Zwei Menschen verletzt
Nach Greenpeace-Aktion bei Fußball-EM 2021 in München: Gleitschirmflieger angeklagt

10.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:48 Uhr

Ein Greenpeace-Aktivist landete bei der WM 2021 mit einem Motorschirm-Flieger bei einer Protestaktion auf dem Spielfeld in München. −Foto: dpa/Archiv

Nach einer missglückten Greenpeace-Aktion bei einem Spiel der Fußballeuropameisterschaft der Männer 2021 in München hat die Staatsanwaltschaft München I Anklage erhoben.



Lesen Sie dazu auch: Protestaktion vor EM-Spiel: „Greenpeace“-Aufschrift verhinderte Scharfschützen-Einsatz

In der zum Amtsgericht erhobenen Anklage wird dem im Juni 2021 in der Allianz-Arena gelandeten Gleitschirmpiloten vorsätzliche Gefährdung des Luftverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen zur Last gelegt, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Seinem Helfer wird Beihilfe zur vorsätzlichen Gefährdung des Luftverkehrs vorgeworfen.

Den Ermittlungen zufolge war der Pilot am 15. Juni 2021 trotz eines Flugverbots kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschlands gegen Frankreich von einem nicht genau bekannten Ort nordöstlich der Allianz-Arena gestartet. Dabei sollen ihm weitere Menschen geholfen haben, die aber nicht zu ermitteln waren. Drei Minuten vor Spielbeginn warf der Pilot knapp über dem Dach des Stadions aus 52 Metern Höhe für eine Greenpeace-Aktion einen großen gelben Ball ab, der in der Nähe des Mittelkreises des Fußballplatzes landete.

Pilot verfing sich in Stahlseil eines Blitzableiters



Danach verfing der Pilot sich mit seinem Flieger aber mit einem Stahlseil eines Blitzableiters, verlor die Kontrolle und geriet in einen Sturzflug. Zeitweise sei der Pilot unkontrolliert wenige Meter über dem Zuschauerunterrang geflogen, hieß es. Dabei habe er einen Mitarbeiter des französischen Fernsehens am Oberkörper getroffen, der dadurch Prellungen erlitt und ins Krankenhaus musste. Kurz danach sei ein medizinischer Beauftragter der Uefa von einem abspringenden Teil des Fliegers getroffen und im Gesicht erheblich verletzt worden.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hätte der Pilot erkennen müssen, dass ein derart knapper Überflug des Stadions zum Kontrollverlust über das Fluggerät führen kann. Die Gefährdung von Menschen hätte er demnach ebenfalls vorhersehen können und müssen. Wie die Ermittler mitteilten, hätte wegen des Gewichts von Gleitschirmflieger und Pilot und der Geschwindigkeit eine deutlich größere Zahl an Zuschauern getroffen werden können. Wegen der damaligen Coronaauflagen war das Stadion mit 14.500 Zuschauern nur zu einem Teil gefüllt.

Dem Mitangeschuldigten werfen die Ermittler vor, dass er die Tatpläne kannte und sie unterstützte. So habe er auch kurz vor der Aktion Polizisten vor Ort informiert, um zu verhindern, dass der Pilot durch etwaige Sicherheitsvorkehrungen der Polizei verletzt oder getötet werde.

− afp