Rund 120 Menschen nahmen Abschied
Heile Welt „aus den Angeln gehoben“: Gedenkgottesdienst für getötete Ukrainer in Murnau

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 17:14 Uhr

Erzpriester Valentin Smoktunowicz (r) von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche München und Dekan Siegbert Schindele von der katholischen Gemeinde Murnau während eines Gedenkgottesdienstes für zwei am 27.04.2024 in Murnau getötete ukrainischen Soldaten. − F.: Lukas Barth/dpa

Mit einem von einem katholischen und einen ukrainisch-orthodoxen Geistlichen gehaltenen Gottesdienst hat Murnau von den beiden getöteten ukrainischen Soldaten Abschied genommen.



Der Tod der Ukrainer habe „unsere heile Welt in Murnau am Staffelsee aus den Angeln gehoben“, sagte Dekan Siegbert Schindele von der katholischen Gemeinde Murnau, der die Feier gemeinsam mit Erzpriester Valentin Smoktunowicz der Ukrainischen Orthodoxen Kirche München gestaltete. Smoktunowicz bedankte sich am Donnerstag nicht zuletzt für die Hilfe, die seinen Landsleuten im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Gemeinde zuteilgeworden sei.

Soldaten waren wegen Kriegsverletzungen behandelt worden

Die beiden Soldaten im Alter von 23 und 36 Jahren, die nach Kriegsverletzungen in Murnau behandelt wurden, waren am Samstagabend erstochen worden. Unter dringendem Tatverdacht steht eine 57 Jahre alter Russe.

Lesen Sie dazu auch: In Murnau getöte Ukrainer: Tatverdächtiger Russe und Opfer kannten sich – Motiv weiter unklar

Rund 120 Menschen, darunter viele Ukrainer, verfolgten den Gottesdienst. Ein Meer von Kerzen brannte vor dem Altar, dahinter standen die Bilder der beiden Getöteten. „Das Ziel war es, hier gesund zu werden und heil nach Hause zurückzukehren. Es ist für uns unfassbar, was geschehen ist“, sagte Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP). Die Saat Putins und seiner Schergen gehe auch in Deutschland auf. Der Tod der Ukrainer, mutmaßlich getötet durch einen russischen Staatsangehörigen, führe das bitter vor Augen.

Bürgermeister sieht „schreckliche Einzeltat“

Dennoch sehe er nach seinem bisherigen Kenntnisstand keine originär politische Motivation für die Tat, sagte Beuting. Es handele sich um eine schreckliche Einzeltat. Er gehe davon aus, dass Alkohol eine wichtige Rolle spielte.

Dekan Schindele warnte davor, Gruppen von Menschen pauschal zu verurteilen nach dem Motto: „Alle, die da herkommen, sind Verbrecher.“ Wer dies sage, mache es auch einem Täter zu leicht, der sich dann hinter Vorurteilen verstecken und seine eigene Schuld abschieben könne.

− lby