Hohe Kosten im Stillstand
Katastrophenjahr für Therme Erding

06.02.2021 | Stand 06.02.2021, 6:00 Uhr

"Jede weitere Woche Lockdown kostet die Therme Erding und das Hotel Victory über eine Million Euro. Ich hoffe, das ist unseren Politikern bewusst", erklärt Geschäftsführer Jörg Wund. −Foto: Therme

Die Therme Erding ist, Stand Samstag, exakt 200 Tage geschlossen. Die Zwischenbilanz: Über eine Million fehlende Gäste, enorme Umsatzverluste und aktuell rund 1000 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Alles in allem leidet der gesamte Tourismus im Landkreis Erding unter der geschlossenen Therme, die mit 1,86 Millionen Besuchern im Jahr 2019 mehr Besucher verzeichnete, als das Schloss Neuschwanstein. Und aus Sicht des Managements ist noch immer kein Ende des Dornröschenschlafes in Sicht.

Schießungsszenario war "vorher unvorstellbar"

"Freitag der 13. März" im März des vergangenen Jahres wurde seinem Ruf gerecht: Die Therme Erding erhielt im ersten Lockdown den ersten Schließungsbescheid. Darauf folgten insgesamt 103 Tage, in denen die größte Therme der Welt komplett leer stand. In der kurzen Öffnungsphase im Sommer "wurde mit einem umfangreich ausgearbeiteten Hygiene-Konzept und Besucherlimitationen, die weit unter den behördlichen Vorgaben lagen, ein sicherer Badebetrieb gewährleistet", betont das Management.

Dennoch folgte am 2. November des vergangenen Jahres die erneute Schließung der gesamten Therme Erding sowie des Hotels Victory auf noch immer unbestimmte Zeit.

Jetzt blickt am Samstag die größte Therme der Welt auf mittlerweile 200 Schließtage zurück. "Ein Szenario, das für Inhaber und Geschäftsführer Jörg Wund vorher unvorstellbar war", erklärt das Unternehmen: In den vergangenen 20 Jahren vor Beginn der Pandemie wurden Störungen über Nacht behoben und Reparaturen in den frühen Morgenstunden ausgeführt, um den Gästen nicht eine einzige Schließstunde zumuten zu müssen. Der Betrieb lief durchgehend 365 Tage im Jahr.

Auch jetzt kann die Therme Erding trotz Schließung nicht einfach stillgelegt werden. Die Lüftungsanlagen beheizen alle Bereiche auf 22 Grad Celsius, um die Palmen gesund zu halten. Die komplette Schwimmbadtechnik muss ebenfalls 24 Stunden am Tag auf reduziertem Betrieb laufen, um teure Standschäden zu vermeiden.

Betriebskosten betragen 65 Prozent – Einnahmen fehlen aber

Für die Instandhaltung des Bades werden weiterhin Techniker, Gärtner sowie Teamleitungen beschäftigt. "Dementsprechend betragen die Betriebskosten weiterhin 65 Prozent und das ohne jegliche Einnahmen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden an diesen 200 Tagen über 35 Millionen Euro umgesetzt. Dazu fehlen noch weitere 9 Millionen Euro Umsatz, die das Hotel Victory Therme Erding erzielte", erklärt das Unternehmen.

Die von der Bundespolitik zugesagten November- und Dezemberhilfen seien bis heute lediglich in Form von Abschlagszahlungen in Höhe von 300.000 Euro eingegangen, das entspreche 0,6 Prozent statt der zugesagten 75 Prozent: "Die Abschlagszahlungen decken die aktuellen Betriebskosten für weniger als drei Tage, für die anderen 197 Schließtage mussten über zehn Jahre angesparte Rücklagen verwendet werden."

Diese habe man dank sparsamen Wirtschaftens des gesamten Teams bilden können und waren für neue Attraktionen und Erweiterungen, wie ein zusätzliches Parkhaus und einen weiteren Hotelflügel eingeplant. Nach derzeitigem Stand drohe ein Millionenverlust in der Bilanz, wenn die zugesagten Hilfen nicht fließen.

Inhaber zeigt sich frustriert über die Politik

Jörg Wund, Inhaber und Geschäftsführer, zeigt sich frustriert über die Politik: "Seit der Beantragung der Hilfen im November- und Dezember haben sich die Antragsbedingungen mehrfach geändert und selbst jetzt im Februar gibt es noch nicht alle Formulare, um die notwendigen Gelder beantragen zu können. Nach meinem derzeitigen Informationsstand fallen die Überbrückungshilfen III, die ab Januar gelten, noch weit geringer aus."

Die Therme habe mit ihrem Hygienekonzept im Sommer erfolgreich bewiesen, dass sie eine sichere, gesundheitsfördernde Einrichtung ist. Auch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es in Bädern und Thermen kein erhöhtes Infektionsrisiko, im Gegenteil: Sowohl das Thermalwasser, wie auch die Saunawärme bekämpfen Viren effektiv, zudem leistet beides als präventiver Gesundheitsschutz inklusive Stressbewältigung einen wichtigen, gesellschaftlichen Beitrag. Deshalb hofft Jörg Wund auf eine individuelle Betrachtung der Thermen bei den Entscheidungen zur Wiedereröffnung, die er zeitgleich mit der der Gastronomiebetriebe sieht.

"Jede weitere Woche Lockdown kostet die Therme Erding und das Hotel Victory über eine Million Euro. Ich hoffe, das ist unseren Politikern bewusst", erklärt Jörg Wund.

− hw/pk