Vilshofen
Müll, Lärm und Alkohol: Problemzone Bahnhof

03.06.2019 | Stand 20.09.2023, 6:50 Uhr

Pizzaschachteln und Plastiktüten liegen neben dem Mülleimer vor dem Bahnhof. Vom gegenüberliegenden Ärztehaus beobachtet Dr. Heide Kevill immer wieder Jugendliche, die dort stundenlang sitzen, Alkohol trinken, rauchen und laute Musik hören. −Foto: Baumgartl

Mit dem Frühling kamen die Probleme. Das Bahnhofs-Umfeld entwickelte sich zu einem Treffpunkt für Jugendliche, der mittlerweile auch die Behörden beschäftigt. Polizei, Stadt und Kreisjugendamt bemühen sich gemeinsam um eine Lösung. Das Problem beschreibt Dr. Heide Kevill, die im Ärztehaus gegenüber dem Bahnhof eine Praxis betreibt, in einem Brief an die Stadt so: "Jugendliche, die lärmen, laute Musik spielen, sich betrinken (mit Bier und sogar Spirituosen), zeitweise auch zusammen mit erwachsenen Droge-/Medikamentenabhängigen und das Areal zumüllen."

Nach Beobachtungen der Ärztin hält sich eine Clique von 10 bis 15 Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor allem im Eingangsbereich und auf dem Vorplatz eines Pflegedienstes auf, der in einem Nebenflügel des Bahnhofsgebäudes untergebracht ist. Die Treffen, so Dr. Kevill gegenüber dem VA, fänden meist am Nachmittag und frühen Abend statt und dauerten zwei bis drei Stunden. Personen, die die Gruppe angesprochen hätten, berichteten von frechen Reaktionen, der Lärm schränke den Praxisbetrieb ein, es gebe Beschwerden von Patienten.

"Wir kennen das Problem und nehmen es ernst", sagt Bürgermeister Florian Gams. Dabei gehe es nicht darum, die Jugendlichen einfach vom Bahnhof zu vertreiben. "Dann treffen sie sich woanders und das Problem ist nur verlagert." Der städtische Sozialarbeiter Markus Abstreiter und Stadtjugendpflegerin Daniela Hartmann seien vor Ort, um in Kontakt zu den Jugendlichen zu kommen, auch das Kreisjugendamt sei eingebunden. Gerade habe die Stadt die Stelle der so genannten aufsuchenden Jugendarbeit von 17 auf 20 Stunden pro Woche erhöht. Gleichzeitig gebe es Polizeikontrollen und prüfe man, ob die Stadt Verordnungen erlassen solle, etwa ein Alkoholverbot am Bahnhof.

Ein solches hatte Vilshofens Polizeichef Wolfgang Meier den Stadträten bei der Sitzung des Hauptausschusses Anfang Mai vorgeschlagen. Er plädiert auch gegenüber dem VA für ein Alkoholverbot: "Dann haben wir eine Handhabe." Denn bislang können die Polizisten nur bei Ruhestörung einschreiten oder, wenn Jugendschutzbestimmungen missachtet werden: Die Beamten kassieren bei allen unter 18-Jährigen Schnaps und Zigaretten ein und nehmen den unter 16-Jährigen das Bier weg. Drogenkonsum oder Körperverletzungsdelikte habe man bislang nicht festgestellt.

Am Mittwoch ist laut Bürgermeister Gams eine Besprechung von Stadt, Polizei und Bundespolizei anberaumt. Auch ein Alkoholverbot wird dabei Thema sein. Gams gibt dabei zu bedenken: "Damit trifft man alle, auch den harmlosen Ausflügler. Wir können nicht alles verbieten." Und Sozialarbeiter Markus Abstreiter betont: "Die Jugendlichen haben ein Recht darauf, sich im Freien zu treffen. Es geht darum, dass die Treffen in geordneten Bahnen ablaufen." Und: "Nicht jeder Jugendliche, der Zeit am Bahnhof verbringt, gehört zu der Clique."

− heb