Entscheidung nach den Osterferien
Grenzlandkreise: Weiter keine Perspektive für Schulöffnungen

16.03.2021 | Stand 21.09.2023, 23:18 Uhr

Ein Viertklässler wirft nach einem selbst durchgeführten Coronatest sein Teströhrchen in einer Münchner Grundschule in eine Sammelbox. Klassenzimmer seien keine Testzentren, kritisieren Lehrerverbände. −Foto: dpa

In vielen Regionen Bayerns sind seit Montag die Schulen wieder offen. Nicht so in den Grenzlandkreisen zu Tschechien – und daran wird sich vorerst nichts ändern.

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Wegen hoher Inzidenzwerte deutlich über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen dürfen hier nur Abschlussklassen zum Unterricht. Bestrebungen der Grenzregionen, durch ein selbst entwickeltes Konzept auch in Hochinzidenzgebieten den Schülern wieder mehr Präsenzunterricht zu ermöglichen, wurden von der Staatsregierung in der Kabinettssitzung am Dienstag zwar positiv aufgenommen.



Doch ob und gegebenenfalls welche Möglichkeiten und Modelle es für Schulen und Regionen geben könnte, trotz hoher Inzidenzen wieder Präsenzunterricht zu ermöglichen, könne man frühestens nach den Osterferien entscheiden, machte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinettssitzung deutlich. Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sei gebeten worden, seinerseits Konzeptionen zu erarbeiten.

Söder: Testpflicht für Schüler und Lehrer einführen

Solle in Regionen mit einer Inzidenz von mehr als 100 über weitere Möglichkeiten nachgedacht werden, sei es unabdingbar, dass dann aus Testangeboten Testpflichten gemacht würden, so Söder. Derzeit würden 40 Prozent der Lehrkräfte, aber nur neun bis zehn Prozent der Schüler getestet. Das müsse "engmaschiger" werden. Zudem müsse es Regelungen geben, wie im Fall eines positiven Tests zu verfahren sei. Zu den Perspektiven für Hochinzidenz-Regionen wie den Grenzlandkreisen nach Tschechien zählt Söder die Überlegung, die 4. Jahrgangsstufe der Grundschulen als Abschlussklasse zu werten und so den Schülern inzidenzunabhängig die Rückkehr zum Präsenzunterricht zu ermöglichen.

Was die Testmöglichkeiten angeht, sei man offen sowohl für Pool-Tests, wie von den Grenzlandkreisen in ihrem Konzept vorgesehen, als auch für Gurgeltests wie in Österreich, so Söder. Die Versorgung der Schulen (und Kitas) mit Selbsttests sei derweil voll im Gange, betonten Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Millionen Tests würden derzeit mit Hilfe des Technischen Hilfswerkes (THW) verteilt. Was die Selbsttests angeht, sieht Schulminister Michael Piazolo weiter das Testen unter Anleitung von Lehrern und Erklärvideos als Lösung.

Lehrerverbände gehen auf die Barrikaden

Lehrerverbände indes gehen auf die Barrikaden: Tests müssten von externen Organisationen außerhalb der Klassenräume durchgeführt werden, keinesfalls in Verantwortung der Lehrer – Klassenzimmer seien keine Testzentren, heißt es beim Bayerischen Realschullehrerverband (brlv). Der Bayerische Philologenverband (bpv) klagt, ein sicherer Unterricht sei nicht gewährleistet. Und beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) gibt man sich resolut: "Bevor die Kolleginnen und Kollegen nach Ostern alle wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, muss jeder von ihnen ausnahmslos ein Impfangebot erhalten haben."

Zwar seien 95 Prozent der Lehrer in Bayern Beamte, so Piazolo. Aber das bedeute nicht, dass der Umgang mit den Lehrern nach dem Prinzip von "Befehl und Gehorsam" funktioniere. Er suche deshalb das Gespräch.