Bayerns Metall- und Elektroindustrie
Konjunkturumfrage ergibt: Unternehmen investieren lieber im Ausland

20.12.2023 | Stand 20.12.2023, 6:28 Uhr

Die Produktion in der Metall- und Elektroindustriein Bayern – hier ZF in Passau – steigt in diesem Jahr noch leicht. Die Arbeitgeberverbände bayme vbm rechnen 2024 aber mit Gleichstand, zumindest im Land. Investitionen fließen eher in Rationalisierung. − Foto: mgb

Das Gros der liegengebliebenen Aufträge ist abgearbeitet, doch dann wird es zäh. Das ist zusammengefasst die Lage von Bayerns Metall- und Elektroindustrie (M+E), die größte Branche im Freistaat mit nahezu 900.000 Beschäftigten.



Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverände (bayme vbm), sah bei der Vorstellung der Winter-Konjunkturumfrage und deren Ergebnissen vor allem die Bundesregierung in der Pflicht: „Wir brauchen eine verlässliche Standortpolitik“, forderte er angesichts sinkender Investitionen und kommender Stagnation der Produktion im Inland, während Auslandsstandorte bayerischer Unternehmen finanziell attraktiver scheinen: „Jedes zweite Unternehmen will im Ausland investieren, im Inland ist es nur jedes siebte.“

Und wenn in Bayern investiert wird, geschehe das großteils zugunsten von effizienteren Abläufen, also Rationalisierung, selten um Erweiterung oder gar Innovationen. Das sei „ein gefährlicher Mix für unseren Standort“. Nur noch 14 Prozent der befragten Unternehmen wollten im Land wachsen, „niedriger lag der Wert zuletzt zur Finanzkrise 2009“, formulierte Brossardt eine „große Sorge“ und warnt vor einer fortschreitenden Deindustrialisierung. „Steuern wir nicht um, werden wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben“, so seine Warnung. Die aktuelle Geschäftslage: negativ. Einbrüche verzeichneten fast alle starken Zweige wie Metallerzeugnisse, die Elektroindustrie, der Maschinenbau, die Autoindustrie und auch der Fahrzeugbau. Letzterer erwartet für 2024 zwar deutliche Zuwächse (25 Prozent), allerdings beträgt das aktuelle Minus 55 Prozent. Richtig gut läuft es maximal im Bereich IT.

Weitere Arbeitszeitkürzung lehnen bayme vbm strikt ab



Da sorgt die Nachricht, dass die Betriebe der Metall- und Elektro-Industrie zum Jahresende noch einmal Beschäftigung aufgebaut haben, gut 11.000 neue Stellen, auch nicht für Entspannung. Denn Brossardt berichtet, dass nun zwar ein Höchststand von 873.000 Beschäftigten erreicht sei, allerdings bedingt durch die wachsende Teilzeitbeschäftigung, „unfreiwillig“ seitens der Arbeitgeber sei das. Vielmehr wollten immer mehr Menschen lieber weniger arbeiten. Insofern lehnte der Arbeitgebervertreter zwar nicht die Vier-Tage-Woche ab, „die Möglichkeit ist tariflich gegeben“ – aber in 35 Stunden. Eine weitere Arbeitszeitkürzung lehnen bayme vbm strikt ab.

Angesichts der Stagnation in der Produktion, mit der Brossardt 2024 rechnet, sinkt nach aktuellen Schätzungen die Beschäftigung leicht um 5000 Stellen. Wenngleich der Spitzenvertreter der M + E-Industrie keine Pleite- und Entlassungswelle im nächsten Jahr kommen sieht, rechnet er mit mehr Arbeitsplatzabbau und Insolvenzen als in diesem Jahr.

Bundeshaushalt sorge für Verunsicherung in der Wirtschaft



Die Politik kam bei der Vorstellung am Dienstag keine guten Bewertungen. Beispiel Bürokratieabbau: „Angekündigt ist vieles, passiert ist nichts“, winkt Brossardt knapp ab. Ein Bundeshaushalt, der gerichtlich gestoppt wird, sorge zudem für Verunsicherung in der Wirtschaft. Die brauche „Verlässlichkeit. Das ist die größte Baustelle in Deutschland“. Auf eine Debatte über eine gelockerte Schuldenbremse mochte sich Brossardt auf Nachfrage nicht einlassen. Ein Unternehmer müsse angesichts knapper Kassen ebenso wie ein Privatmann „erst einmal schauen, was man sparen kann“. Ein Rat, den er auch der Ampelregierung gab.