Adel
Bayerisch, fröhlich, «wonderful»: Die Wittelsbacher-Hochzeit

22.05.2023 | Stand 22.05.2023, 21:43 Uhr

Wittelsbacher-Hochzeit in München - Ludwig Prinz von Bayern und seine Frau Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern kommen nach der Trauung aus der Theatinerkirche. - Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Wenn der Ururenkel des letzten Bayern-Königs Ludwig III. heiratet, ist viel geboten, auch wenn die Monarchie schon lange Geschichte ist. Die kirchliche Hochzeit war ein Fest in Weiß-blau, mit Blasmusik, Bayern-Hymne und Fröhlichkeit - und einem Schreckmoment.

Alle waren sie da: die Habsburger, die Esterhazys, die Liechtensteins, die Sachsen-Coburger und viele andere Vertreter namhafter Familien. Die Wittelsbacher hatten am Samstag nach München geladen zur kirchlichen Hochzeit von Ludwig Prinz von Bayern, dem Ururenkel des letzten Bayern-Königs Ludwig III., und seiner Braut Sophie-Alexandra. Rund um die Trauung in der barocken Theatinerkirche St. Kajetan ging es fröhlich zu. Eine bayerische Märchenhochzeit, mit Blasmusik, Bayern-Hymne, Trachten, eleganten Kleidern, ausgefallenen Hutkreationen und etwas Aufregung - typisch Familienfest eben.

«Es war wonderful», zeigt sich die Braut nach dem Festgottesdienst erfreut. Und ihr Ehemann sagte mit breitem Grinsen: «Wir sind sehr glücklich.» Vergessen der Moment, als Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern während der Trauung umgekippt war. War es die Aufregung? Der Kreislauf? Doch schnell gab es Entwarnung. Nach einem Getränk sei es ihr gleich wieder besser gegangen, meldete die Verwaltung des Hauses Wittelsbach. Auch die 33-Jährige sagte: Ihr gehe es wieder sehr gut.

Davon zeugte auch ihr strahlendes Gesicht, mit dem sie schon bei ihrer Ankunft kurz vor Beginn des Gottesdienstes die Schaulustigen hinter den Absperrungen begrüßt hatte. Ein Raunen ging durch die Menge, als sie in ihrem langen, weißen Spitzenkleid und dem zarten Schleier über den Odeonsplatz zur Kirche schritt, begleitet von ihren Trauzeuginnen und Blumenkindern. Eine ukrainische Designerin hatte Tulpen und Ahornblätter in den Schleier gewoben, in Anspielung auf die niederländisch-kanadische Herkunft der Braut, dazu einen Löwen, das Wappentier des Freistaats. Das Haupt der Braut krönte eine silberne Tiara, in der Hand hielt sie einen Strauß aus Maiglöckchen. 

Der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx zelebrierte den Gottesdienst und nahm Sophie-Alexandra vor der Kirche in Empfang. Ein Küsschen der Braut noch für ihren Vater Dorus Evekink, dann zog sie an seinem Arm in die Kirche hinein, während die Glocken festlich läuteten und endlich die Sonne hinter den Wolken hervorkam.

Der Bräutigam (40) war schon am frühen Morgen mit seiner Mutter Beatrix erschienen, sein Vater Luitpold von Bayern begleitete die Brautmutter Veronica Taylor. Sie schritten durch die Reihen der Gebirgsschützen, Trachtenvereine, Blumenkinder und Blasmusiker, die Spalier standen. Unter den rund 1000 Gästen in der Kirche war auch Prominenz wie der ehemalige Rennfahrer Leopold «Poldi» von Bayern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war ebenfalls gekommen.

Standesamtlich hatten sich die beiden schon an Heiligabend trauen lassen, im kleinen Kreis. Umso mehr schienen sie nun das große Fest zu genießen. Nach der Trauung und dem Auszug aus der Kirche strahlten sie glücklich in die Kameras. Um einen Kuss mussten die Fotografen nicht lange bitten - der kam prompt und innig, zur Freude auch der Schaulustigen, die diesen Moment sehnlichst erwartet hatten.

Lilli Schick, eigens aus Hamburg angereist, hatte einen Platz ganz vorne ergattert. «Sehr elegant», kommentierte sie das Brautkleid. Sie finde die Geschichte der Wittelsbacher spannend, «und dass sie hier so präsent sind». In der Tat zeigte sich das Brautpaar volksnah. Bevor beide nach der Kirche in den schwarzen Oldtimer stiegen, winkten sie den Menschen ringsum fröhlich zu. «Dankeschön fürs Kommen», rief Ludwig Prinz von Bayern immer wieder.

Auf Schloss Nymphenburg wurde weitergefeiert. Wittelsbacher-Chef Franz Herzog von Bayern (89) hatte zu einem Empfang in die Prunkräume und den Schlossgarten eingeladen. Hier schnitt das Brautpaar auch gemeinsam die mehrstöckige Hochzeitstorte an, eine Prinzregentorte mit Pistazien, eingedeckt in hellblau mit weißem Rankenmuster. Zudem warf Sophie-Alexandra von der Schlossterrasse aus in hohem Bogen ihren Brautstrauß in die Menge, der bei der Fängerin große Freude auszulösen schien. Abends ging es zu einem Fest ins Schloss Schleißheim mit Freunden und Familie, bekocht von Sternekoch Jan Hartwig.

Ein runder und fröhlicher Tag, mit vielen Verwandten und Freunden des Brautpaares, das sich in der Entwicklungshilfe engagiert. Ludwig Prinz von Bayern hat Jura studiert und ist im Vorstand der Stiftung Hilfsverein Nymphenburg. Seine Frau ist Politik- und Kriminalwissenschaftlerin, arbeitete schon bei den Vereinten Nationen in New York und unterrichtet derzeit an der Universität Oxford im Rahmen eines Doktorandenprogramms.

Als Geschenke zur Hochzeit wünschten sie sich Spenden für humanitäre und soziale Projekte. Man sei sich der akuten Not vieler Menschen durch weltweite Krisen und ihre Auswirkungen bewusst, erklärten sie. Auf ein Fest verzichten wollten sie dennoch nicht: «Hochzeiten wurden immer schon auch in dunklen Zeiten gefeiert, nicht zuletzt, um die Zuversicht zu erhalten.»

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