Wieder mehr ausländische Tatverdächtige
Kriminalstatistik 2023: Über 42.000 Straftaten in Niederbayern

18.03.2024 | Stand 18.03.2024, 20:31 Uhr

 − Symbolbild: David Inderlied/dpa

Zwar mehr Schleuserkriminalität, dafür aber weniger Gewaltdelikte und eine enorm hohe Aufklärungsquote. Grund genug für Polizeipräsident Roland Kerscher, die polizeiliche Kriminalstatistik 2023 für Niederbayern mit „in puncto Sicherheit weiterhin Spitze“ zu bilanzieren.



Wie das Präsidium in einer Pressemitteilung mitteilt, bewegt sich die Anzahl der Gesamtstraftaten für das Jahr 2023 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres und damit erneut deutlich unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Im bayernweiten Vergleich wurde wie in den vorangegangenen Jahren die niedrigste Häufigkeitszahl und zugleich eine der höchsten Aufklärungsquoten erreicht.

Die niederbayerische Polizei sah sich im Jahr 2023 mit einem erneuten Anstieg der illegalen Migration und der Schleuserkriminalität konfrontiert, was insbesondere Auswirkungen auf die Fallzahlen der grenznahen Regionen hatte. Durch eine weitere Intensivierung der Kontrollmaßnahmen konnte die Zahl der Festnahmen von Schleusern deutlich gesteigert werden; ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen diese menschenverachtenden Straftaten.

Erneut geringste Häufigkeitszahl landesweit



Mit 42.617 Straftaten liegt das Kriminalitätsaufkommen im Jahr 2023 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres mit 42.308 Fälle. Die Häufigkeitszahl bringt das Verhältnis der bekannt gewordenen Straftaten zur Bevölkerungszahl zum Ausdruck und ist somit ein bestimmender Sicherheitsindikator. Mit einem Wert von 3.345 sank die Häufigkeitszahl im Jahr 2023 erneut und stellt damit im bayernweiten Vergleich (4.361) weiterhin den niedrigsten Wert dar.

Mit einer Aufklärungsquote von 70,7 Prozent (2022: 72,1 Prozent) konnte die niederbayerische Polizei wieder nahezu drei von vier Straftaten aufklären. Dies ist laut Polizei ein deutlicher Beleg für den hohen und seit vielen Jahren etablierten Sicherheitsstandard in Niederbayern.

Für das aktuelle Berichtsjahr konnten insgesamt 23.141 Tatverdächtige ermittelt werden (ohne ausländerrechtliche Verstöße). Dies sind 309 tatverdächtige Personen mehr als im Vorjahr. Der Anteil an nichtdeutschen Tatverdächtigen (36,9 Prozent) und tatverdächtigen Zuwanderern (10,4 Prozent) stieg dabei ebenfalls an und bewegt sich damit über den mehrjährigen Durchschnittswerten von 32 beziehungsweise 9,5 Prozent.

Gewalt-, Straßen- und Diebstahlskriminalität



Das Fallaufkommen im Bereich der Gewaltkriminalität sank im Jahr 2023 um 2,7 Prozent auf 1.535 Delikte. Die Körperverletzungsdelikte (gefährliche und schwere Körperverletzungen) nehmen dabei mit 1.237 Fällen den größten Anteil ein. Der Zehnjahresvergleich, mit einem Durchschnittswert von jährlich 1.582 Fällen, zeigt für 2023 eine leicht rückläufige Tendenz. Die Aufklärungsquote blieb mit 85,7 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

Im Bereich der Straßenkriminalität, worunter alle Delikte zusammengefasst werden, die ausschließlich auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen begangen werden, stieg das Fallaufkommen mit insgesamt 6.448 Straftaten um 1,3 Prozent leicht an. Verglichen mit dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre spiegeln die Fallzahlen 2023 jedoch die langfristig rückläufige Tendenz wider. Die Aufklärungsquote beträgt 25,6 Prozent.

Die Diebstahlskriminalität hat mit 19,5 Prozent den größten Anteil an der Gesamtkriminalität und umfasst alle Delikte vom einfachen Diebstahl (knapp 70 Prozent Anteil an allen Diebstahlsdelikten) bis zum schweren Bandendiebstahl. Für das Berichtsjahr ist eine Steigerung der Fallzahlen um 8,7 Prozent auf insgesamt 10.622 Fälle zu verzeichnen. Insbesondere im Bereich des schweren Diebstahls im Zusammenhang mit gewerblichen Objekten sowie im Bereich des Pkw-Diebstahls wurden mehr Straftaten erfasst. Dennoch liegen die aktuellen Fallzahlen unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre (11.347). Die Aufklärungsquote konnte auf 42,9 Prozent gesteigert werden, der höchste Wert im Zehnjahres-Vergleich.

Zahl der Wohnungseinbrüche steigt – bei knapp der Hälfte blieb es beim Versuch



Die Fallzahlen im Bereich der Wohnungseinbrüche stiegen erstmalig seit dem Jahr 2014 wieder an. Im Jahr 2023 mussten 35 Einbrüche mehr als noch im Vorjahr verzeichnet werden. Dies stellt eine Steigerung um 17,2 Prozent dar. Von den 238 Taten blieben allerdings 100 im Versuchsstadium. Die niederbayerischen Fallzahlen bewegen sich zudem unter der bayernweiten Steigerungsrate von 20,8 Prozent. Auch liegt die deliktsbezogene Häufigkeitszahl in Niederbayern im Jahr 2023 bei 19 und somit ebenfalls klar unter dem bayernweiten Durchschnitt von 26. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich konnte abermals gesteigert werden und ist mit 42,9 Prozent (Bayern: 25,8 Prozent) deutlich über dem bayernweiten Wert. (2022: 28,6 Prozent).

Knapp 30, der seit Mitte Juli, insbesondere in den Landkreisen Rottal-Inn und Passau angezeigten Taten, konnten mit einem 46-jährigen wohnsitzlosen Georgier in Zusammenhang gebracht werden. Der Mann wurde nach einem Einbruchsversuch in Pfarrkirchen am 4. August 2023 vorläufig festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Rückgang der Fallzahlen im Bereich des Callcenterbetrugs – zahlreiche Festnahmen



Die Zahl der Straftaten, die im Jahr 2023 im Phänomenbereich Callcenterbetrug mit all seinen Ausprägungen zur Anzeige gebracht wurde, sank um 10 Prozent auf 1.951 Delikte. Innerhalb der Betrugsform „Enkeltrickbetrug/Schockanruf“ blieben die angezeigten Straftaten mit 1.171 Fällen nahezu gleich (2022: 1.146). Dabei blieb es in 91,7 Prozent der Fälle beim Versuch. Allerdings stieg der Vermögensschaden im Bereich des Callcenterbetrugs um 1,2 Prozent auf 2.120.654 Euro.

Das Polizeipräsidium Niederbayern hat zur Intensivierung der Ermittlungen eine Dienststelle der Kriminalpolizei mit der zentralen Bekämpfung dieser Kriminalitätsphänomene beauftragt. Als Auswirkung unserer seit 2018 bestehenden Einsatz- und Fahndungskonzepte, die den Veränderungen des Phänomens fortlaufend angepasst werden, können wir immer mehr Festnahmen verzeichnen. So wurden im vergangenen Jahr über 40 Personen festgenommen, die im Zusammenhang mit der Abholung von Geld und Wertgegenständen von Betrugsopfern stehen.

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem BLKA und den anderen Zentralstellen werden sowohl bundesweite als auch länderübergreifende Ermittlungen geführt, um die Strukturen der kriminellen Callcenter aufzudecken und letztendlich zu zerschlagen. Ein Ermittlungserfolg gelang beispielsweise bei einer Deliktsserie, bei der die Opfer ihre Wertgegenstände immer in einen Kochtopf legen und vor den Haustüren deponieren sollten. Durch die Kooperation von sieben Bundesländern konnten schließlich zehn Personen zweier unabhängig voneinander agierenden Tätergruppierungen aus dem Ruhrgebiet mit diesem modus operandi festgenommen werden.

„Neben den mit hoher Intensität geführten repressiven Maßnahmen werden wir auch weiterhin nicht müde, vor den kreativen und perfiden Maschen der Betrüger zu warnen! Jedes Opfer ist ein Opfer zu viel, denn die Betroffenen werden nicht nur um ihr Hab und Gut gebracht, sondern leiden häufig noch lange unter den psychischen Folgen.“, bekräftigt Polizeipräsident Roland Kerscher die fortwährenden Bemühungen der niederbayerischen Polizei.

Cyberkriminalität – Anstieg der Fallzahlen im Bereich der Internetkriminalität



Unter dem Begriff „Internetkriminalität“ werden alle Delikte subsumiert, zu deren Verwirklichung die Informations- und/oder Kommunikationstechnik, d.h. das Internet als Tatmittel, verwendet wird. Das Internet und die sozialen Medien sind aus unserem Alltag und der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, bieten aber gleichzeitig auch für Kriminelle stetig neue Betätigungsfelder.

In diesem Bereich ist 2023 ein erheblicher Anstieg der Fallzahlen um 23,2 Prozent auf 2.380 Fälle festzustellen. Die höchste Steigerung war bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, insbesondere durch Verbreiten von pornografischen Inhalten (+36,9 Prozent), festzustellen. Bei Delikten der Rauschgiftkriminalität, wie beispielsweise der illegale Handel über gesetzeswidrige Plattformen, wurden 50,5 Prozent weniger Fälle registriert. Die Aufklärungsquote mit 88,8 Prozent bleibt weiterhin hoch.

„Angesichts der deutlichen Deliktssteigerung im Bereich der Internetkriminalität müssen wir unsere bisherigen Interventionsmaßnahmen zielstrebig fortsetzen und dem sich äußerst dynamisch verändernden Kriminalitätsphänomen kontinuierlich anpassen und ausbauen. Ich wende mich aber auch an unsere Bürgerinnen und Bürger: Bringen Sie jeden Vorfall zur Anzeige. Damit unterstützen Sie uns wirksam bei der Bekämpfung dieser Straftaten.“, so Polizeipräsident Roland Kerscher.

Grenzüberschreitende Kriminalität



Die Bekämpfung der Schleuserkriminalität und der phänomenübergreifenden grenzüberschreitenden Kriminalität an den Grenzen zu Österreich und der Tschechischen Republik stellte im vergangenen Jahr den Schwerpunkt der grenzpolizeilichen Aufgaben dar. Die Wahrnehmung dieser Aufgaben erfolgte im Rahmen gezielter Schwerpunktmaßnahmen, temporärer stationärer Grenzkontrollen sowie intensiver Schleierfahndungsmaßnahmen durch unserer grenzpolizeilichen Organisationseinheiten in ständiger Zusammenarbeit mit der Bundespolizei.

Dadurch ergab sich ein deutlicher Anstieg der Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz um über 118 Prozent auf 4.028 Delikte. Zudem konnten 175 Schleuser und somit rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr festgenommen werden.

Sicherheitsgefühl weiter stärken



Die niederbayerischen Polizeidienststellen haben den Anspruch, den hervorragenden Sicherheitsstandard in Niederbayern aufrechtzuerhalten. „Das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung, durch Präsenz, Bürgernähe und Ansprechbarkeit hoch zu halten, das sind die wesentlichen großen Ziele, die wir uns gesetzt haben,“ so Polizeipräsident Roland Kerscher. Geplant ist auch der Ausbau der Sicherheitswacht.

In Niederbayern sollen die Menschen nicht nur sicher leben, sondern sich auch sicher fühlen. Aus diesem Grund nimmt die niederbayerische Polizei vor allem auch jene Kriminalitätsphänomene in den Blick, die das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung besonders nachhaltig beeinflussen können.

Die Polizei stellt den vollständigen Sicherheitsbericht zum Download zur Verfügung.

− red/ade