädern entsprechen. „Damit wäre der Beitrag zur Energiewende sehr gering. Durch die Erneuerung von bestehenden Wasserkraftwerken könnte wesentlich mehr Energie bereitgestellt werden.“

© dpa-infocom, dpa:240112-99-584233/2