In Augsburg vorgestellt
„Friede diesem Haus“: Deutsche Bischöfe legen neues Friedenswort vor

21.02.2024 | Stand 21.02.2024, 18:55 Uhr

Die Bischöfe sehen den „schleichenden Verfall vieler Demokratien“, auch in Deutschland hätten „die Gesellschaft spaltende Kräfte an Einfluss gewonnen“. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

„Friede diesem Haus“: So ist das neue Friedenswort der deutschen Bischöfe überschrieben, das die Oberhirten am Mittwoch bei ihrer Vollversammlung in Augsburg vorstellten. Es will auf 170 Seiten „Antworten auf grundlegende friedensrelevante Themen unserer Zeit geben“. Eine anspruchsvolle Aufgabe.



Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wünscht sich im Vorwort der Verlautbarung, die eine Fortführung des aus dem Jahr 2000 stammenden Friedenswortes sein soll, eine „ernsthafte Rezeption“ und betont: „Unsere Gesellschaft braucht eine solide Debatte über den Frieden.“ Die heutige Welt sei „spannungsreicher, gefährlicher und gewaltsamer“, neue Machtzentren würden entstehen, alte erodieren.

Gewalt nur „ultima ratio“



Drei Tage vor dem zweiten Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine stellen die Bischöfe in ihrem Friedenswort fest: „Der Angriff war ein Angriff auf das völkerrechtliche Gewaltverbot, ein Angriff auf die europäische Friedensordnung und nicht zuletzt ein Angriff auf unser Ideal einer menschenrechtsbasierten Demokratie.“

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Dabei stellen die Oberhirten auch klar, dass es „gewisse Umstände“ gebe, die eine Gewalt-Antwort legitimieren, etwa die Selbstverteidigung. Dem stehe aber auch der christliche Pazifismus gegenüber. „Wir werben für einen konstruktiven Dialog zwischen den Ansätzen, ohne deren Unterschiede verleugnen zu wollen.“ Gewalt könne als „ultima ratio“, als letzter Weg, gerechtfertigt sein.

Warnung vor Rechtspopulismus



Die Bischöfe sehen den „schleichenden Verfall vieler Demokratien“, auch in Deutschland hätten „die Gesellschaft spaltende Kräfte an Einfluss gewonnen“. Sie warnen vor einer möglichen Regierungsübernahme rechtspopulistischer Bewegungen: „Demokratie, Schutz der Menschenrechte und kompromissgeleitetes Augenmaß haben unter rechtspopulistischen Vorzeichen in der Außenpolitik keinen Platz mehr.“ Es sei – angesichts der globalen Herausforderungen auch in der Migration – „unlauter, einfache politische Antworten auf hochkomplexe Herausforderungen zu verlangen“.

Besondere Friedensverantwortung für Religionen



Christinnen und Christen dürften in „Entschlossenheit und Kraft unseres Friedensengagements niemals nachlassen“, fordern die Bischöfe. Lob gibt es dabei etwa für die katholischen Jugendverbände, die „eine hohe Bereitschaft zum Engagement für den Frieden“ zeigten: „Je früher Menschen für den Friedensgedanken gewonnen werden“, desto größer sei die Chance, dass sie ihn verinnerlichen. Den Religionen komme dabei insgesamt eine besondere Friedensverantwortung zu: Sie hätten das Potenzial, Konflikte zu eskalieren oder aktive Friedensstifter zu sein.