Neue Details zur Attacke
Joggerin in Österreich totgebissen: Wurde Kampfhund auf Menschen abgerichtet?

11.10.2023 | Stand 11.10.2023, 20:32 Uhr

Kerzen und Blumen erinnern auf dem Feldweg im Mühlviertel an die vor eineinhalb Wochen zu Tode gebissene Joggerin.  − Foto: fotokerschi.at

Nach der tödlichen Hundeattacke auf eine Joggerin vor eineinhalb Wochen in Oberösterreich sind neue Details zu dem schrecklichen Vorfall bekannt geworden. Unter anderem steht im Raum, dass der Hund Beißtraining erhalten haben soll.





Die Halterin, die bei dem Angriff selbst verletzt worden war, habe erstmals vernommen werden können, bestätigte die Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft in Linz, Ulrike Breiteneder, am Mittwoch auf Anfrage der Mediengruppe Bayern.

Die 37-Jährige sei mit drei angeleinten Hunden auf einem Feldweg nahe ihres Heimatortes Naarn im Bezirk Perg unterwegs gewesen. Zwei von ihnen hätten einen Maulkorb getragen; der American Staffordshire Terrier, der die vorbeilaufende 60 Jahre alte Joggerin zunächst attackierte, allerdings nicht, so die Aussage der Züchterin. Warum der Kampfhund mit dem Namen Elmo so aggressiv wurde und unvermittelt auf die Frau, die nur drei Häuser entfernt von der Halterin lebte, losging, habe die 37-Jährige nicht beantworten können, sagte Breiteneder. Zudem sei noch nicht geklärt, ob nur Elmo zugebissen habe oder auch die anderen beiden Hunde. Denn in der Nähe der toten Joggerin sei ein Maulkorb gefunden worden, den sich vermutlich ein Hund heruntergerissen hatte. Es seien sowohl bei der Leiche der Läuferin wie auch bei allen drei Tieren Proben genommen worden, die nun verglichen werden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz. Elmo ist inzwischen eingeschläfert worden. Der Züchterin und ihrer Partnerin wurden ihre weiteren vier American Staffordshire Terrier sowie mehrere Welpen weggenommen.

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Screenshots sollen Halterin bei Beißtraining mit Elmo zeigen



Die Leiche der 60-Jährigen weise „eine unzählige Anzahl an Biss- und Reißspuren“ auf, schilderte Breiteneder furchtbare Details des Angriffs. Die Frau sei an den Folgen des enormen Blutverlusts gestorben. Gegen die Hundehalterin werde wegen grob fahrlässiger Tötung ermittelt. Diese könne mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden, erläuterte Ulrike Breiteneder. Ob sich die 37-Jährige noch zur Behandlung im Krankenhaus befindet, konnte die Staatsanwältin nicht sagen.

Die österreichische Tierschutzorganisation Pfotenhilfe erhebt indes weitere schwere Vorwürfe gegen die Züchterin. Dem unabhängigen Verein, der sich eigenen Angaben nach für Haus- und Heimtiere in Not einsetzt, seien mittlerweile drei Screenshots von Videos zugespielt worden, auf denen die 37-Jährige in ihrem Garten beim Beißtraining mit Kampfhund Elmo zu sehen sein soll. Die ersten beiden Aufnahmen würden aus der Zeit zwischen Mai und Oktober 2020 stammen, die dritte von November 2021. Letztere habe die Pfotenhilfe am Dienstagabend erhalten. „Elmo wurde also über Jahre zur scharfen Waffe gegen Menschen abgerichtet und dann auch noch gegen seine eigene Bezugsperson! Unvorstellbar, was da alles schiefgelaufen sein muss“, empörte sich Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler in einer Mitteilung. Die Halterin sei beim mutmaßlichen Beißtraining „Scheintäter und Hundeführer in einer Person“. „Nun dämmert mir auch, warum Elmo am 2. Oktober nicht nur die Joggerin, sondern auch seine Halterin angefallen und schwer verletzt haben könnte“, so Stadler. Sie fordert ein österreichweites Verbot von Beißtrainings.

Auch diese Vorwürfe seien Gegenstand der Ermittlungen. „Alles interessiert uns“, betonte Staatsanwältin Breiteneder: „Wie wurden die Hunde gehalten, wie ausgebildet?“

− red