Kinderkliniken am Limit
Krisensitzung wegen RS-Virus: Atteste „müssen jetzt weg“ - Was Holetschek außerdem plant

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:27 Uhr

Kinder, die sich mit dem RS-Virus infiziert haben, leiden unter akuten Atemproblemen. Solch schwere Krankheitsverläufe waren in früheren Jahren die Ausnahme. Die Kliniken sind am Limit. −Foto: Murat, dpa

Angesichts der teils dramatischen Situationen in Kinderkliniken und Kinderarztpraxen hält Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek Abweichungen von der Personaluntergrenze für vertretbar.



„Die Kliniken können sich hier auf den Ausnahmetatbestand der einschlägigen Bundesverordnung berufen“, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag nach einer Krisensitzung mit Medizinern und Infektiologen in München. Das Problem liege weniger im ärztlichen Bereich als vielmehr bei den fehlenden Pflegekräften. Die Kliniken sollten die zur Verfügung stehenden Kapazitäten bestmöglich nutzen und alle vertretbaren Maßnahmen zur Besserung der Lage ergreifen.

Zur Entlastung von Kinder- und Jugendärzten sollten Schulen und Horte auf die Vorlage von Attesten für kranke Kinder verzichten. Das halte die Mediziner nur unnötig auf, „solche Dinge müssen jetzt weg“, sagte Holetschek. Die Ärzte in den Praxen und Kliniken müssten sich jetzt um die Versorgung der Kinder kümmern und nicht um Bürokratie.

RS-Virus: Holetschek äußert denkbare Maßnahmen



„Teilweise kann es sinnvoll sein, vorübergehend auf Pflegepersonal von Erwachsenenstationen zurückgreifen, damit sich die Kinderkrankenpflegekräfte auf die jüngeren Patientinnen und Patienten konzentrieren können“, betonte Holetschek. Weitere denkbare Maßnahmen seien die Unterbringung der Kinder auch über Nacht in einer Tagesklinik, die kritische Überprüfung aller Klinikeinweisungen und letztlich auch die Rückstellung aufschiebbarer Eingriffe.

Ärzte und Mediziner schlagen derzeit Alarm, weil Praxen wie Kliniken für Kinder extrem überfüllt sind. Grund dafür sind schwere Atemwegserkrankungen, an denen derzeit sehr viele Kinder leiden. Die jungen Patienten haben sich meist mit dem RS-Virus angesteckt, der vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich werden kann. Auch Influenza und Lungenentzündung sind häufig. Mediziner erwarten, dass die Infektionswelle noch mehrere Wochen anhält - doch die Kapazitäten in den Klinken sind bereits jetzt erschöpft.

Kinderkliniken am Limit: Appell an Pflegekräfte



Holetschek appellierte auch an alle Pflegekräfte, die aktuell nicht mehr in dem Beruf arbeiten, in der Krise zu helfen: „Die aktuelle RSV-Welle trifft die beruflich Pflegenden mit voller Wucht - das gilt insbesondere für Kinderpflegerinnen und -pfleger! Jede weitere helfende Hand zählt.“ Trotz der schwierigen Lage müsse sich niemand Sorgen darum machen, dass kranke Kinder nicht behandelt würden.

− dpa