Im Krieg um Blutdiamanten hat Fatmata Sheriff viele Familienmitglieder verloren – damit es nie wieder dazu kommt, möchte ihre Tochter Zainab jetzt zur Armee. Schließlich sollen die Fortschritte, die im Dorf Kuranko seit dem Bürgerkrieg gemacht wurden, verteidigt werden.
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Friedlich schläft Aboubakar auf dem Schoß seiner Oma. Fatmata Sheriff ist ganz vernarrt in ihren ersten Enkel. Wenn Aboubakar nicht gerade von seiner Mutter Zainab gestillt wird, trägt sie ihn stolz durchs Dorf, wiegt ihn in den Schlaf oder zieht Grimassen, bis sie ihrem wohlgenährten Enkel ein amüsiertes Glucksen entlockt. Schon bald wird Aboubakar noch mehr Zeit mit seiner Großmutter verbringen (müssen). Denn seine Mutter will Soldatin werden.
„Nie wieder Krieg“ – Dafür braucht’s eine starke Armee
„Ich habe den Krieg zum Glück nicht miterlebt. Ich bin ein Jahr nach Ende des Krieges geboren, aber meine Mutter hat mir so viele schlimme Geschichten vom Krieg erzählt. In unserem Land soll es nie wieder Krieg geben, aber dafür brauchen wir eine starke Armee“, erzählt Zainab Sheriff, während sie ihrem Sohn die Brust gibt und ihre Mutter Fatmata ihr mit ernster Miene zuhört.
Unterstützt vom liberianischen Warlord Charles Taylor griffen die Rebellen der Revolutionary United Front (RUF) 1991 die Regierung Sierra Leones an. Finanziert durch den Verkauf von Blutdiamanten kämpften Rebellen, Milizen, Söldnertruppen und Armeen elf Jahre lang in oft wechselnden Koalitionen unter anderem um die Kontrolle der Diamantenminen im Osten des armen Landes.
Viele Verwandte im Bürgerkrieg verloren
Darunter litt vor allem die Zivilbevölkerung. Jungs wurden entführt und gezwungen als Kindersoldaten zu kämpfen, Kindern, Frauen und Männern mit Macheten Hände und Füße abgehackt, Mädchen und Frauen vergewaltigt. Nach Schätzungen starben mehr als 50.000 Menschen, mehr als 2,5 Millionen Menschen mussten flüchten.
Zainab Sheriffs Mutter Fatmata kann sich an diese schreckliche Zeit gut erinnern. „Ich habe auch die Ebola-Pandemie mit durchgemacht. Aber der Krieg war viel schlimmer. Ich habe bei den Kämpfen meine Schwester, meinen Onkel, meine Tante und meinen Schwager verloren“, berichtet die Bäuerin und Tränen steigen in ihre Augen.
Bessere Erträge durch MoPADA
Die junge Großmutter, die nicht weiß, wie alt sie ist, würde die Schrecken der Vergangenheit gerne für immer hinter sich lassen. Noch nie ging es ihr in ihrem von Kriegen und Katastrophen geprägten Leben so gut wie jetzt. Und das liegt unter anderem an MoPADA, einer der Partnerorganisation der Welthungerhilfe in Sierra Leone. Von MoPADA erhielt Fatmata Sheriff unter anderem Süßkartoffel-, Erdnuss-, Mais-, Yams- und Okra-Saatgut und Trainings, wie man die Grundnahrungsmittel anbaut. Sie und die Bewohner ihres Dorfes konnten ihre Erträge so deutlich steigern.
„Einen Teil der Ernte essen wir selbst, einen Teil verkaufen wir auf dem Markt, einen Teil bewahren wir als Saatgut für die nächste Aussaat auf“, erzählt die Bäuerin. In Kochkursen lernte sie zusammen mit weiteren Frauen und Männern zudem, wie man daraus leckere und gesunde Gerichte kocht. Zusätzlich erhielten Fatmata Sheriff und ihre Dorfgemeinschaft Schulungen zur Verbesserung der Hygiene. „Vor allem die Kinder haben seitdem seltener Durchfall und sind viel gesünder“, berichtet die stolze Oma.
„Müssen verteidigen, was wir uns aufgebaut haben“
Auch ihre Tochter Zainab stellt fest, dass sich das Leben in Kuranko, einem vom Dschungel umgebenen und nur über ein holprige, in der Regenzeit oft nicht passierbare Piste erreichbaren Dorf deutlich verbessert hat, seitdem MoPADA die rund 500 Einwohner mit Saatgut, Trainings und Beratung unterstützt. Doch sie sieht die Fortschritte gefährdet. „Es geht uns jetzt besser. Aber wir müssen das, was wir uns aufgebaut haben, auch verteidigen können. Darum will ich Soldatin werden.“
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