Augsburg
Jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte erhält Niedriglohn

02.09.2020 | Stand 02.09.2020, 11:09 Uhr

−Symbolbild: dpa

Fast jeder fünfte deutsche Vollzeitbeschäftigte arbeitet einem Bericht zufolge zu einem Niedriglohn.

4,06 Millionen Menschen verdienen weniger als 2.270 Euro brutto pro Monat und fallen damit unter die Niedriglohnschwelle, wie die "Augsburger Allgemeine" (Mittwoch) berichtete. Die Zeitung berief sich auf eine ihr vorliegende Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl. Der Anteil der Niedriglohn-Empfänger an allen Vollzeitbeschäftigten ging demnach mit 18,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr um einen halben Prozentpunkt leicht zurück.

Besonders häufig Frauen betroffen

Besonders häufig sind Frauen Niedriglohn-Empfänger, wie es weiter hieß. Mit 25,8 Prozent bekomme mehr als jede vierte Vollzeitbeschäftigte einen Niedriglohn, unter den Männern seien es 15,5 Prozent. In Ostdeutschland arbeite bei einem Anteil von 30,4 Prozent jeder dritte Vollbeschäftigte im Niedriglohnsektor, in Westdeutschland mit 16,3 Prozent jeder sechste. Am höchsten sei der Niedriglohn-Anteil in der Gastronomie mit 63,4 Prozent.

Unter allen Bundesländern liege der Niedriglohnanteil mit 36,9 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten, in Bayern und Baden-Württemberg mit je 15 Prozent am niedrigsten. Unter den westdeutschen Bundesländern verbuchten Schleswig-Holstein mit 21 Prozent sowie Berlin und Niedersachsen mit je 20 Prozent die höchsten Werte.

"Immer ein Armutslohn"

Linken-Politikerin Ferschl sagte zu den Ergebnissen: "Dass so viele Vollzeitbeschäftigte nur einen Niedriglohn verdienen, zeigt, dass der gesetzliche Mindestlohn noch immer ein Armutslohn ist." Tiefe Sorge bereite ihr der überdurchschnittlich hohe Niedriglohnanteil bei Beschäftigten ausgerechnet in den Wirtschaftszweigen, die aktuell besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen seien, etwa im Gastgewerbe. Ferschl forderte eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro. "Der Mindestlohn muss dabei helfen, den Niedriglohnsektor zu überwinden."

Die von der Bundesregierung errichtete Mindestlohnkommission hat Ende Juni empfohlen, den gesetzlichen Mindestlohn bis 2022 in vier Schritten von derzeit 9,35 Euro auf 10,45 Euro zu steigern.

− kna